Blood Shot
Schulter. »Die mittlere Tür.«
Drei kleine Büros waren in die Wand hinter ihr eingelassen, jedes ungefähr zweieinhalb Quadratmeter groß. Eine Tür stand offen, und ich warf neugierig einen Blick hinein. Es war leer, aber nach den verstreuten Papieren auf dem Schreibtisch und den Diagrammen an den Wänden zu urteilen, die Produktionskurven und -tabellen darstellten, handelte es sich um ein Planungsbüro. Ein Schild auf der mittleren Tür verkündete, daß hier »Gary Joiner, Rechnungswesen, Werkssicherheit und Personal« beheimatet war. Ich klopfte und öffnete die Tür.
Joiner war ein junger Mann, ungefähr dreißig, mit sandfarbenem Haar, das so kurz geschnitten war, daß die rosa Kopfhaut durchschimmerte. Er saß stirnrunzelnd über einem Stapel Akten, sah aber auf, als ich eintrat. Sein Gesicht war fleckig, und er blickte mich mit sorgenumwölkten, unschuldigen Augen an.
»Danke, daß Sie sich Zeit für mich nehmen«, sagte ich munter, schüttelte seine Hand und erklärte, wer ich war. »Mein Besuch hat rein persönliche Gründe und nichts zu tun mit Xerxes. Ich versuche zwei Männer zu finden, die hier Anfang der sechziger Jahre gearbeitet haben.«
Ich holte aus meiner Tasche einen Zettel mit Joey Pankowskis und Steve Ferraros Namen und reichte ihn Joiner. Für etwaige Nachfragen hielt ich eine langweilige Erklärung parat, warum ich auf der Suche nach ihnen war, irgendwas mit Zeugen für einen Autounfall. Im Gegensatz zu Goebbels glaube ich nicht an die große Lüge, sondern an die kleine, langweilige Lüge - je langweiliger eine Geschichte, um so leichter läßt sie sich verkaufen.
Joiner studierte die Namen. »Ich glaube nicht, daß die hier arbeiten. Im Augenblick beschäftigen wir nur hundertzwanzig Leute, ich müßte die Namen kennen. Aber ich bin erst seit zwei Jahren hier, und wenn sie Anfang der sechziger Jahre hier gearbeitet haben ...«
Er nahm einen Aktenordner und blätterte ihn durch. Plötzlich fiel mir auf, daß es weder hier noch sonst irgendwo in der Fabrik Computer gab. Die meisten Personalsachbearbeiter wären in der Lage gewesen, die Angestellten über den Bildschirm ausfindig zu machen.
»Nichts zu machen. Aber wie Sie sehen, haben wir kaum Platz für die aktuellen Akten.« Er beschrieb mit einem Arm einen Bogen und stieß dabei einen Teil seiner Akten zu Boden. Als er sich bückte, um sie wieder aufzuheben, wurde er knallrot. »Wenn jemand kündigt oder pensioniert wird und hier nichts mehr anhängig ist - keine ungeklärten Rentenansprüche oder so - dann bringen wir die Akten per Schiff in unser Lager nach Stickney. Soll ich dort mal nachfragen?«
»Das wäre großartig.« Ich stand auf. »Wann kann ich Sie anrufen. Montag? Oder ist das zu früh?«
Er versicherte mir, daß Montag in Ordnung sei - das Lager liege auf seinem Weg nach Hause und er würde heute abend kurz haltmachen. Er schrieb gewissenhaft eine Notiz in seinen Taschenkalender und legte den Zettel mit den Namen dazu. Als ich an der Tür war, studierte er schon wieder seine Akten.
7
Die Jungs im Hinterzimmer
Ich hatte die Nase voll von der Stadt, dem Schmutz und den verbitterten, verkrampften Leuten. Zu Hause angekommen, zog ich Jeans an, packte ein paar Sachen ein, nahm den Hund und fuhr aufs Land, wo ich das Wochenende verbrachte. Obwohl es zu kalt und zu stürmisch war, um zu baden, verbrachten wir zwei belebende Tage am Strand; wir joggten, apportierten Stöcke oder lasen, je nach individuellem Temperament. Als ich spät am Sonntagabend nach Chicago zurückkehrte, hatte ich das Gefühl, meinen Kopf kräftig durchgelüftet zu haben. Ich übergab Peppy dem eifersüchtigen Mr. Contreras und ging zu Bett.
Dem Personalmenschen von Xerxes hatte ich gesagt, ich würde ihn am Montagmorgen anrufen, aber nach dem Aufwachen entschloß ich mich, ihn persönlich aufzusuchen. Falls er die Adressen von Pankowski und Ferraro hatte, konnte ich die Sache vielleicht an einem Vormittag erledigen. Und falls er vergessen hätte, im Lager nachzuforschen, würde ihn ein Besuch eher auf Trab bringen als ein Anruf.
Nachts hatte es geregnet, und die Kieshalde hatte sich in eine ölige Schlammpfütze verwandelt. Ich parkte so nah wie möglich am Seiteneingang und ging auf Zehenspitzen durch den Schlamm. Innen, im höhlenartigen Korridor, war es eiskalt; als ich die Glastür zum Verwaltungstrakt erreichte, zitterte ich. Joiner war nicht in seinem Büro, aber die freundliche Sekretärin sagte munter, ich solle zu einem der
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