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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Seltsames. Er – denn er hatte den richtigen Körperbau, um männlich zu sein, obwohl ich sein Gesicht nicht erkennen konnte – erstarrte. Er hielt mich nach wie vor fest, war aber am ganzen Körper wie erstarrt. Fast war es so, als sei er schockiert oder überrascht. Ich wusste nicht genau, warum. Gewiss war es nicht so ungewöhnlich, dass jemand, der überfallen wurde, um Hilfe schrie. Ich glaubte nicht, ihn überwältigen zu können, hoffte aber trotzdem, dass ich mir seinen benommenen Zustand zunutze machen könnte. Erneut drängte ich vorwärts und wollte mich aus seinem Griff winden. Ich kam aber nur wenige Zentimeter weit, bevor er wieder zupackte.
    »Wir müssen weg hier!«, rief dann eine der Personen, die Sonya festhielten. Noch ein Mann. Soweit ich es erkennen konnte, waren das alles Männer. »Da kommt jemand.«
    »Das dauert nur eine Sekunde«, knurrte der mit dem Schwert. »Wir müssen die Welt von diesem Übel befreien.«
    Ich schaute voller Entsetzen zu, während sich mir das Herz in der Brust verkrampfte. Ich hatte Angst um mich selbst, aber vor allem hatte ich Angst um Sonya. Ich hatte noch nie eine Enthauptung gesehen. Ich wollte nicht jetzt damit anfangen.
    Eine halbe Sekunde später war ich plötzlich frei. Eine weitere Person hatte sich ins Schlachtengetümmel gestürzt, jemand, der den Mann vor mir wegriss und ihn mühelos aufs Pflaster schleuderte. Die Landung musste wehgetan haben, denn der Mann stöhnte laut auf. Selbst in diesem schlechten Licht verrieten Körpergröße und Mantel meinen Retter. Es war Dimitri.
    Ich hatte ihn schon früher kämpfen sehen, aber es wurde nie langweilig. Er war hinreißend. Er blieb ständig in Bewegung. Alles, was er tat, war anmutig und tödlich. Er war ein Tänzer des Todes. Ohne den Mann zu beachten, den er gerade zu Boden geschleudert hatte, stürzte sich Dimitri auf den anderen und machte sich sofort über den Mann mit dem Schwert her. Ein schneller Tritt, und der Angreifer flog zurück. Er ließ das Schwert fallen, außerdem gelang es ihm kaum, sich an einem der Bäume festzuhalten.
    In der Zwischenzeit zog einer der Männer, die Sonya gepackt hatten, einfach den Schwanz ein und rannte in die Stadt zurück. Dimitri verfolgte ihn nicht. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt dem letzten Mann, der so dumm war und sich wehren wollte. Dadurch kam jedoch Sonya frei, und sie verschwendete keine Zeit, erhob sich und eilte an meine Seite. Ich war selten auf Tuchfühlung mit jemandem – gewiss nicht mit Moroi – , aber jetzt klammerte ich mich an sie, ohne einen zweiten Gedanken auf mein Tun zu verschwenden. Sie tat das Gleiche, und ich konnte ihr Zittern spüren. Früher einmal, als Strigoi, war sie eine Gewalt gewesen, mit der zu rechnen war. Als Moroi, der man gerade erst ein Schwert an die Kehle gehalten hatte, lagen die Dinge verständlicherweise anders.
    Dem Mann, der Dimitri die Stirn bot, gelangen tatsächlich einige gute Ausweichmanöver. Einen Fehler beging er jedoch, als er versuchte, Dimitri einen Schlag zu versetzen. Das öffnete seine Deckung, und Dimitri schlug ihm einfach hart ins Gesicht. Der hochgewachsene Mann, der zuvor gegen den Baum geprallt war, versuchte seinerseits, auf Dimitri loszugehen, aber er war ein Idiot, wenn er geglaubt hatte, Dimitri sei abgelenkt. Der machte kurzen Prozess mit ihm, und er landete gleich neben dem Mann, den Dimitri soeben niedergeschlagen hatte. Der hochgewachsene Mann kam mühsam hoch und erweckte den Eindruck, er wolle erneut angreifen. Sein Freund packte ihn aber und zerrte ihn weg. Nach einem kurzen Kampf rannten die beiden schließlich davon. Dimitri ließ sie laufen. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt ganz Sonya und mir.
    »Seid ihr okay?«, fragte er und kam mit schnellen Schritten auf uns zu.
    Mir gelang ein schwaches Nicken, obwohl ich unbeherrscht zitterte.
    »Verschwinden wir von hier«, sagte Dimitri. Er legte uns beiden eine Hand auf die Schulter und führte uns weg.
    »Warten Sie«, sagte ich und wandte mich dem Kirchhof zu. »Wir sollten das Schwert mitnehmen.«
    Ich sah mich um, aber es war noch dunkler als zuvor. Mit seiner überlegenen Sehkraft fand Dimitri das Schwert sofort. Er steckte es unter seinen Staubmantel, und wir drei machten, dass wir wegkamen. Wir gingen zu Adrians Wohnung, da sie viel näher lag als Clarences Besitz außerhalb der Stadt. Trotzdem schien der kurze Weg eine Ewigkeit zu dauern. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass wir jeden Augenblick erneut überfallen werden

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