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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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oben, oben, oben - bis er plötzlich ruckartig hielt, wendete und in die entgegengesetzte Richtung startete. Mit anderen Worten, zurück zu Penemue. Wohin ich nun definitiv nicht mehr wollte.
    Ich protestierte lautstark, aber wirkungslos. Penemue wartete dort unten, zwei Stockwerke tiefer, und wir flogen direkt auf ihn zu. Der Knollenkörper des Dämons füllte den gesamten Schacht aus, das schwarze Riesenmaul saugte uns an, als wären wir die Luft, die er zum Atmen brauchte. Als wären wir im Traktorstrahl eines verdammten Science-Fiction-Films gefangen. Wir bewegten uns abwärts, auf den klaffenden Schlund zu.
    Ich schrie und schlug in den Armen meines Kidnappers um mich, um Rose und mich loszueisen. Meine Reaktion war selbstverständlich ziemlich blöd, denn wenn er uns tatsächlich losließe, würde die Schwerkraft mich direkt in Penemues lauernden Mund segeln lassen. Kaum war mir diese unbedeutende Tatsache voll bewusst geworden, klammerte ich mich umso fester an meinen geflügelten Retter. Ich hatte keine Ahnung, wer das war oder was er vorhatte, aber zumindest bis er uns aus dem Aufzugschacht herausgebracht hatte, war er mein neuer bester Freund.
    Und jetzt gerade kämpfte mein Freund mit allen schmutzigen Tricks.
    Rumpf und Beine hatte er nach oben gedreht, sodass sein Kopf nach unten zeigte. Rose und ich wurden ganz nah an ihn herangezogen. Und dann stieß er ein Geheul aus, das direkt aus der tiefsten Grube der Hölle stammte, dem aus seinem Mund ein Feuerstoß folgte, der so heiß war, dass ich die Augen schließen und das Gesicht abwenden musste. Als der Feuerstoß sich aufgelöst hatte, blickte ich wieder hin, und was ich da sah, verschlug mir die Sprache - der ganze Schacht war weggeschmolzen, Penemue hatte sich verzogen, nur einen verbrannten Tentakel hatte er zurückgelassen, an dessen krossem Fleisch noch die Flammen leckten.
    »Er kommt wieder.« Die tiefe Stimme donnerte durch mich hindurch, sie klang roh und unmenschlich, gleichzeitig auch irgendwie vertraut. Ich hielt den Atem an, mir wurde angst und bange, als mir die schrecklichen Möglichkeiten durch den Kopf gingen.
    Darüber nachgrübeln konnte ich derzeit jedoch nicht. Denn jetzt machte der Geflügelte erneut kehrt, wir waren wieder nach oben unterwegs, und zwar so schnell, dass ich schon fürchtete, wir würden voll in das Gemäuer knallen und an massiven Blutergüssen zugrunde gehen.
    Grund zur Sorge bestand indes nicht. Als wir uns mit halsbrecherischer Geschwindigkeit der Decke näherten, ließ unser Retter einen weiteren Feuerstoß los und schmolz alle Hindernisse über uns weg. Wirklich ein praktischer Trick.
    Wir brachen ins Freie, hinaus in die Nacht, schossen hoch über die Stadt. Ganz Boarhurst lag unter uns, und die Lichter von Boston funkelten in der Ferne.
    Dann ging das Wesen in einen Sinkflug über, und als es uns sanft auf einem Flecken Gras absetzte, schlug mir das Herz bis zum Hals. Es ließ uns los, trat zurück, klappte die Flügel ein und kauerte sich mit gesenktem Kopf vor uns nieder.
    Roses Atem ging stoßweise. Wie ein Krebs bewegte sie sich langsam von ihm weg.
    Ich blieb, wo ich war, die Hand am Messergriff.
    Aber ich griff ihn nicht an. Ich kannte dieses Wesen von irgendwoher, davon war ich fest überzeugt. Aber woher?
    Und als er den Kopf hob, sah ich die Antwort in seinen Augen.
    »Deacon?«
    Etwas Dunkles blitzte in diesen Augen auf, er machte einen Satz, bleckte die Zähne, öffnete den Mund, als wäre der nächste Feuerstoß schon unterwegs.
    Rose schrie. Ich warf sie zu Boden, rollte mich ab und zog das Messer. Gleichzeitig fragte ich mich, wozu das gut sein sollte gegen einen Dämon, der Feuer speien konnte, wie Deacon es uns soeben gezeigt hatte.
    »Geh«, sagte er, seine Muskeln zitterten förmlich, so sehr musste er sich zurückhalten.
    Ich ging nicht. Ich blieb stehen, eingeschüchtert, erschüttert und mehr als nur ein wenig entgeistert.
    »Geh«, wiederholte er. »Such den letzten Schlüssel. Finde ihn, bevor es zu spät ist.«

3
    »Was hat er damit gemeint?«, fragte Rose. Sie war längst nicht so sehr außer Atem, wie ich nach unserem Langstreckenlauf vermutet hätte. Offenbar profitierte sie von Kieras hervorragend durchtrainiertem Körper. »Mit dem letzten Schlüssel?«
    Wir befanden uns in einem Park mehrere Meilen von dem Ort entfernt, an dem uns Deacon abgesetzt hatte. Wir waren schleunigst auf und davon, ehe Deacon die Kontrolle über seinen inneren Dämon verlieren und uns die Köpfe

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