Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
könnten, aber Dimitri redete unentwegt beruhigend auf uns ein, während er immer noch ein ordentliches Tempo vorgab.
Adrian war überrascht, uns an seiner Tür zu sehen. Außerdem wirkte er ziemlich betrunken. Aber es war mir egal. Ich wollte jetzt bloß noch die Sicherheit seiner vier Wände.
»Was … was ist los?«, fragte er, während Dimitri Sonya und mich hineinschob. Adrian sah uns der Reihe nach an, schließlich verweilte sein Blick aber am längsten auf mir. »Bist du okay? Was ist passiert?«
Dimitri unterzog Sonya und mich einer Musterung und untersuchte uns trotz unserer Proteste auf Verletzungen. Er griff sanft nach meinem Kinn und drehte meine nicht tätowierte Wange zu sich herum. »Ein wenig zerkratzt«, stellte er fest. »Nichts Ernstes, aber Sie sollten die Wunde säubern.« Ich berührte die Stelle, auf die er gedeutet hatte, und war erstaunt, Blut an meinen Fingern zu sehen. Ich erinnerte mich nicht einmal daran, verletzt worden zu sein, nahm jedoch an, dass der Kratzer von der Ziegelsteinmauer stammte.
Sonya hatte keine körperlichen Spuren davongetragen, gab aber zu, ziemlich üble Kopfschmerzen zu haben, weil sie so heftig auf den Boden aufgeschlagen war.
»Was ist eigentlich passiert?«, fragte Adrian abermals.
Dimitri hob das Schwert hoch, das er vom Kampfplatz mitgenommen hatte. »Etwas, das wohl ein klein wenig ernster ist als ein Raubüberfall.«
»Das würde ich auch sagen«, meinte Sonya und setzte sich aufs Sofa. Sie war erstaunlich ruhig, wenn man bedachte, was wir gerade erlitten hatten. Sie berührte ihren Hinterkopf und zuckte zusammen. »Vor allem, da sie mich als eine Kreatur des Bösen bezeichnet haben, bevor du aufgetaucht bist.«
Dimitri zog eine Augenbraue hoch. »Ach ja?«
Seit ich das Wohnzimmer erreicht hatte, hatte ich mich nicht ein einziges Mal bewegt. Ich stand einfach nur da, die Arme um den Leib gelegt, benommen. Sich zu bewegen erschien mir zu schwierig. Denken erschien zu schwierig. Doch während Dimitri das Schwert untersuchte, erregte etwas meine Aufmerksamkeit, und mein träges Gehirn begann langsam wieder zu arbeiten.
Als Dimitri mein Interesse bemerkte, hielt er mir das Schwert hin. Ich nahm es entgegen, darauf bedacht, die Schneide nicht zu berühren, und betrachtete den Griff. Er war mit Gravuren bedeckt.
»Sagt Ihnen das etwas?«, fragte er.
Mein Verstand war zwar immer noch von Furcht und Adrenalin umwölkt, aber ich ignorierte es einfach und versuchte, einige Fakten heraufzuholen. »Das sind alte Alchemiesymbole«, erwiderte ich, »aus dem Mittelalter, aus einer Zeit, als unsere Gruppe nicht mehr als ein Zweig von mittelalterlichen Wissenschaftlern war, die versuchten, Blei in Gold zu verwandeln.«
Das war alles, was die Geschichtsbücher über meine Gesellschaft wussten. Das und die Tatsache, dass wir die Sache mit dem Gold irgendwann aufgegeben hatten. Die Organisation hatte später raffiniertere Verbindungen entdeckt, darunter Vampirblut. Über den Umgang mit Vampiren hat sich schließlich unsere gegenwärtige Mission entwickelt, da Alchemisten vergangener Zeiten die schrecklichen und dunklen Versuchungen begriffen hatten, die Vampire bedeuteten. Unsere Mission war zu einer heiligen geworden. Aus der Chemie und den Formeln, an denen meine Gesellschaft einst für den persönlichen Gewinn gearbeitet hatte, wurden Werkzeuge, die notwendig waren, um die Existenz von Vampiren zu verbergen. Werkzeuge, die wir jetzt mit Technologie ergänzten.
Ich tippte auf das größte Symbol, einen Kreis mit einem Punkt in der Mitte. »Das hier ist tatsächlich das Symbol für Gold. Dieses hier das für Silber. Diese vier Dreiecke sind die Basiselemente – Erde, Luft, Wasser und Feuer. Und die da … Mars und Jupiter, die mit Eisen und Zinn verknüpft sind. Vielleicht die Zusammensetzung des Schwertes?« Stirnrunzelnd musterte ich den Rest des Metalls. »Aber es enthält weder Gold noch Silber. Ihre Symbole können auch eine Anspielung auf die Sonne und den Mond sein. Vielleicht sind diese Dinge gar nicht konkret gemeint. Ich weiß es nicht.«
Ich gab Dimitri das Schwert zurück. Sonya nahm es ihm ab und betrachtete, worauf ich hingewiesen hatte. »Also, Sie sagen, dies sei eine Alchemistenwaffe?«
Ich schüttelte den Kopf. »Alchemisten würden niemals so etwas benutzen. Pistolen sind viel einfacher. Und die Symbole sind archaisch. Wir benutzen jetzt das Periodensystem. Es ist leichter, ›Au‹ für Gold zu schreiben, statt das Sonnensymbol zu
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