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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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die verhinderte, daß ich irgendwelche Einfalle hatte. So wirkte die Angst. Ich umrundete den großen Hai, wagte aber nicht, die Harpune zu nehmen und ihn direkt zu attackieren. Ich haßte mich dafür, daß ich mich von ihm hatte einschüchtern lassen, aber dieser Haß blockierte mich nur.
    Um neun Uhr riß mich das Läuten des Telefons aus düsteren Träumereien. Ein Arzt des Beth Israel wußte nicht, wie er mit einer von Lottys Patientinnen verfahren sollte. Sie sprach eine Weile mit ihm, entschloß sich dann, bei der Geburt selbst dabeizusein, und ging.
    Am Tag zuvor hatte ich auch eine Flasche Whiskey besorgt. Jetzt schenkte ich mir ein Glas ein und versuchte, mich für John Waynes Fernsehpossen zu interessieren. Als das Telefon um zehn erneut klingelte, schaltete ich den Apparat aus. »Bei Dr. Herschel.«
    »Ich suche nach einer Frau namens Warshawski.« Eine kalte, gleichgültige Männerstimme. Das letzte Mal hatte sie gesagt, daß der Mensch, der ein Bad im Sumpf überlebt, noch nicht geboren sei.
    »Wenn ich sie treffe, werde ich ihr gern etwas ausrichten«, sagte ich so kaltblütig wie möglich.
    »Sie können sie fragen, ob sie Louisa Djiak kennt«, sagte die Stimme ungerührt.
    »Und wenn ja, was dann?« Meine Stimme flatterte trotz aller Anstrengung, sie gleichgültig klingen zu lassen.
    »Louisa Djiak wird nicht mehr lange leben. Sie kann zu Hause in ihrem Bett sterben, oder sie kann in einem der Becken hinter dem Xer-xes-Werk verschwinden. Die Entscheidung liegt bei Ihrer Freundin Warshawski. Louisa befindet sich im Augenblick bei Xerxes. Sie ist absolut ruhiggestellt. Alles, was Sie tun müssen - alles, was Sie Ihrer Freundin Warshawski ausrichten müssen, ist, daß sie zu Xerxes fahren und sich Louisa ansehen soll. Wenn sie das tut, wird die Djiak morgen früh in ihrem Bett aufwachen, ohne je zu erfahren, daß sie die Nacht nicht dort verbracht hat. Aber wenn die Warshawski in Polizeibegleitung aufkreuzt, müssen die Taucher erst in Xerxin baden, bevor Louisa Djiak ihr christliches Begräbnis kriegt.« Ende.
    Ein paar Minuten verschwendete ich, um mir sinnlose Selbstvorwürfe zu machen. Ich hatte nur mich im Auge gehabt und vielleicht noch Lotty, aber ich hatte nie daran gedacht, daß Louisa gefährdet sein könnte. Abgesehen davon hatte ich Jurshak erzählt, daß ich ihr Geheimnis kannte. Wenn sie und ich tot wären, würde nie wieder jemand von all dem sprechen, und er wäre sicher.
    Dann zwang ich mich, ruhig nachzudenken. Als erstes mußte ich mich auf den Weg machen: Unterwegs, während der langen Fahrt nach Süden, konnte ich dann irgendeine brillante Strategie entwickeln. Ich steckte ein Reservemagazin in meine Jackentasche und schrieb eine Nachricht für Lotty. Es wunderte mich, daß meine Handschrift aussah wie immer.
    Ich wollte schon die Wohnungstür abschließen, als mir der Trick einfiel, mit dem sie Mr. Contreras vor ein paar Tagen aus der Wohnung gelockt hatten. Ich wollte nicht in die gleiche Falle laufen. Ich mußte mich vergewissern, daß Louisa tatsächlich nicht zu Hause war. Niemand nahm den Telefonhörer ab. Ich tätigte noch ein paar hektische Anrufe, erfragte von Mrs. Cleghorn Namen und Telefonnummern einiger SCRAP-Mitarbeiter und erfuhr, daß Caroline gegen vier ins Büro zurückgekehrt war. Im Augenblick befand sie sich in einer Besprechung mit einem Anwalt der Umweltschutzbehörde, die wahrscheinlich bis weit in die Nacht dauern würde.
    Mrs. Santiago, die Frau, die jetzt im alten Haus meiner Eltern wohnte, erzählte mir, daß Louisa gegen halb neun in einer Ambulanz abtransportiert worden sei.
    Dann war es Zeit, sich auf die Socken zu machen. Ich wollte nicht allein fahren, aber Mr. Contreras mitzunehmen, wäre rücksichtslos ihm wie auch Louisa gegenüber gewesen. Ich dachte an Freunde, an die Polizei, an Murray, aber mir fiel niemand ein, den ich hätte bitten können, sich meinetwegen einer so großen Gefahr auszusetzen.
    Als ich Lottys Wohnung verließ, sah ich mich sorgfältig im Flur um. Jemand wußte, daß ich hier war - vielleicht wollten sie es sich einfach machen und mich erschießen, während ich die Treppe hinunterstieg. Immer an der Wand entlang durchquerte ich das Treppenhaus. Anstatt zur Vordertür hinauszugehen, stieg ich in den Keller hinunter, kam von hinten wieder auf die Straße und lief zur Busstation. Glücklicherweise kam gleich ein Bus. Ich kramte in meiner Jackentasche nach einer Fahrkarte, fuhr bis zum Irving-Park, ohne etwas wahrzunehmen, weder

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