Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
zwischen all ihren Papieren vergraben sei. Ob ich warten wolle, bis sie ihn gefunden habe? Ich bat sie, ihn zu suchen, damit ich ihn am nächsten Morgen abholen konnte. Sie bombardierte mich mit Fragen. Mit dem unnachgiebigen Drängen in ihrer Stimme, wurde ich nicht fertig.
    »Tausend Grüße an Louisa«, unterbrach ich sie müde und hing trotz ihres vehementen Protests auf.
    Lotty und ich aßen im Dortmunder zu Abend. Wir fühlten uns beide überwältigt von der Ungeheuerlichkeit, die die Chigwellschen Aufzeichnungen ans Tageslicht gebracht hatten, und konnten nicht viel essen. Als wir zurückkehrten, rief ich bei Mr. Contreras an. Art junior hatte das Weite gesucht. Der alte Mann hatte Vorder- und Hintertür verriegelt, als er mit Peppy seinen Abendspaziergang machte, aber Art war aus einem Fenster gesprungen. Mr. Contreras fühlte sich elend; einmal hatte ich um seine Hilfe gebeten, und er hatte nichts für mich tun können.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe«, tröstete ich ihn. »Man kann niemanden vierundzwanzig Stunden am Tag im Auge behalten. Er ist schließlich zu uns gekommen, und wenn er unsere Hilfe nicht mehr will, auch gut. Wenn er seinen Hals in die Schlinge stecken will, können weder Sie noch ich ständig mit der Schere zur Hand sein.«
    Das heiterte ihn ein bißchen auf. Obwohl er sich zwischendurch immer wieder entschuldigen mußte, war es ihm doch möglich, über etwas anderes zu sprechen, zum Beispiel darüber, wie einsam Peppy ohne mich sei.
    »Ich vermisse euch beide«, sagte ich. »Sogar Sie, obwohl Sie mich ständig stören, wenn ich allein sein will.«
    Darüber lachte er beglückt. Als wir schließlich das Gespräch beendeten, war er zufriedener als ich. Obwohl es mir wirklich vollkommen egal war, was mit Art passierte, war ich mir doch nicht sicher, was er wußte. Der Gedanke, daß er sich mit seinem Vater in Verbindung setzen könnte, gefiel mir gar nicht.
    Von meinem Auftragsdienst erfuhr ich, daß Murray mich sprechen wollte. Ich rief ihn an und erzählte ihm, daß sich noch nichts Bestimmtes herauskristallisiert hätte. Er glaubte mir nicht, konnte mir das Gegenteil aber nicht beweisen.

37
    Der Hai greift an
    Ich fühlte mich betäubt und fiebrig und schlief, als ob man mich vollgepumpt hätte mit Drogen: tief, aber ohne wirklich Ruhe zu finden. Louisas tragische Geschichte tauchte wieder und wieder in meinen Träumen auf, und Gabriella ging auf italienisch hart mit mir ins Gericht, weil ich nicht besser auf unsere Nachbarin aufgepaßt hatte.
    Um sechs Uhr war ich endgültig wach, tigerte ruhelos durch Lottys Küche und wünschte, der Hund wäre da, wünschte, ich könnte joggen, wünschte, ich könnte Gustav Humboldt zwingen, mich anzuhören. Kurz vor sechs gesellte sich Lotty zu mir. Ihre angespannten Züge bewiesen, daß auch sie schlecht geschlafen hatte. Sie legte mir die Hand auf die Schulter und kochte dann wortlos Kaffee.
    Nachdem sie zu ihrer frühmorgendlichen Runde ins Beth Israel aufgebrochen war, fuhr ich in Richtung Süden zu Louisa. Wie immer freute sie sich, mich zu sehen, aber sie wirkte erschöpfter denn je. Ich befragte sie so sanft und feinfühlig wie möglich über den Beginn ihrer Krankheit, über die Zeit, als sie sich zum ersten Mal elend gefühlt hatte.
    »Erinnerst du dich an die Blutuntersuchungen, die sie immer gemacht haben - der alte Chigwell, der Blutsauger?«
    Sie lachte krächzend. »Ach du meine Güte, natürlich. Hab' gesehen, daß der alte Blutsauger versucht hat, sich umzubringen. Letzte Woche haben sie es in allen Fernsehsendern gebracht. Er war immer ein Schwächling, ist vor dem eigenen Schatten davongelaufen. Kein Wunder, daß er nicht verheiratet war. Keine Frau will so einen kleinen Wurm haben.«
    »Was hat er euch gesagt, als er euch das Blut abgezapft hat?«
    »Gehörte zu den Sozialleistungen der Firma. Jedes Jahr eine Untersuchung mit allem Drum und Dran, Blutabnehmen und so. Mir wär' so was nicht eingefallen. Wußte nicht, daß so was üblich ist. Aber der Betriebsrat war dafür, und uns war's egal. Mußten einen Vormittag nicht arbeiten und wurden trotzdem bezahlt.«
    »Ihr habt nie irgendwelche Befunde erfahren? Und sie haben sich auch nicht mit euren Hausärzten in Verbindung gesetzt?«
    »Ach, Mädchen.« Louisa winkte ab und hustete laut. »Wenn sie uns die Befunde gesagt hätten, hätten wir sowieso nicht gewußt, was sie bedeuten. Dr. Chigwell zeigte mir einmal meine Karteikarte, und ich sag' dir, sie sah aus, als ob sie auf

Weitere Kostenlose Bücher