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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Mülleimer versuchte ich, das Ganze abzukratzen.
    »Das macht nichts«, sagte Lotty gereizt. »Stell die Pfanne ins Spülbecken und erzähl mir den Rest. Die Firma argumentierte also so, daß sie für Krankheiten nicht zur Verantwortung zu ziehen sei, zumindest nicht für die Krankheiten derer, die vor 1975 dort arbeiteten. 1975 war das Jahr, in dem Ciba-Geigy die Toxizität von Xerxin feststellte. War es das?«
    »Ja. Abgesehen davon, daß ich nichts von Ciba-Geigy wußte oder davon, daß 1975 das entscheidende Jahr war. Und ich wette, daß sie behaupten, die Xerxin-Anteile in ihren Produkten drastisch verringert zu haben. So wird es zumindest in den Berichten stehen, die Jurshak für Humboldt verfaßt hat. Und ich wette weiter, daß die Analysen, die SCRAP durchgeführt hat, wesentlich höhere Werte nachweisen. Ich muß Caroline Djiak anrufen und die Sache aufklären.«
    »Aber, Vic«, sagte Lotty und kratzte geistesabwesend das verkohlte Huhn aus der Pfanne, »das erklärt noch immer nicht, warum sie die Arbeiter über mögliche Gesundheitsschäden nicht informiert haben.«
    »Die Versicherung«, sagte ich kurz angebunden und ging ins Gästezimmer, um mein Adreßbuch aus dem Koffer zu holen. Dann wählte ich Carolines Nummer und wartete. »Der einzige, der es uns definitiv sagen könnte, ist Dr. Chigwell, und der ist verschwunden. Ich bin nicht sicher, ob ich ihn zum Reden bringen würde, wenn ich ihn fände. Humboldt jagt ihm mehr Angst ein als ich.«
    Nach dem fünften Klingeln meldete sich Caroline. »Vic, hallo. Ich bringe Ma gerade ins Bett. Kannst du einen Augenblick warten, oder soll ich dich zurückrufen?«
    Ich sagte ihr, ich würde warten. »Verstehst du«, fuhr ich zu Lotty gewandt fort, »die Notizbücher bedeuten das Ende. Nicht notwendigerweise für alle Firmen Humboldts, aber mit Sicherheit für Xerxes. Ein guter Anwalt, der die Aufzeichnungen in die Hände kriegt, kontaktiert die Arbeiter oder ihre Familien, und ab geht die Post. Es gibt mittlerweile Präzedenzfälle. Humboldt hat keine Chance.«
    Kein Wunder, daß er verzweifelt genug gewesen war, mich persönlich zu sich zu bitten. Sein kleines Imperium war ins Wanken geraten. Frederick Manheim hatte recht gehabt: Es mußte allen Beteiligten vollkommen unmöglich erschienen sein, daß ein Privatdetektiv wegen Pankowski und Ferraro herumschnüffelte. Es stand ja viel mehr auf dem Spiel.
    Warum hatte Chigwell versucht, sich umzubringen? Weil ihn Reue überwältigte? Oder hatte ihm jemand mit einem Schicksal gedroht, das weit schlimmer war als der Tod, für den Fall, daß er Murray oder mir gegenüber irgend etwas ausplauderte? Die Leute, die ihn am Mittwoch abgeholt hatten, hatten ihn mittlerweile vielleicht umgebracht, falls sie der Meinung waren, daß sie sich auf ihn nicht mehr verlassen konnten.
    Ich glaubte nicht, daß ich je herausfinden würde, was wirklich passiert war. Noch sah ich irgendeine Möglichkeit, Nancys Tod eindeutig Humboldt anzulasten. Meine einzige Hoffnung war, daß die zwei Gangster, die Bobby eingebuchtet hatte, singen und Humboldt mithineinziehen würden. Aber auch diese Hoffnung war nicht sehr groß. Und selbst wenn sie reden würden, konnte jemand wie Humboldt sich auf tausend Arten vor den direkten Folgen seiner Handlungen schützen.
    Als Caroline wieder am Telefon war, fragte ich sie, ob Louisa eine Broschüre habe, in der die Xerxes-Sozialleistungen beschrieben wurden.
    »Keine Ahnung, Vic«, erwiderte sie ungeduldig. »Wozu brauchst du so was?«
    »Mit so was könnte man erklären, warum Nancy ermordet wurde und außerdem noch eine ganze Menge anderer unangenehmer Dinge.«
    Caroline stöhnte übertrieben laut. Sie wollte Louisa fragen und legte den Hörer aus der Hand.
    Nancy mußte über die tatsächliche Zahlen der Xerxes-Statistiken Bescheid gewußt haben, weil sie bei SCRAP als Umwelt- und Gesundheitsbeauftragte daran gearbeitet hatte. Als sie den Brief an Mariners Rest gefunden und die Beitragssätze gesehen hatte, mußte sie sofort erkannt haben, daß Jurshak Dreck am Stecken hatte. Aber wer hatte ihre Akten aus dem SCRAP-Büro entwendet? Oder vielleicht hatte sie sie bei sich, weil sie sich für eine Konfrontation mit Jurshak vorbereitete, und er hatte dafür gesorgt, daß sie vernichtet wurden. Aber die anderen Akten waren in ihrem Auto gewesen - demnach hatte er dort nicht nachgesehen.
    Als Caroline zum dritten Mal am Telefon war, sagte sie mir, daß Louisa glaube, sie habe irgendeinen Zettel, der aber

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