Blood Sun
eine Chance, lebend davonzukommen. Der Boden unter seinen Füßen beruhigte sich wieder, aber am anderen Ende senkte sich das kleine Plateau dem Abgrund zu.
Der Hubschrauber geriet ins Rutschen, Metall knirschte über Felsgestein, als die Maschine immer näher an den Rand gezogen wurde, über den sie in den Lavastrom stürzen musste, der sich unten durch das Tal wälzte. Cazamind schrie in Panik, verlor den Halt, schaffte es, ein kleines Stück von dem Hubschrauber wegzukrabbeln, und fiel wieder hin.
Jetzt bemerkte Max, dass sich die Kette von Cazaminds Handschelle am Helikopter verfangen hatte. Sie würde ihn mit in den Abgrund ziehen. Er würde verbrennen.
Max sprintete auf Cazamind zu, während der Mann verzweifelt die Handschelle aufzuschließen versuchte.
Der Hubschrauber sackte weiter ab, jeden Augenblick konnte er in der Flammenhölle versinken. Die rissige Erde würde das Gewicht nicht mehr lange tragen können.
Die Hitze der flüssigen Lava versengte Max selbst aus hundert Metern Tiefe das Gesicht. Er kniete sich neben den Mann, der ihn flehend anblickte und mit einem kleinen silbernen Schlüssel herumfuchtelte.
Cazamind konnte die Handschelle nicht selbst aufschließen, weil er den Schlüssel nicht abbekam, der mit einer Kette an seinem Gürtel festgemacht war.
»Hilf mir, Junge! Um Gottes willen, lass mich nicht sterben! Bitte!«
Max’ Mund war so trocken, dass er kaum sprechen konnte. Er blickte dem Mann fest in die Augen. »Meine Mutter hat Hilfe gebraucht. Sie war todkrank und Sie haben ihr nicht geholfen.«
»Es ging nicht anders!«, jammerte Cazamind. »Sonst wären unsere Pläne aufgedeckt worden!«
»Haben Sie sie infiziert? Ist sie deshalb gestorben?«, fragte Max wütend.
»Nein, nein. Wir hatten damals erst mit unseren Forschungen begonnen. Sie war einfach nur krank. Der Dschungel hat sie umgebracht, nicht ich. Ich schwör’s. Der Koffer! Alles ist in dem Koffer! Sie hat herausgefunde n …«
Der Hubschrauber rutschte wieder einen Meter tiefer.
»Was?«, schrie Max ihn an.
»Rette mich! Ich flehe dich an!« Cazamind hätte alles für sein Leben gegeben. »Deine Mutte r … der Regenwal d … wir haben Regenwald gekauf t … Abertausende von Hekta r … es ist alles in dem Koffer!«
»Wer gibt die Befehle? Zaragon? Arbeiten Sie für die?«, brüllte Max.
Cazaminds Gesicht verzerrte sich vor Angst und Selbstmitleid. Er schüttelte den Kopf. Tränen rannen in die Falten um seine Augen. »Bitt e … bitt e … lass mich nicht sterbe n …«
Es blieb keine Zeit mehr. Max entriss ihm die Schlüsselkette und machte sich mit schwitzenden Händen an dem Schloss zu schaffen. Der Hubschrauber schwankte. Cazamind kreischte. Schließlich steckte der Schlüssel in dem winzigen Schloss, aber Max zögerte.
Cazamind starrte ihn entsetzt an. Wollte der Junge ihn foltern? Würde er ihn am Ende doch sterben lassen?
»Was ist die Zahlenkombination für das Schloss?«, fragte Max.
»Immer die Sechs! MACH SCHNELL!«
Max drehte den Schlüssel und löste die Handschelle. Der verängstigte Mann wälzte sich vom Hubschrauber fort, während Max sich den Koffer unter den Arm klemmte.
Er wollte den Tod seiner Mutter rächen, aber er brachte es nicht fertig, den Mann, der dafür verantwortlich war, auf so grässliche Weise sterben zu lassen.
Riga war nicht so empfindlich.
Als Cazamind sich aufrappelte, sah Max noch, wie seine Lippen das Wort Danke formten. Dann trat Riga aus den Rauchschwaden und packte Cazamind am Kragen. Cazaminds Gesicht spiegelte blankes Entsetzen wider. Er wusste, dass dieser Mann keine Gnade kannte.
Riga hatte sich die Pistole des Bodyguards geschnappt und richtete sie nun auf Cazaminds Kopf. Cazamind sagte etwas und schien erleichtert, als Riga die Waffe sinken ließ. Aber das tat Riga aus purer Boshaftigkeit, denn gleich darauf versetzte er seinem Opfer einen heftigen Stoß.
Cazaminds Schrei ging im Tosen des Feuers unter. Er rutschte den Abhang hinab, taumelte über den Rand und folgte dem Hubschrauber in die Tiefe.
Vor Schreck erstarrt sah Max, wie Cazaminds Körper Feuer fing und Sekunden später in der flüssigen Lava verschwand.
Riga drehte sich zu Max um und nahm ihm den Alukoffer ab. Max war zu erschöpft, um dies zu verhindern. Rigas rußgeschwärztes, blutverschmiertes Gesicht erinnerte ihn an die Kriegsmasken der Maya.
»Das war’s dann«, sagte Riga.
Sie starrten sich an. Würde er Max jetzt töten?
»Geh nach Hause, Max. Geh wieder zur Schule, da gehörst
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