Bloodcast 01 - Cast & Crew
machen …
»Noch ein kleiner Absacker?«, fragte Sabina grinsend und deutete zur Bar. »Muss ja nicht unbedingt Schampus aus der Dose sein. Bier aus der Flasche täte es auch.«
»Oder ein Espresso«, regte Shani alternativ an.
»Nein danke«, winkte Lena ab, »der würde bei mir auch nichts mehr helfen. Ich bin todmüde.«
»Mir geht’s genauso«, meinte Hina. »Außerdem wissen wir nicht, was morgen alles auf uns zukommt. Wir sollten in jedem Fall gut ausgeruht sein.«
»Da hört ihr’s«, meinte Sabina mit nachsichtigem Lächeln. »Das Küken ist klüger als die Hennen. Also schön, Mädels - ab in die Betten! Wir werden ja noch viel Zeit zusammen verbringen.«
»Hoffentlich«, sagte Hina - und sie sagte es mit derartiger Inbrunst, dass alle lachen mussten. Allerdings war es kein erleichtertes Gelächter, das sich hier Bahn brach. Viel eher spiegelte sich die Anspannung darin, die Unruhe vor dem, was der neue Tag für die Kandidatinnen bereithalten mochte.
Nur eine lachte nicht.
Gesine.
Die junge Frau in der schwarzen Kleidung stand am Fenster und starrte hinaus auf den Hof, der bereits in Dunkelheit versunken war. Im Spiegelbild der Fensterscheibe konnte Lena ihr blasses Gesicht sehen - und erschrak. Denn sie sah nicht nur die Erschöpfung eines langen Tages darin, sondern auch etwas Düsteres, fast Unheilvolles …
»Gute Nacht, Gesine«, sagte sie dennoch. Erst danach verließ sie den Aufenthaltsraum und ging in ihr Zimmer.
Eigentlich war sie gar nicht so müde - jedenfalls nicht so, dass sie sofort zu Bett hätte gehen müssen. Aber nach den Ereignissen des Tages hatte sie das dringende Bedürfnis, noch ein wenig allein zu sein, um ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen.
Als sie den Lichtschalter betätigte und die Deckenleuchte ansprang, beleuchtete sie einen fremden Raum mit fremden Möbeln. Überhaupt kam Lena alles fremd vor, nicht nur dieses neue, ungewohnte Leben und die Mädchen, mit denen sie von nun an zusammenleben würde, sondern auch die Person, die sie in dem großen Spiegel sah, der neben der Garderobe angebracht war.
Einen endlos scheinenden Augenblick stand Lena davor und betrachtete sich selbst. Sie fragte sich insgeheim, was die Jury an ihr gefunden haben mochte. Dann fiel ihr Blick auf den Kalender, den sie neben dem Spiegel an die Wand gehängt hatte - Robby hatte ihn für sie gebastelt und mit vielen bunten Zeichnungen verschönt. Den Tag, an dem das Casting endete, hatte er rot markiert.
Sechs Monate, dachte Lena.
Bestenfalls …
Sie musste an zu Hause denken, an ihre Familie, die sie zurückgelassen hatte, an ihre Mutter und an Robby.
Und zum zweiten Mal an diesem Tag kam ihr der Gedanke, dass sie womöglich einen Fehler begangen hatte.
*
»Und? Was denkst du?«
Kassiopeia wälzte ihren nackten Körper von Leander. Sie hatten beide bekommen, was sie gewollt und gebraucht hatten. Ein ausgiebiges Nachspiel war nicht Kassiopeias Ding.
Leander lag auf dem Rücken, nackt wie sie selbst, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Wer weiß?«, meinte er nachdenklich. »Vielleicht haben wir diesmal eine Siegerin dabei, vielleicht auch nicht. Letztlich ist’s ja auch egal.«
»Glaubst du das wirklich?«
Kassiopeia wollte aufstehen, schwang schon die Beine aus dem Bett. Leander fasste sie am Handgelenk und sah sie herausfordernd an. Ungeniert blickte Kassiopeia an seinem sehnigen, durchtrainierten Körper herab. Seine noch immer erregte Männlichkeit ließ vermuten, dass es für ihn ruhig noch hätte weitergehen können. Aber Kassiopeia hatte genug.
Mit einem energischen Kopfschütteln riss sie sich los und erhob sich. Nackt, wie sie war, trat sie an den riesigen Bildschirm, der die gegenüberliegende Wand einnahm und in zwölf Darstellungsfelder unterteilt war. Auf fünf von ihnen liefen diverse TV-Kanäle: ein Thriller, die Liveübertragung eines Fußballspiels sowie diverse Nachrichtensender, alles ohne Ton und daher von bizarrer Beliebigkeit. Die Bilder auf den restlichen sieben Feldern ähnelten sich auf verblüffende Weise: Sieben junge Frauen waren darauf zu sehen, die entweder bereits zu Bett gegangen waren oder sich darauf vorbereiteten.
Die sieben Kandidatinnen.
»Ob sie es ahnen?«, fragte Kassiopeia leise.
»Was ahnen?«
»Ob sie vermuten, dass die Spiegel in ihren Zimmern keine sind? Dass wir jede ihrer Bewegungen beobachten?«
»Ich habe es ihnen gesagt«, erwiderte Leander.
Kassiopeia lachte rau und wandte sich zu ihm um. »Immer dieselbe Masche,
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