Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
die Gasse zurück und wie stur die Krieger des Lichts daran festhielten, keine Wahrheit außer der eigenen zu hören. Und schließlich sah ich zu den Dhampiren hinüber, die in der Küche diskutierten und sich weiter die Köpfe darüber zerbrachen, wie sie Sonya und mich heimlich beschützen konnten, ungeachtet des Risikos.
Ich drehte mich wieder zu Adrian um. »Ich würde mich für die Vampire entscheiden. Loyalität zur eigenen Rasse hat ihre Grenzen.«
Etwas in Adrians Gesicht veränderte sich, aber ich achtete kaum darauf. Ich war zu beschäftigt mit der Erkenntnis, dass die Worte, die ich gerade gesprochen hatte, in den Ohren der Alchemisten einem Hochverrat gleichkamen.
Später gingen Eddie und Angeline los und besorgten uns etwas fürs Abendessen, und ich lieh ihnen meinen Wagen, sofern Eddie fuhr. Während sie fort waren, versuchte Dimitri, mir einige weitere Selbstverteidigungstechniken einzutrichtern, aber es war schwer, in so kurzer Zeit sehr viel zu lernen. Ich dachte immer wieder an Wolfes Warnung, gefährliche Orte zu meiden. Was würde er sagen, wenn ich in eine Höhle bewaffneter Vampirjäger hineinspazierte?
Eddie und Angeline waren ziemlich lange weg und bei ihrer Rückkehr wütend darüber, wie lange das Restaurant gebraucht hatte. »Ich glaubte schon, wir würden es nicht rechtzeitig zurück schaffen«, sagte Eddie. »Ich hatte richtig Angst, du würdest deine Mission ohne Essen antreten müssen.«
»Ich weiß nicht einmal, ob ich etwas essen kann«, gestand ich. Trotz meiner tapferen Worte von vorhin wurde ich allmählich nervös. »Oh, die kannst du behalten, falls du den Wagen noch brauchst.«
Er war mit den Schlüsseln zu meiner Handtasche hinübergegangen und warf sie trotzdem hinein. »Ganz bestimmt?«
»Absolut.«
Er zuckte die Achseln, dann fischte er die Schlüssel wieder heraus. Adrian beobachtete ihn zu meiner Überraschung mit zusammengekniffenen Augen und regte sich offenbar über etwas auf. Ich konnte heute kaum den Überblick über seine Stimmungen behalten. Er erhob sich und ging zu Eddie hinüber. Nach einigen Sekunden entfernten sie sich noch weiter und führten im Flüsterton eine Debatte, die einige Blicke in meine Richtung mit sich brachte. Alle anderen wirkten, als sei ihnen unbehaglich zumute, und sie stürzten sich plötzlich auf jedes Gesprächsthema, das sie finden konnten. Mir blieb nichts übrig, als hin- und herzuschauen und das Gefühl zu bekommen, etwas Wichtiges verpasst zu haben.
Um Punkt sieben rief mich Trey an und sagte, er warte vor dem Haus. Ich erhob mich, griff nach dem Schwert und holte tief Luft. »Wünscht mir Glück!«
»Ich begleite dich nach draußen«, erklärte Adrian.
»Adrian!«, warnte Dimitri.
Adrian verdrehte die Augen. »Ich weiß, ich weiß. Keine Sorge. Ich habe es versprochen.«
Was versprochen? Niemand bot mir eine nähere Erklärung. Es war nicht weit zu gehen, da er im Erdgeschoss wohnte, aber als wir nach draußen traten, hielt er mich an den Armen fest. Ein Ruck durchfuhr mich, sowohl wegen der Berührung als auch wegen der unerwarteten Geste. Gewöhnlich zeigte er nur Jill gegenüber solche Anzeichen von Zärtlichkeit.
»Sage«, begann er. »Im Ernst. Sei vorsichtig. Spiel nicht die Heldin – wir haben da drin schon reichlich Helden. Und … was auch geschieht, du sollst wissen, dass ich niemals an dem gezweifelt habe, was du tun willst. Es ist klug, und es ist tapfer.«
»Das klingt so, als sei ich bereits dort gewesen und gescheitert«, bemerkte ich.
»Nein, nein. Ich will nur … na ja, du sollst wissen, dass ich dir vertraue.«
»Okay«, sagte ich leicht verwirrt. Ich hatte schon wieder das Gefühl, dass man mir etwas nicht gesagt hatte. »Hoffentlich glückt mein Plan.«
Ich musste gehen, mich aus Adrians Griff winden, aber irgendwie brachte ich es nicht fertig. Ich zögerte aus irgendeinem Grund. Bei ihm waren Sicherheit und Trost. Sobald ich ging, trat ich tatsächlich in die Höhle des Löwen. Ich blieb noch einige Sekunden länger in der Geborgenheit des Kreises, den wir bildeten, dann schlüpfte ich widerstrebend davon.
»Bitte, sei vorsichtig«, wiederholte er. »Komm gesund und munter zurück!«
»Das werde ich.« Einem Impuls folgend nahm ich meine Kette mit dem Kreuz ab und drückte sie ihm in die Hand. »Diesmal musst du sie wirklich behalten. Behalte sie einfach, bis ich zurückkomme. Wenn du dir zu große Sorgen machst, betrachte sie, und dann wirst du wissen, dass ich wegen der Kette zurückkommen
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