Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
ich.
»Wir müssen mit Ihnen reden, Alchemistin«, sagte der Blonde.
Ich ließ keinen Muskel in meinem Gesicht zucken. »Ich glaube, Sie verwechseln mich.«
»Sonst ist niemand mit einer Lilientätowierung hier«, sagte der andere. Er hatte gesagt, sein Name sei Jeff, aber ich fragte mich, ob das stimmte. »Es wäre großartig, wenn Sie einen Spaziergang mit uns machen würden.« Meine Tätowierung war heute verdeckt, aber irgendetwas sagte mir, dass mir diese Männer seit einer Weile gefolgt waren und die Lilie nicht erst zu sehen brauchten, um von ihrem Vorhandensein zu wissen.
»Auf gar keinen Fall«, erwiderte ich. Ich brauchte nicht einmal Wolfes Ermahnungen, um zu wissen, dass diese Idee sehr, sehr schlecht war. Ich blieb lieber hier in der Sicherheit der Menge. »Wenn Sie reden wollen, nehmen Sie am besten Platz. Anderenfalls gehen Sie.«
Ich sah wieder auf mein Buch hinab, als bliebe ich völlig unbesorgt. Unterdessen hämmerte mein Herz, und es kostete mich jede Unze Selbstbeherrschung, meine Hände nicht zittern zu lassen. Einige Sekunden später hörte ich die Geräusche von Metall, das über Beton kratzte, und die beiden Männer nahmen mir gegenüber Platz. Ich sah in ihre teilnahmslosen Gesichter.
»Sie müssen reingehen, wenn Sie Kaffee wollen«, bemerkte ich. »Hier draußen gibt’s keine Bedienung.«
»Wir sind nicht hier, um über den Kaffee zu reden«, sagte Jeff. »Wir sind hier, um über Vampire zu reden.«
»Warum? Drehen Sie einen Film oder so was?«, fragte ich.
»Wir wissen, dass Sie mit ihnen Umgang haben«, antwortete Blondie. »Auch mit dieser Strigoi, Sonya Karb.«
Ein Teil der Magie in meiner Tätowierung verhinderte, dass Alchemisten Außenseitern Informationen über die Vampirwelt gaben. Wir konnten es buchstäblich nicht. Die Magie hinderte uns daran, falls wir es dennoch versuchten. Da diese Männer aber offenbar schon von Vampiren wussten, würde die Tätowierung meine Worte nicht zensieren. Stattdessen beschloss ich, mich freiwillig zu zensieren. Irgendetwas sagte mir, dass Unwissenheit hier die beste Taktik war.
»Es gibt keine Vampire«, erklärte ich. »Hören Sie, wenn das ein Scherz sein soll … «
»Wir wissen, was Sie tun«, fuhr Blondie fort. »Sie mögen sie genauso wenig wie wir. Warum helfen Sie ihnen also? Wie konnte Ihre Gruppe so konfus werden und unseren ursprünglichen Traum aus den Augen verlieren? Vor Jahrhunderten waren wir vereint und entschlossen, im Namen des Lichtes alle Vampire vom Antlitz der Erde auszulöschen. Ihre Brüder haben dieses Ziel verraten.«
Mir lag schon ein weiterer Protest auf der Zunge, aber da bemerkte ich das Glitzern von Gold in Jeffs Ohr. Er trug einen winzigen Ohrring, eine kleine, goldene Kugel mit einem dunklen Punkt in der Mitte. Meine nächste Bemerkung konnte ich mir nicht verkneifen.
»Ihr Ohrring«, sagte ich. »Es ist das Sonnensymbol – das Symbol für Gold.« Und ich begriff, dass es genau das gleiche Symbol war wie auf dem Griff des Schwertes, das wir aus der Gasse mitgenommen hatten.
Er berührte seinen Ohrring und nickte. »Wir haben die Mission nicht vergessen – oder unseren ursprünglichen Zweck. Wir dienen dem Licht. Nicht der Dunkelheit, die die Vampire verbirgt.«
Ich wollte mich immer noch nicht auf etwas von dem einlassen, was sie über Vampire sagten. »Sie sind diejenigen, die meine Freundin und mich letzte Woche in der Gasse überfallen haben.« Keiner der beiden bestritt es.
»Ihre ›Freundin‹ ist eine Kreatur der Dunkelheit«, erwiderte Blondie. »Ich weiß nicht, wie sie diesen gegenwärtigen Zauber zuwege gebracht hat – so auszusehen wie die anderen Vampire – , aber Sie dürfen sich nicht täuschen lassen. Sie ist böse. Sie wird Sie und unzählige andere töten.«
»Ihr seid doch verrückt«, gab ich zurück. »Nichts von alledem ergibt einen Sinn.«
»Sagen Sie uns einfach, wo ihr Versteck ist«, verlangte Jeff. »Wie wir wissen, ist es nicht diese Wohnung auf der anderen Seite des Stadtzentrums. Wir haben sie beobachtet: Die Frau ist seit unserem letzten Versuch, sie zu vernichten, nicht dorthin zurückgekehrt. Wenn Sie uns schon nicht aktiv helfen, so benötigen wir wenigstens diese eine Information, um die Welt von diesem Bösen zu befreien.«
Wir haben sie beobachtet. Adrians Wohnung. Ein Frösteln überlief mich. Wie lange schon hatten sie seine Wohnung ausgekundschaftet? Und in welchem Ausmaß? Hatten sie einfach draußen in einem Auto gesessen, wie bei einer
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