Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Sonya betraf – nicht so optimistisch war, obwohl sie davon ausging, dass mir nichts zustieße. »Seien Sie vorsichtig, Ms Sage!«
Bei meinem Eintreffen war die Anspannung in Adrians Wohnung deutlich spürbar. Dimitri, Eddie und Angeline waren sichtlich erregt, wahrscheinlich, weil sie zurückbleiben mussten. Adrian wirkte überraschenderweise ebenfalls aufgewühlt, obwohl ich nicht dahinterkam, warum. Jill beobachtete ihn voller Sorge, und sie starrten einander immer wieder an; zweifellos gingen unsichtbare Nachrichten über das Band an sie. Schließlich wandte er den Blick ab, als beende er ein Gespräch. Jill seufzte und trat zu den anderen in die Küche.
Ich wollte gerade etwas zu Adrian sagen, aber Eddie winkte mich zu sich. »Wir überlegen, ob wir dir eine Waffe geben sollen oder nicht«, sagte er.
»Nun, die Antwort ist eindeutig ›nicht‹«, antwortete ich prompt. »Komm schon, sie legen mir eine Augenbinde um. Meinst du, sie werden mich nicht auch nach Waffen durchsuchen?«
»Es muss eine Möglichkeit geben«, schaltete sich Dimitri ein. Da wir uns in einem klimatisierten Raum befanden, trug er den Staubmantel. »Ich kann Sie da nicht schutzlos hineingehen lassen.«
»Ich bin nicht in Gefahr«, beteuerte ich und hatte das Gefühl, den ganzen Tag die gleichen Worte zu wiederholen. »Sie mögen verrückt sein, aber Trey sagt, wenn sie ihr Wort geben, halten sie sich auch daran.«
»Sonya hat diese Garantie aber nicht«, bemerkte Dimitri.
»Keine Waffe wird mir helfen, sie zu retten«, entgegnete ich. »Bis auf meinen Verstand. Und mit dem bin ich so gut bewaffnet, wie ich nur sein kann.«
Die Dhampire wirkten immer noch nicht glücklich. Sie debattierten von neuem untereinander, und ich verließ sie, um mir Wasser zu holen. Adrian rief mir aus dem Wohnzimmer nach: »Da drin sind Light-Getränke!«
Ich öffnete den Kühlschrank. Und tatsächlich – es waren alle möglichen Light-Getränke darin. Und weitaus mehr Essensvorräte, als ich je gesehen hatte. Ein weiterer Vorteil von Nathan Ivashkovs Großzügigkeit. Ich schnappte mir eine Dose Cola light und setzte mich zu Adrian auf das Sofa.
»Danke«, sagte ich, während ich die Dose öffnete. »Das ist das Zweitbeste nach Eis.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Eis? Klingt für mich sehr nach Dessert, Sage.«
»Ist es auch«, gab ich zu. Das profane Thema wirkte inmitten der ganzen Anspannung tröstlich. »Irgendwie ist es deine Schuld, weil du es gestern zur Sprache gebracht hast. Jetzt muss ich unaufhörlich daran denken. Gestern Abend wollte ich was zum Essen bestellen, aber Brayden hat es mir ausgeredet – und deswegen treibt mich der Gedanke vermutlich noch mehr um. Ist dir das jemals passiert? Sobald du etwas nicht haben kannst, willst du es umso mehr?«
»Ja«, sagte er voller Bitterkeit. »Passiert ständig.«
»Warum bist du so niedergeschlagen? Meinst du auch, ich sollte eine Waffe mitnehmen?« Bei Adrian fiel es wirklich schwer zu erraten, wohin sich seine Stimmungen entwickelten.
»Nein, ich verstehe dein Argument, und ich meine auch, du hast recht«, antwortete er. »Nicht, dass mir die Idee auch nur im Geringsten gefiele, dass du dahin gehst.«
»Ich muss Sonya helfen«, sagte ich.
Er musterte mich und lächelte. »Das weiß ich doch. Ich wünschte nur, ich könnte mitkommen.«
»Ach ja? Du wirst mich beschützen und mich hinaustragen, wie du mir gestern Nacht angedroht hast?«, neckte ich ihn.
»He, wenn’s nötig ist, dich und Sonya. Ich werfe euch über die Schulter, eine links, eine rechts. Sehr männlich, hm?«
»Sehr«, sagte ich, glücklich, ihn wieder scherzen zu hören.
Seine Erheiterung verebbte jedoch, und er wurde wieder ernst. »Erlaube mir, dich etwas zu fragen. Was ist beängstigender: In einen Bau mit verrückten, mordlustigen Menschen zu spazieren oder mit ungefährlichen – wenn auch irgendwie verrückten – Vampiren und Halbvampiren zusammen zu sein? Ich kenne die Komplexe von euch Alchemisten uns gegenüber, aber ist die Loyalität zu deiner eigenen Rasse so stark, dass … ich weiß nicht … dass die Leute selbst keine Rolle spielen?«
Für Adrian war das eine überraschend tiefschürfende Frage. Sie berührte auch meinen Ausflug in den Bunker der Alchemisten, den ich unternommen hatte, um Keith zu sehen. Ich erinnerte mich daran, dass Keith’ Vater der moralische Charakter seines Sohnes gleichgültig gewesen war, solange Keith nur nicht auf gutem Fuß mit Vampiren stand. Außerdem dachte ich an
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