Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
vage. Er hatte im Wagen schon erwähnt, dass es vielleicht das Beste wäre, wenn Angelines Unüberlegtheit und sein erzwungener Einkaufsbummel unerwähnt blieben. »Sie wissen schon, ich habe ein Auge auf Jill und Angeline gehabt. Außerdem habe ich auf Sydneys Rückkehr gewartet, da sie sehen wollte, was wir gerade taten.« Ich ließ die Notlüge durchgehen.
»Wie geht es denn Angeline?«, erkundigte sich Dimitri. »Wird es besser mit ihr?«
Eddie und ich wechselten einen Blick. So viel dazu, dass wir ihre Indiskretion verschweigen wollten. »Besser inwiefern?«, fragte ich. »Im Kampf, in der Befolgung der Kleidervorschrift oder in der Fähigkeit, die Hände bei sich zu behalten?«
»Oder die Feststelltaste abzuschalten?«, fügte Eddie hinzu.
»Das ist dir auch schon aufgefallen?«, fragte ich.
»Schwer zu übersehen«, meinte er.
Dimitri wirkte überrascht, was selten vorkam. Er ließ sich nicht sehr oft verblüffen, andererseits jedoch konnte sich niemand wirklich auf das vorbereiten, was Angeline vielleicht tat.
»Ich hatte nicht gewusst, dass ich mich genauer ausdrücken müsste«, sagte Dimitri nach einer Pause. »Ich meinte das Kampftraining.«
Eddie zuckte die Achseln. »Sie ist ein bisschen besser geworden, aber sie lässt sich nur äußerst ungern etwas sagen. Ich meine, sie ist zutiefst entschlossen, Jill zu beschützen, aber sie ist auch davon überzeugt, dass sie bereits weiß, wie man es machen sollte. Sie hat ein jahrelanges schlampiges Training hinter sich. Es ist schwer, ihr das abzugewöhnen. Außerdem lässt sie sich … leicht ablenken.«
Ich musste ein Lachen runterschlucken.
Dimitri wirkte immer noch beunruhigt. »Sie hat keine Zeit für Ablenkungen. Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden.«
»Nein«, widersprach Eddie entschieden, obwohl er Dimitri nur selten widersprach. »Sie haben hier doch alle Hände voll zu tun. Ich bin für Angelines Ausbildung verantwortlich. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Adrian zog sich einen Stuhl heran und drehte ihn herum, so dass er das Kinn auf die Rückenlehne stützen konnte. »Was ist mit dir, Sage? Ich weiß ja, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, dass du gegen die Kleidervorschrift verstoßen könntest. Hattest du in der Wellnessoase deiner Alchemisten an diesem Wochenende Spaß?«
Ich stellte meine Tasche ab und ging zum Kühlschrank hinüber. »Wenn du mit Wellnessoase Untergrundbunker meinst. Und es ging nur ums Geschäft.« Ich schnitt eine Grimasse, als ich in den Kühlschrank blickte. »Du hast versprochen, mir Diätlimo reinzustellen.«
»Habe ich tatsächlich«, erwiderte Adrian ohne eine Spur von Reue. »Aber dann habe ich einen Artikel gelesen, in dem stand, dass diese künstlichen Süßstoffe nicht gut für dich sind. Also hab ich mir gedacht, ich tu was für deine Gesundheit.« Er hielt inne. »Gern geschehen.«
Dimitri sprach aus, was wir alle dachten. »Wenn Sie anfangen wollen, etwas für die Gesundheit zu tun, hätte ich ein paar Vorschläge.«
Wenn Eddie oder ich das gesagt hätten, wäre es einfach an Adrian abgeprallt – vor allem, da es absolut angebracht war. Aber von Dimitri? Das war etwas anderes. Es herrschte eine gewaltige Spannung zwischen den beiden Männern, eine Spannung, die sich über eine lange Zeit hinweg aufgebaut hatte. Dimitris Freundin, die berüchtigte Rose Hathaway, ein Dhampir, war mal kurz mit Adrian gegangen. Sie hatte ihm nicht wehtun wollen, aber sie hatte die ganze Zeit über Dimitri geliebt. Also konnte die Sache unmöglich gut ausgehen. Adrian trug noch immer viele Narben aus dieser Zeit und war Dimitri gegenüber besonders verbittert.
»Ich würde Ihnen keine Ungelegenheiten bereiten wollen«, erwiderte Adrian ein wenig zu kühl. »Außerdem, wenn ich nicht gerade an unseren gemeinsamen Forschungen arbeite, forsche ich tatsächlich nebenbei, wie Zigaretten und Gin das Charisma vergrößern können. Wie Sie vielleicht erraten haben, sehen die Ergebnisse sehr vielversprechend aus.«
Dimitri zog eine Augenbraue hoch. »Warten Sie, gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Haben Sie hart arbeiten gesagt?«
Dimitris Tonfall war leicht und spielerisch, und erneut fiel mir auf, was hier für eine Doppelmoral herrschte. Hätte ich diese Bemerkung gemacht, wäre Adrians Antwort ungefähr so ausgefallen: »Absolut, Sage. Wahrscheinlich werde ich dafür den Nobelpreis gewinnen.« Aber für Adrian waren Dimitris Worte eine Herausforderung zum Kampf. Ich sah etwas Hartes in seinen Augen
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