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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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bei mir bleiben wirst, damit ich nie wieder Angst vor etwas haben muss.«
    Die Eindringlichkeit in Emilias Stimme verwirrte den Jungen. Ihre geflüsterten Worte erschienen ihm wie ein verzweifeltes Flehen, wie eine dringende Bitte, deren Antwort keinerlei Aufschub gewährte. Trotz seines überhitzten Körpers fröstelte Henry plötzlich.
    »Emilia, Henry, muss man euch immer zweimal bitten? Wo steckt ihr denn bloß wieder? Nun kommt doch endlich!«
    »Versprich es, Henry!«
    »Ich verspreche es«, flüsterte er benommen und wollte bereits einen ersten Schritt auf den kleinen Kiesweg zu machen, der zum Haus führte. Da hielt ihn Emilia erneut zurück.
    »Was, Henry? Bitte, sprich es aus! Was genau versprichst du mir? Ich muss es hören! Jetzt!«
    Henrys Kehle war trocken. Er schluckte und legte, überfordert von Emilias seltsamen Anliegen, verständnislos die Stirn in Falten. Was verlangte sie da von ihm? Warum hier, warum ausgerechnet jetzt? Er wollte nachfragen, wollte wissen, was in ihr vorging. Stattdessen nahm er behutsam ihr Gesicht in beide Hände. Seine Lippen formten die Worte ganz von allein. »Ich verspreche, dass ich für immer bei dir bleiben werde«, sagte er, wobei er jede einzelne Silbe betonte, als leistete er einen Schwur vor Gericht. »Du sollst niemals Angst haben müssen oder Leid erfahren. Ich passe auf dich auf, Emilia, solange ich lebe!«
    Die Luft um sie herum schien mit einem Mal zu knistern, zu vibrieren, obwohl nicht der leiseste Wind ging. Einen Moment lang sah Emilia ihn so durchdringend an, als wollte sie seine Worte auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen. Doch dann lächelte sie und legte mit einem erleichterten Seufzer ihren Kopf an seine Brust, dorthin, wo sein Herz schlug. Henry schloss die Arme um ihren schlanken Körper und starrte in die Ferne. Er fühlte sich wie im Fieber. Sie kannten sich, seit sie fünf waren, also beinahe ihr ganzes bisheriges Leben lang. Sie waren wie Geschwister nebeneinander aufgewachsen, hatten Geheimnisse ausgetauscht, sich gestritten, wieder versöhnt und die Sommermonate gemeinsam hier, abseits der Stadt, auf dem herrlichen Landsitz der Familie Wellington, verbracht.
    Und dennoch war Henry, als hätte sie erst dieser seltsame Augenblick, das Hier und Jetzt, wahrhaft aneinandergekettet und ihrer Beziehung eine ganz besondere Bedeutung verliehen. Beinahe so, als hätte er Emilia soeben ein Versprechen gegeben, das ihn von jetzt an unwiderruflich an sie band und sie beide auf ewig unzertrennlich machte. Und obgleich sich Henry nichts sehnlicher wünschte, als tatsächlich für immer an Emilias Seite zu bleiben, mischte sich ein eigenartiges Gefühl in seine Zuneigung zu ihr, das sein Innerstes in Unruhe versetzte. Henry versuchte, dieses Gefühl zu benennen, es einzuordnen und zu verstehen. Und als ihm schlagartig bewusst wurde, worum es sich handelte, schwor er sich mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, es für immer aus seinem Herzen zu verbannen. Er wusste nicht, was dieses Gefühl ihm mitteilen wollte, wo es doch nichts dort verloren hatte. Nicht an jenem Ort, der einzig und allein Emilia vorbehalten war. Und er würde höllisch aufpassen, dass sich dieses Gefühl auch niemals mehr Platz verschaffen und an seiner Liebe zu ihr rütteln konnte.
    Er würde sie ganz einfach aussperren und ihr kein Gehör schenken, dieser leise warnenden, zweifellos unbegründeten und dennoch verwirrenden Stimme der Angst.

 
    »Sag endlich, was passiert ist! Wo steckt er, Henry? Willst du mir weismachen, er wäre schon wieder entkommen? Du bist entweder ein Verräter oder ein elender Versager! Allmählich habe ich genug von deinen fadenscheinigen Entschuldigungen! Ich hatte dich neulich schon gewarnt, weißt du noch? Und damals meintest du, ich bräuchte mir keine Sorgen mehr zu machen, du hättest alles im Griff. Ha, dass ich nicht lache!«
    Ihr wutverzerrtes Gesicht war keinen Zentimeter von seinem eigenen entfernt und ihre Augen blitzten ihn zornig an.
    »Emilia, wenn ich es dir doch sage«, versuchte Jonathan sie zu besänftigen, obwohl er mehr als nervös war. »Ich hatte ihn hier, in diesem Zimmer, eingesperrt. Aber als ich ihn für ein paar Minuten allein gelassen habe, um nach Sarah zu suchen, muss er aus dem Fenster geflüchtet sein.«
    Emilia fasste sich an den Kopf. »Pah, kein Wunder. Du Idiot! Selbst ein ganz normaler Mensch könnte die paar lächerlichen Meter nehmen. Wie konntest du ihn kurz vor knapp entwischen lassen? Hast du denn gar nichts gelernt?

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