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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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dünne Mondsichel grinste mich inmitten verstreuter Sterne an. Der Himmel war lilafarben und klar. Und vor mir erstreckte sich der Friedhof mindestens vierhundert Meter weit bis zu einer riesigen Hecke, die ihn vom Haus unseres nächsten Nachbarn trennte.
    Da ich mich nun auf einem Friedhof befand, kam es mir grob unhöflich vor, weiter wütend durch das Gras zu stapfen. Deshalb ging ich langsamer und leiser. Die meisten Grabsteine bestanden aus geschwärztem Granit oder Marmor und die Inschriften waren verblichen oder in der Dunkelheit nicht zu entziffern. Einige Namen konnte ich lesen und ebenso einige Daten, die bis achtzehnhundertwasweißich zurückreichten. Ich konnte der Versuchung, sie zu berühren, nicht widerstehen, deshalb lief ich mit ausgestreckten Händen weiter, tätschelte mal hier einen Grabstein oder strich mal dort mit den Fingern über einen Namen. Die Steine waren kalt und rau und schmierig. An einigen Grabsteinen klebten welke Blumen. Es gab kein erkennbares Muster in der Anordnung der Gräber. Kaum dachte ich, ich hätte eine Reihe gefunden, wand sie sich zu einem sonderbaren Oval oder führte in eine Art Hof. Natürlich war es nicht so, als könnte ich mich hier richtig verirren, denn schließlich konnte ich die schwarze Masse der Bäume rund um mein Haus gut erkennen – genauso wie das Nachbarhaus auf der anderen Seite. Wer lebte da wohl? Gehörten ihnen
auch die Felder Richtung Süden oder wurden die von einem anderen Farmer bewirtschaftet?
    Bis auf das leise Summen der Käfer im Wald war es still. Nur hin und wieder schrien sich die Krähen an. Ich sah zu, wie ein Schwarm fortflog und die Vögel einander lärmend neckten, was mich deutlich entspannte. Immerhin konnte ich inmitten der Toten ein bisschen Frieden finden. Mittlerweile waren sie wahrscheinlich alle zu Staub zerfallen. Bis auf Großvater vielleicht. Ich hielt Ausschau nach einem hellen, neuen Grabstein.
    Hätte ich ihn gemocht, wenn ich ihn jemals besucht hätte? Das hätte ich machen können. Ich hätte es tun sollen , nehme ich an. Aber ich hatte ihn nicht wirklich kennengelernt, und Dad erwähnte nie etwas, das mit Moms Familie zu tun hatte, und deshalb hatte ich einfach mein Leben gelebt, ohne weiter drüber nachzudenken. Und jetzt würde Grübeln auch nichts mehr nutzen.
    In drei Metern Entfernung bewegte sich eine Statue. Ich erstarrte und duckte mich hinter einen anderthalb Meter hohen Obelisken, der aussah wie das Washington Monument. Als ich um die Ecke spähte, wurde mir klar, dass die Statue Jeans und ein T-Shirt trug. Ihre Haarspangen glitzerten lila im Mondlicht. Ich war ein Blödmann.
    Das Mädchen saß auf der Erde und lehnte sich an einen neuen Grabstein. Neben ihr lag ein aufgeschlagenes Buch und eine blaue Einkaufstüte aus Plastik wehte an ihr Knie. Sie war dünn und hatte eine schräge Kurzhaarfrisur, die so theatralisch hochstand, wie ich es mochte. Als könnte ich mit den Fingern durch ihre Haare fahren, ohne dass sie mich anmeckern würde, weil ich ihre Frisur ruinierte (wie ein paar andere Mädchen, die ich hier nicht erwähnen will). Ich wollte schon Hi sagen, als sie ein Taschenmesser herausholte und an ihren Daumen hielt.
    Was zum Teufel hatte sie vor?

    Erst zögerte sie, aber dann presste sie die Lippen zusammen und schnitt sich. Nein .
    Als das Blut von ihrem Daumen tropfte, musste ich an meine Mutter und die vielen Pflaster an ihren Händen denken.
    Ich erinnerte mich daran, wie Mom sich in den Finger geschnitten und wie sie das Blut auf einen Spiegel geschmiert hatte, um mir Bilder zu zeigen, die darin lebendig wurden. Oder sie ließ es auf einen kleinen Plastikdinosaurier tropfen und flüsterte ein Wort, damit der Stegosaurus mit dem Stachelschwanz wedelte. Ich wollte nicht daran denken, und ich wollte auch nicht erkennen, dass es kein Wahn war, den nur wir beide geteilt hatten.
    Das Mädchen beugte sich herab und flüsterte dem vor ihr liegenden Blatt etwas zu. Es erschauerte, entrollte sich und wurde hellgrün.
    Verdammte Scheiße.
    Sie hob den Blick und sah mich, wie ich mit offenem Mund dastand. Es konnte verdammt noch mal nicht sein, was ich gesehen hatte. Es war nicht möglich. Nicht hier, nicht schon wieder.
    Als ich den Mund zumachte, rappelte sie sich auf und versteckte das Taschenmesser hinter ihrem Rücken.
    Ich ging um den Grabstein herum und löste mühsam den Blick von dem Blatt. Dann sah ich sie an. »Tschuldigung«, stammelte ich. »Ich bin zufällig vorbeigekommen, und da habe ich

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