Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
schmalen Grat aus dorthin, wo der Boden noch breiter war. Er landete sicher, und ich atmete erleichtert auf, nur um gleich darauf von kaltem Grauen übermannt zu werden. Der Fangarm schlug aus, legte sich Deacon um die Hüfte und zog ihn rückwärts in die Tiefe.
    »Nein!«, brüllte ich. Rose rief Deacons Namen.
    Ich weiß nicht wie, aber plötzlich lag ich auf dem Bauch und streckte den Arm in den schwarzen Abgrund. Dorthin, wo Deacon verschwunden war. In die Nacht, in die Leere, in die Hölle.
    »Deacon!«, schrie ich, obwohl ich in dem Dunkel nichts sehen konnte. Ihn nicht. Penemue nicht. Nicht einmal die Feuer der Hölle. »Deacon!«, rief ich noch einmal. »Deacon! Hörst du mich?«
    Doch ich wusste: Es war vergebens. Er war verloren. Mein Magen rebellierte, ich würgte Galle hoch. Ich musste mich konzentrieren, um die Kontrolle zu behalten - auch wenn mein Dämonenpartner zurück in die Hölle verschleppt worden war, der er so verzweifelt hatte entkommen wollen.
    Darüber durfte ich jetzt nicht nachdenken. Wenigstens hatte Deacon uns etwas Zeit verschafft, und die würde ich nutzen. Es kam nicht in Frage, dass sein erzwungener Abstieg in die Hölle gleichzeitig mein und meiner Schwester Ende bedeuten würde.
    »Los, komm!« Ich packte Rose am Ellbogen und zerrte sie vom Abgrund weg. Sie stand dort, stocksteif und kreidebleich. Ihre Lippen bewegten sich, als wolle sie etwas sagen, könne aber die richtigen Worte nicht finden. »Rose!«, fauchte ich und zog sie weiter zum Aufzug. »Komm endlich!«
    Nicht, dass uns meine Entschlossenheit weitergeholfen hätte. Deacons Ableben hatte nicht auf magische Weise das Fahrstuhlgitter gelockert. Wir saßen immer noch im Keller fest, neben einem Loch zur Hölle, aus dem ein gigantischer Dämon jede Sekunde wieder auftauchen konnte.
    Scheiße!
    Einmal zerrte ich noch sinnlos am Gitter, dann verpasste ich dem verdammten Ding einen Tritt. Hier hatten wir es nicht mit gewöhnlichem Metall zu tun. Als Trainingsarena für übernatürliche Meuchelmörder war der Raum bis obenhin mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen geschützt. Wirklich prima.
    »Kannst du ein Portal fabrizieren?«, fragte Rose. »Kannst du uns hier rausbringen?«
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich, aber nichts geschah. Kürzlich hatte ich die Fähigkeit erworben, eine »Brücke« zu erschaffen, die meine Begleiter und mich durch Raum und Zeit beförderte. Erst vor ein paar Minuten hatte ich das noch geschafft, als Rose, Deacon und ich um unser Leben rennen mussten. Aber da waren wir von der Suche nach einem rätselhaften Gefäß zurückgekehrt. Ohne Zielobjekt hatte ich nichts, wo ich die Brücke andocken konnte.
    Langer Rede kurzer Sinn: Wir steckten fest.
    »Wir finden schon einen Ausweg.« Ich rüttelte wie wild am Gitter.
    »Lily ...« Sie sprach leise und viel zu ruhig. Was für mich hieß, sie hatte eine Heidenangst.
    Ich blickte nach hinten und wusste schlagartig den Grund. Ein Gebirgsmassiv stieg aus der Dunkelheit empor, wie eine Formation urzeitlicher Hügel in Zeitrafferaufnahme. Nur wurde der majestätische Anblick der rötlich schimmernden Berge seinerzeit nicht durch Dämonenschleim getrübt. Beim Anblick der zähflüssigen, rotzähnlichen Gallertmasse, die den Dämonenschädel zierte, hätte ich am liebsten gekotzt.
    Nicht, dass ich noch nie schuppige, schleimige Dämonen gesehen hätte - gleich am ersten Tag meines neuen Jobs hatte ich gegen einen Grykon gekämpft. Er war mehr oder weniger so groß wie ich gewesen. Ein Monster, klar, aber immer noch überschaubar. Das hier hingegen ...
    Allein der Kopf war groß wie ein ganzer Kombi, die gewaltigen, schmutzstarrenden Hörner, die mindestens ein Meter fünfzig links und rechts vom Schädel abstanden, gar nicht mitgerechnet.
    Seine Augen waren rot, die Pupillen schwarze Schlitze, und darin sah ich - ich schwörs - die Seelen der Verdammten. Nase hatte er keine, nur etwas, das aussah wie eine weggefaulte Öffnung, aus der grüner Schleim sickerte. Seine Haut erinnerte an die eines Elefanten, nur schien sie in Bewegung zu sein, als würden darunter Lebewesen hin und her huschen.
    »Lily ...« Wimmernd stand Rose neben mir.
    »Sieh nicht hin!« Ich schob sie hinter mich. Dann hob ich die Armbrust, deren Durchschlagskraft mir aber äußerst gering erschien. »Sieh nicht hin, schau weg. Wir kommen hier raus.«
    Ich hob die Hand und umschloss den Oris Clef, den dämonischen Schlüssel, den Penemue persönlich geschaffen und den ich erst vor

Weitere Kostenlose Bücher