Blood Sun
haben alles, was wir brauchen. Wir leben hier wie Könige, Mann. Du warst gut zu mir. Ich werde das niemals vergessen. Ich achte mich in keinem Stück so glücklich, als dass mein Sinn der Freunde treu gedenkt. «
Max lächelte.
Xavier zuckte mit den Schultern. »Das hat mir dieser verrückte Flint beigebracht, als wir zusammen im Käfig hockten und du losgezogen bist, um die halbe Welt in Schutt und Asche zu legen.«
»Glaubst du, er hat überlebt?«
»Er ist im geheimen Tal geblieben, weil er dort seltene Orchideen gefunden hat, die er rausschmuggeln will.«
Max war sich sicher, dass Flint damit ein kleines Vermögen machen würde.
»Untergehender Stern und ihr Bruder sind jetzt wieder bei ihren Eltern. Keine Ahnung, warum man die gefangen genommen hatte. Vielleicht haben die irgendetwas gesehen, was vertuscht werden sollte.«
»Die Verbrecher wollten ihr Blut haben.«
»Wie Vampirfledermäuse?«
»Schlimmer«, sagte Max.
Xavier bekreuzigte sich.
»Es ist gut, dass die Kinder und ihre Eltern wieder vereint sind«, sagte Max. Beim Gedanken an Untergehender Stern wurde ihm ganz warm ums Herz.
»Geht’s dir jetzt auch besser? Hast du alles über deine Mum erfahren, was du wissen wolltest?«
»Ja. Sie hat herausgefunden, dass diese Leute jedes Stück Regenwald aufgekauft haben, das sie kriegen konnten. Riesige Gebiete, zu denen niemand Zutritt hatte, wo sie tun und lassen konnten, was sie wollten.«
Das Schlauchboot kam näher. Max blickte seinen Freund forschend an. »Und du, Xavier? Dein Bruder fehlt dir sicher sehr, oder?«
Xavier nickte.
»Hast du schon eine Idee, was du mit deiner neuen Identität anfangen wirst?«, fragte Max.
»Na ja, seit ich mit dir im Dschungel war, träume ich davon, in ein paar Jahren einen Laden aufzumachen und exotische Tiere zu verkaufen. Jedenfalls machen mir diese Viecher keine Angst mehr.«
»Hast du denn keine Lust mehr, mit einem schicken Sportwagen durch die Gegend zu kutschieren?«, erkundigte sich Max mit einem Grinsen.
»Damit würde ich wohl nur die falschen Leute auf mich aufmerksam machen, oder?«
Max trank sein Glas aus. »Genau. Du hast es erfasst.«
»Es wird schon komisch sein, plötzlich ein ehrliches Leben zu führen, aber ich habe mir gesagt: Sei klug, Chico. Aus diesem verrückten Abenteuer musst du was lernen.«
Das Boot erreichte den Strand. Ein Matrose sprang in das seichte Wasser und rief: »Sind Sie bereit, Sir?«
Xavier schob sich die Sonnenbrille in die Stirn und bedeutete dem Mann, noch kurz zu warten. »Siehst du, Max, jetzt werde ich mit Sir angeredet.« Er lächelte. »Okay, Cousin, meinen neuen Wohnort und Namen darf ich dir nicht verraten, aber falls du jemals Vogelfutter brauchst, komm in Alfredos Tierhandlung in Miami.«
Max und Xavier umarmten sich.
»Dir geht’s wirklich gut?«, fragte Xavier.
»Klar doch. Die königliche Marine wird mich in zwei Tagen hier abholen.«
»Nein, ich mein e … innendrin.«
Max schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln und nickte. »Mach’s gut, Cousin.«
Das Schiff ließ zum Abschied einmal kurz die Sirene ertönen. Dann fuhr es aus der Bucht und hinterließ nur ein paar Wellen auf der ruhigen See. Bald würde die Sonne hinter dem dunkelroten Horizont untergehen.
Max wusste, dass noch nicht alle Fragen beantwortet waren. Seine Eltern waren ungeheuer einflussreichen Leuten auf die Schliche gekommen, die sich wie eine Krankheit auf der Welt verbreitet und wichtige Positionen besetzt hatten.
Und in das alles war Max hineingezogen worden.
Zwei Fußspuren führten zu dem weißen Stein an der Bucht, den er vor ein paar Tagen entdeckt hatte. Dort war vor langer Zeit ein kleines Stück Dschungel gerodet worden, um Platz für ein Grab zu schaffen, auf das jemand von der Sonne gebleichte Steine gelegt hatte. Das stabile Holzkreuz hatte bereits vier Jahre überdauert, dafür hatte sein Vater eigenhändig gesorgt.
Max schmückte das Grab mit Blüten und einem Palmwedel. Dann hängte er das Amulett an das Kreuz. Das Licht spiegelte sich in der Scheibe, als die Sonne ihre Strahlen nach ihm ausstreckte wie eine Mutter, die ihr Kind umarmen will.
Auf dem weißen Stein saß ein Jaguar. Verborgen von den Schatten des Dschungels beobachtete er, wie die untergehende Sonne Max in die Arme nahm.
Alles andere konnte warten.
Anmerkungen des Autors
Das ch in Ah Puch , dem Namen des Todesgottes der Maya, wird wie k ausgesprochen, also Ah Puck . Xunantunich, wo Max’ Mutter gewesen ist, spricht sich
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