Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
nicht auszusehen.«
»Entschuldige«, sagte ich und versuchte, meine Verlegenheit zu kaschieren. »Warum hast du gefragt?«
»Weil ich den perfekten Typen für dich kenne. Ich bin mir sicher, dass er dein Seelengefährte ist.«
Jetzt waren wir wieder auf vertrautem Terrain: Logik gegen Mangel an Logik. »Ich glaube aber nicht an Seelengefährten«, stellte ich fest. »Es ist statistisch unvernünftig, dass es für jeden auf der Welt nur eine ideale Person gibt.« Und doch wünschte ich mir für einen halben Augenblick, es könnte irgendwie möglich sein. Es wäre schön, jemanden zu haben, der einiges von dem verstand, was in meinem Kopf vor sich ging.
Trey verdrehte die Augen. »In Ordnung. Kein Seelengefährte. Wie wäre jemand, mit dem du einfach ab und zu ausgehen und dich amüsieren könntest?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Zeit für so was.« Und die hatte ich tatsächlich nicht. Es war ein Fulltimejob, alle in der Gruppe beisammen zu halten und gleichzeitig die Schülerin zu geben.
»Du würdest ihn mögen, ganz bestimmt. Er besucht eine öffentliche Schule und hat gerade bei Spencer’s angefangen.« Spencer’s war die Espressobar, in der Trey arbeitete, ein Arrangement, das mir Preisnachlässe verschaffte. »Neulich hat er sich über die aerobe im Verhältnis zur unaeroben Atmung ausgelassen, und da habe ich mir gedacht: ›Weißt du, nach wem das klingt? Nach Melbourne.‹«
»Es heißt anaerobe Atmung«, korrigierte ich ihn. »Aber das bedeutet immer noch nicht, dass ich Zeit dafür habe. Tut mir leid.« Ich musste zugeben, dass ich ungeheuer neugierig darauf war, wie dieses Thema zwischen zwei Baristas aufgekommen sein mochte, hielt es aber für das Beste, Trey nicht zu ermutigen.
»In Ordnung«, sagte er. »Sag nicht, ich hätte nie versucht, dir zu helfen.«
»Würde mir nicht mal im Traum einfallen«, versicherte ich ihm. »He, da ist Eddie.«
»Das Stichwort, mich zu verziehen. Ich seh dich dann später.« Trey salutierte spöttisch vor Eddie und mir. »Vergiss mein Angebot nicht, wenn du ein heißes Date willst, Melbourne.«
Trey ging, und Eddie warf mir einen erstaunten Blick zu. »Hat Trey dich gerade eingeladen?«
»Nein. Er hat irgendeinen Kollegen, mit dem er mich verkuppeln will.«
»Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee.«
»Es ist eine schreckliche Idee. Gehen wir nach draußen!«
Die Wüstenhitze schien sich nicht darum zu scheren, dass es Oktober war. Ich führte uns zu einer Bank direkt vor den Stuckmauern des Wohnheims. Der Halbschatten einiger Palmen in der Nähe bot eine gelinde Erleichterung. Die Leute schworen, dass die Temperatur bald fallen würde, aber ich hatte keinerlei Anzeichen einer Veränderung erkannt. Eddie reichte mir meine Autoschlüssel und die Einkaufstüte eines hiesigen Geschäfts.
»Ich musste die Größe schätzen«, erklärte er mir. »Im Zweifelsfall hab ich mich für das größere Teil entschieden. Erschien mir sicherer.«
»Wahrscheinlich.« Ich setzte mich auf eine Bank und stöberte in seinen Einkäufen. Jeans, Khakihosen, einige solide, farbige T-Shirts. Sie waren sehr praktisch, ganz eindeutig etwas, das ein vernünftiger Junge wie Eddie aussuchen würde. Ich fand seine Entscheidungen okay. »Die Größe sieht tatsächlich richtig aus. Gutes Auge. Wir werden dich häufiger zum Einkaufen schicken müssen.«
»Wenn es sein muss«, antwortete er mit ernster Miene. Ich musste einfach überrascht auflachen.
»Ich hab nur einen Witz gemacht.« Dann steckte ich die Shirts wieder in die Tasche zurück. »Ich weiß, dass das keinen Spaß gemacht haben kann.« Eddies Gesicht verriet nichts. »Oh, komm schon. Es ist okay. Du brauchst mir gegenüber nicht so stoisch zu tun. Ich weiß, dass es dir nicht gefallen hat.«
»Ich erledige hier einen Job. Da spielt es keine Rolle, ob ich Spaß an etwas habe oder nicht.«
Ich wollte protestieren, besann mich dann aber eines Besseren. War das schließlich nicht auch meine Philosophie? Meine eigenen Bedürfnisse höheren Zielen zu opfern? Eddie hatte sich dieser Mission mit Haut und Haaren verschrieben. Er scheute vor nichts zurück. Ich erwartete nichts Geringeres von ihm als die volle Hingabe.
»Also, bedeutet das, dass du für einige Experimente heute Abend zur Verfügung stehst?«, fragte ich.
»Natür…« Er brach ab und besann sich. »Kommen Jill und Angeline auch mit?«
»Nein. Angeline hat noch immer Hausarrest.«
»Gott sei Dank«, erwiderte er mit sichtbarer
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