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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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untergetaucht in der altmodischen Wanne lag, kam mir der Gedanke, daß Chigwell vielleicht in einem Ärzteverzeichnis aufgeführt war. Ich hievte mich aus der Wanne und ging ins Schlafzimmer, um Lotty Herschel anzurufen. Sie wollte gerade die Praxis verlassen, die an der Ecke Irving Park/Damen Avenue lag.
    »Hat das nicht Zeit bis morgen, Victoria?«
    »Doch, hat es. Ich möchte diese blöde Sache nur so schnell wie möglich hinter mich bringen.« Ich gab ihr rasch eine Kurzfassung von Loui-sas und Carolines Geschichte. »Wenn ich diesen Chigwell nicht aufstöbere, hab' ich nur noch eine andere Spur, der ich nachgehen muß, und ich kann wieder mein normales Leben aufnehmen.«
    »Was immer das bedeutet«, sagte sie trocken. »Du weißt nicht zufällig den Vornamen des Mannes oder sein Fachgebiet? Natürlich nicht. Arbeitsmedizin wahrscheinlich, oder?«
    Ich hörte, wie sie in einem Buch blätterte. »Chan, Chessick, Childress. Kein Chigwell. Aber mein Verzeichnis ist nicht vollständig. Max hat wahrscheinlich ein besseres - warum rufst du ihn nicht an? Und warum läßt du zu, daß diese Caroline dich in die Mangel nimmt? Die Leute schikanieren einen nur, wenn man es ihnen gestattet, meine Liebe.«
    Mit dieser aufmunternden Bemerkung legte sie auf. Ich versuchte es bei Max Loewenthal, dem Verwaltungsdirektor des Beth Israel, aber er war bereits nach Hause gegangen. Wie jeder vernünftige Mensch. Nur Lotty blieb bis sechs Uhr in ihrer Praxis, und ein Detektiv arbeitet selbstverständlich rund um die Uhr. Auch wenn der Auftrag von einer schikanösen früheren Nachbarin stammt.
    Ich goß den Rest Whiskey ins Waschbecken und zog meinen Trainingsanzug an. Wenn ich hochgradig nervös und angespannt bin, hilft nur körperliche Bewegung. Ich holte Peppy bei Mr. Contreras ab - weder er noch der Hund waren nachtragend. Danach war die Unzufriedenheit weg. Der alte Mann briet Koteletts, und wir saßen da, tranken seinen fauligen Grappa und redeten bis elf.
    Am nächsten Morgen erreichte ich Max. Er hörte meiner Erzählung mit der gewohnten höflichen Liebenswürdigkeit zu, ließ mich anschließend fünf Minuten warten und teilte mir dann mit, daß Chigwell als Pensionär in Hinsdale, einem Vorort, lebte und mit Vornamen Curtis hieß. Auch die genaue Adresse nannte er mir. »Er ist neunundsiebzig, V.I. Wenn er nicht freiwillig redet, nehmen Sie ihn nicht zu sehr in die Zange«, sagte er nur halb im Spaß.
    »Vielen Dank, Max. Ich werd' versuchen, meine animalischen Impulse im Zaum zu halten, aber alte Männer und Kinder treiben mich in der Regel zum äußersten.«
    Er lachte und legte auf.
    Hinsdale ist ein gewachsener Vorort mit riesigen Eichen und eleganten Häusern zwanzig Meilen westlich des Loop. Es ist nicht die schickste Adresse Chicagos, aber es herrscht dort eine Atmosphäre unerschütterlicher Selbstsicherheit. Um mich der vornehmen Umgebung anzupassen, zog ich ein schwarzes Kleid mit weitem Rock und goldenen Knöpfen an. Eine Ledermappe vervollständigte das Ensemble. Beim Hinausgehen fiel mein Blick auf das blaue Kostüm am Boden, aber ich beschloß, es noch einen weiteren Tag dort liegen zu lassen.
    Wenn man in Richtung Norden und Westen aus der Stadt fährt, ist das erste, was einem ins Auge springt, die selbstverständliche Sauberkeit. Nach den Tagen in South Chicago kam ich mir vor wie im Paradies. Obwohl die Bäume kein Laub trugen und die Rasenflächen braun darniederlagen, war überall geharkt und alles für den Frühling vorbereitet. Hier glaubte ich bedingungslos daran, daß die braunen Matten grün werden würden, aber was nötig wäre, um rund um das Xerxes-Gelände Leben entstehen zu lassen, konnte ich mir nicht vorstellen.
    Chigwell lebte nahe dem Zentrum in einem weißen zweistöckigen Holzhaus neogeorgianischen Stils. Die gepflegten gelben Fensterläden und die alten Bäume und Büsche verstärkten die Aura hochherrschaftlicher Harmonie. Eine verglaste Veranda ging auf die Straße hinaus. Ich folgte dem Weg durch die Sträucher zum Seiteneingang und klingelte.
    Nach ein paar Minuten wurde die Tür geöffnet. Das ist das zweite, was in solchen Vororten auffällt: Wenn geklingelt wird, machen die Leute die Tür auf, sie spähen nicht durch Gucklöcher und schieben keine stählernen Riegel zurück.
    Eine alte Frau in einem strengen blauen Kleid stand stirnrunzelnd auf der Schwelle. Der finstere Ausdruck schien Gewohnheit zu sein und nicht mir persönlich zu gelten. Ich lächelte kurz und förmlich. »Mrs.

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