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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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es fast noch zwei Wochen, und wenn Rose erst mal in Sicherheit war, würde ich mich mit Begeisterung auf die Suche nach diesem legendären verschollenen Schlüssel machen, von dessen Existenz Deacon anscheinend so fest überzeugt war.
    Insgesamt versetzte mich der Plan in eine gewisse Hochstimmung. Der einzige Nachteil war: Wenn er klappen sollte, musste ich Clarence töten.
    Theoretisch machte mir das nichts aus.
    In der Praxis jedoch musste ich mir vorher gründlich überlegen, welche Tricks diese gerissene Bestie möglicherweise auf Lager hatte. Denn irgendwie hatte ich den Eindruck, Clarence hatte sehr viel mehr drauf, als auf den ersten Blick ersichtlich war.
    Als ich aus dem Aufzug trat, rechnete ich schon damit, beide vor meiner Tür anzutreffen. Aber es war niemand da. Und da Clarence ohne meine Erlaubnis meine Wohnung nicht mehr betreten durfte - eindeutig ein Teil der Vorsichtsmaßnahmen hätte ich fast schon kehrtgemacht, um zu Deacon ins Pub zu fahren.
    Tat ich aber nicht. Es konnte gut sein, dass die Enthüllung, ich hätte die dunkle Seite verraten, alle Sicherheitsvorkehrungen aufgehoben hatte. Zumindest musste ich nachsehen.
    Ich zog das Messer und hielt es bereit. Dann öffnete ich die Tür und stieß sie auf.
    Und da war er.
    In seiner ganzen gedrungenen Pracht stand Clarence mit einem Bier in der Hand am Fenster. Kiera fläzte sich in einem Sessel, Füße auf dem Couchtisch.
    Sie drehte den Kopf und sah mich an. »Du dreckige Nutte!«, begrüßte sie mich. Offenbar Clarence’ Stichwort, denn er drehte sich nun ebenfalls um und sah mich aus großen, traurigen Augen an.
    »Wie seid ihr denn hier reingekommen?«, fragte ich möglichst unverfänglich. Ich machte zunächst einen auf Unschuld vom Land. Mal sehen.
    Kiera warf den Kopf in den Nacken. »Pah! Glaubst du, so ein billiges Schloss hält mich lange auf?«
    »Dann muss ich wohl nachrüsten«, sagte ich. Das Messer behielt ich in der Hand - womit meine Tarnung als Unschuldsengel vermutlich aufflog - und ging auf sie zu.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, wollte Kiera wissen. »Was sollte das mit Deacon Camphire?«
    »Ach du grüne Neune!« Ich hatte einen genervten, lässigen Tonfall angeschlagen. »Ist das euer Problem? Was glaubst du denn, dass ich getan habe? Ich habe versucht dem Kerl nahezukommen, um ihn auszuhorchen. Ich habe schon lange ein komisches Gefühl, was ihn betrifft.« Ich blickte Clarence ins Gesicht. »Du weißt, wovon ich rede, oder?«
    Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Interessant. Das war das erste Mal, dass er den großen Schweiger spielte. Was mir nicht besonders gefiel.
    »Dass du ihm nahegekommen bist, kann man wohl sagen«, bemerkte meine Partnerin.
    Ich ging um sie herum. »Verdammt, Kiera! Glaubst du wirklich, ich arbeite für die dunkle Seite? Ich kämpfe gegen meine natürliche Veranlagung, genau wie du! Und jetzt sag mir: Auf welcher Seite stehst du?«
    Sie schwang die Beine auf den Boden, beugte sich vor, war einsatzbereit. »Ich weiß genau, auf welcher Seite ich stehe. Und ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Du hast mich und Deacon gesehen«, sagte ich kühl. »Du hast gesehen, wie ich herausfinden wollte, wo das dritte Relikt ist.«
    Clarence atmete lautstark ein. Ich wandte Kiera den Rücken zu und ging zu ihm hinüber. »Herzlichen Dank euch beiden für die Unterstützung. Großer Gott! Ich ziehe los und versuche, etwas zu erreichen, etwas Gutes, Handfestes, und ihr unterstellt mir das Schlimmste?«
    »Bist du dir wegen des Teils sicher?«, fragte Clarence.
    Ich nickte.
    »Wieso? Wieso kannst du dir so sicher sein?«
    Sein Bier war alle. Ich nahm ihm die Flasche ab. Jetzt kam der schwierige Teil. »Ich habe gedacht, ihr wärt nicht einverstanden«, sagte ich auf dem Weg zur Küche. »Deshalb habe ich nichts gesagt. Aber ich hatte schon lange den Verdacht, dass er irgendwas weiß. Und das wollte ich auf eigene Faust herausfinden.« Ich öffnete den Kühlschrank, holte eine frische Bierflasche und schaute nach hinten, während ich den Deckel abmachte. »Du bist ziemlich sauer auf mich, was?«
    »Glücklich bin ich nicht gerade«, gab er zu. »Aber wenn die Information was taugt...«
    »Also ich glaube, die hat Hand und Fuß.« Ich brachte ihm das Bier und war darauf bedacht, dass sich bei der Übergabe unsere Hände berührten. Und dass ich ihm in die Augen schaute.
    Und dann - ja -, dann war ich drin. Im Bruchteil von Sekunden sah ich alles. Das Wissen und die dazugehörige Kunstfertigkeit, die

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