Blood Shot
heißen Joey Pankowski und Steve Ferraro.«
Weißhaar stand auf und schlenderte gemächlich zu einem Aktenschrank. Er bat mich, die Namen langsam und deutlich zu buchstabieren. Stumm die Lippen bewegend, sah er die alten Wählerlisten durch, bis sich seine Züge aufhellten. »Da haben wir sie ja - 1985 hat sich Pankowski zum letzten Mal registrieren lassen, Ferraro 83. Warum kommen Sie nicht mit den Schecks hierher? Arts Agentur kann sie einlösen, und wir sehen zu, daß die Jungs ihr Geld kriegen. Wir könnten sie dazu überreden, sich wieder registrieren zu lassen, und Sie würden Zeit sparen.«
»Vielen Dank«, sagte ich ernst. »Das Problem ist nur, daß beide persönlich eine Quittung unterschreiben müssen.« Ich dachte kurz nach und lächelte dann. »Hören Sie, geben Sie mir ihre Adressen, und ich werde heute nachmittag hinfahren, damit ich sicher bin, daß sie noch dort wohnen. Und nächsten Monat, wenn die Schecks ausgestellt werden, schick' ich sie einfach hierher zu Ihnen.«
Sie dachten ausführlich über meinen Vorschlag nach, fanden schließlich nichts daran auszusetzen und stimmten wortlos zu. Weißhaar schrieb Pankowskis und Ferraros Adressen in großen, runden Buchstaben auf einen Zettel. Ich dankte ihm liebenswürdig und ging wieder zur Tür.
Da kam ein junger Mann herein, zögernd, als wäre er nicht sicher, daß man ihn willkommen heißen würde. Er hatte kastanienbraune Locken und trug einen marineblauen Anzug, der die umwerfende Schönheit seines blassen Gesichts betonte. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals einem so gutaussehenden Mann begegnet zu sein - er hätte das Modell für Michelangelos David sein können. Als er schüchtern lächelte, kam er mir entfernt bekannt vor.
»Hallo, Art«, sagte Glatze. »Dein alter Herr ist nicht da.«
Der junge Art Jurshak. Der alte hatte nie so gut ausgesehen, aber das Lächeln des Sohnes rief einem die Wahlkampfplakate des Vaters ins Gedächtnis.
Er errötete. »Ist schon in Ordnung. Ich wollte mir nur ein paar Akten anschauen. Darf ich?« Glatze zog ungeduldig die Schulter in die Höhe. »Du bist Teilhaber der Firma deines Vaters. Mach, was du willst, Art. Ich denk', ich werd' 'ne Kleinigkeit essen gehen. Kommst du mit, Fred?«
Der weißhaarige Mann und der Zeitungsleser standen auf. Es war eine hervorragende Idee. Selbst ein schlecht verdienender Detektiv braucht zwischendurch was Warmes. Wir ließen den jungen Art allein.
Fratesis Restaurant war immer noch an der Ecke Siebenundneunzigste Straße und Ewing Avenue. Gabriella hatte es gemieden, weil die Küche süditalienisch und nicht piemontesisch war, aber das Essen war gut; es war ein Lokal für besondere Gelegenheiten. Jetzt um die Mittagszeit war nicht viel los. Die Pappmacheschwäne um den Brunnen in der Mitte des Restaurants, die mich als Kind entzückt hatten, waren zerdrückt und verblichen. Ich erkannte die alte Mrs. Fratesi hinter der Theke, aber das Ambiente wirkte so traurig, daß mir die Lust verging, mich ihr zu erkennen zu geben. Ich aß einen Eisbergsalat mit einer alten Tomate und eine Frittata, die überraschend leicht und gut gewürzt war. Dafür bezahlte ich bescheidene vier Dollar und ging. Ich hatte nicht gedacht, daß man in Chicago noch für vier Dollar essen konnte.
Es gab mehrere Möglichkeiten, mit Pankowski und Ferraro Kontakt aufzunehmen. Sollten sie verheiratet und Frau und Kinder zu Hause sein, würden sie nicht unbedingt über Louisa Djiak sprechen wollen. Oder doch? Möglicherweise würden sie gern an die goldene Jugendzeit erinnert werden. Je nachdem.
Steve Ferraros Haus lag in der Nähe des Restaurants, deshalb fuhr ich zuerst dorthin. Es war eines der unzähligen kleinen East-Side-Häuschen, allerdings etwas heruntergekommener als die Nachbarhäuser. Die Veranda war in letzter Zeit nicht gekehrt worden, wie mein kritisches Hausfrauenauge feststellte, und der Glastür hätten etwas Wasser und Seife nicht geschadet.
Ich klingelte; nichts rührte sich. Ich klingelte noch einmal und wollte gerade wieder gehen, als ich hörte, wie die innere Tür aufgeschlossen wurde. Eine alte Frau erschien, klein, kraushaarig und bedrohlich. »Ja«, sagte sie mit deutlichem Akzent.
»Scusi«, sagte ich. »Cerco il signore Ferraro.«
Ihr Gesicht hellte sich flüchtig auf, und sie antwortete auf italienisch. Warum ich ihn suchte? Eine alte Sache, die endlich geregelt sei? Wird das Geld nur an ihn ausbezahlt oder auch an seine Erben?
»Nur ihm«, sagte ich entschieden, aber
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