Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Timing und beschäftigten sich zuerst mit Eddie. Anfänglich gab es nichts zu sehen – nur die beiden Geistbenutzer, die Eddie anstarrten. Er schien sich unter ihrer Musterung unwohl zu fühlen. Dann sah ich, wie ein silbriger Schimmer über seinen Körper lief. Beim Anblick dieser körperlichen Manifestation von Geist trat ich erstaunt zurück – erstaunt und entnervt. Sie wiederholten die Prozedur bei Dimitri, mit den gleichen Ergebnissen. Offenbar verhielt sich auf einem unsichtbaren Niveau alles ganz genau gleich. An Dimitris Reaktion war nichts Auffälliges. Alle nahmen es gelassen als Teil des wissenschaftlichen Prozesses hin, aber der Anblick, wie die Magie sie tatsächlich umhüllte, war mir unheimlich.
Auf unserer Rückfahrt an diesem Abend nach Amberwood ertappte ich mich dabei, im Wagen so viel Abstand wie möglich zwischen mich und Eddie zu legen. Es war, als könne verbliebene Magie austreten und mich berühren. Er plauderte auf unsere übliche freundschaftliche Art mit mir, und es war eine harte Arbeit, meine Gefühle zu verbergen. Das verschaffte mir Gewissensbisse. Das war schließlich Eddie. Mein Freund. Die Magie, selbst wenn sie mich hätte verletzen können, war längst verschwunden.
Eine gut durchschlafene Nacht trug eine Menge dazu bei, sowohl meine Angst als auch meine Gewissensbisse zu vertreiben, und beim Aufwachen am folgenden Tag war die Magie bloß noch eine ferne Erinnerung. Ich bereitete mich auf den Unterricht vor. Obwohl der Aufenthalt in Amberwood ein Auftrag war, hatte ich irgendwie gelernt, die Eliteschule zu lieben. Früher hatte ich Privatunterricht gehabt, und obwohl mein Dad gewiss einen harten Lehrplan ausgearbeitet hatte, hatte er mir doch niemals mehr beigebracht, als er für notwendig befand. Selbst wenn ich weit über den Stoff meiner Kurse hinaus war, gab es hier viele Lehrer, die mich ermutigten, noch weiterzugehen. Ich hatte zwar nicht das College besuchen dürfen, aber dies hier war ein schöner Ersatz.
Bevor ich zum Unterricht gehen konnte, musste ich als Anstandsdame eine Trainingseinheit mit Eddie und Angeline überwachen. Obwohl er ihr vielleicht nach wie vor aus dem Weg gehen wollte, täte er es gewiss nicht – nicht, wenn Jills Sicherheit auf dem Spiel stand. Angeline war Teil von Jills Verteidigung. Ich setzte mich mit einem Becher Kaffee ins Gras und fragte mich immer noch, ob er sich Angelines Interesse nicht vielleicht nur einbildete. Ich hatte vor Kurzem eine kleine Kaffeemaschine für mein Wohnheimzimmer gekauft, und obwohl sich der Kaffee, der da herauskam, nicht mit einem Kaffee aus einer Espressobar vergleichen ließ, hatte er mich durch eine Anzahl harter Vormittage gebracht. Ein Gähnen erstickte meine Begrüßung, als Jill sich neben mich setzte.
»Eddie trainiert mich nie mehr«, meinte sie sehnsüchtig, während wir das Spektakel verfolgten. Eddie erklärte Angeline geduldig, dass Kopfstöße zwar bei der Schlägerei in einer Bar vorteilhaft sein mochten, aber nicht immer die beste Taktik im Kampf gegen Strigoi waren.
»Bestimmt wird er es tun, wenn er mehr Zeit hat«, antwortete ich, obwohl ich mir dessen nicht sicher war. Da er seine Gefühle für sie sich jetzt selbst gegenüber eingestehen konnte, machte es ihn nervös, sie allzu oft zu berühren. Das und ein ritterlicher Teil in ihm wollten ohnehin nicht, dass sich Jill in Gefahr brachte. Was eine Ironie war, weil Jills sehnlichster Wunsch, Selbstverteidigung zu lernen (selten für eine Moroi), genau das war, was ihn zu ihr hingezogen hatte. »Angeline wurde als Beschützerin rekrutiert. Er muss dafür sorgen, dass es ihr auch gelingt.«
»Ich weiß. Ich habe nur den Eindruck, alle wollen mich verhätscheln.« Sie runzelte die Stirn. »Im Sportunterricht lässt mich Micah nichts tun. Nachdem ich am Anfang all diese Probleme hatte, ist er jetzt übertrieben besorgt, dass ich mich verletzen könnte. Ich sage ihm immer wieder, dass es mir gut geht, und dass es nur die Sonne war … aber, na ja, er springt ständig ein. Es ist lieb … aber es macht mich manchmal ganz verrückt.«
»Ist mir aufgefallen«, gab ich zu. Ich war im selben Sportkurs. »Aber ich glaube nicht, dass Eddie dich deswegen nicht trainieren will. Er weiß, dass du es kannst. Er ist auch stolz darauf, dass du es kannst … er glaubt nur, dass du nichts zu lernen brauchst, wenn er seinen Job macht. Irgendwie eine verdrehte Logik.«
»Nein, ich versteh schon.« Sie wandte sich wieder dem Training zu, und ihre
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