Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Unwilligkeit verwandelte sich nun in Anerkennung. »Er ist so eifrig … und, na ja, auch so gut in dem, was er tut.«
»Das Knie ist eine einfache Methode, um jemanden kampfunfähig zu machen«, erklärte Eddie gerade Angeline. »Vor allem, wenn du ohne eine Waffe erwischt wirst und … «
»Wann bringst du mir bei, zu pfählen oder zu enthaupten?«, unterbrach sie ihn, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ständig heißt es zuschlagen hier, ausweichen dort, bla, bla, bla. Ich muss doch üben, Strigoi zu töten.«
»Nein, das musst du nicht.« Eddie war der Inbegriff der Geduld und zeigte wieder jene Entschlossenheit und Bereitschaft, die ich so gut kannte. »Du bist schließlich nicht hier, um Strigoi zu töten. Vielleicht können wir das zu einem späteren Zeitpunkt mal üben, aber im Augenblick ist es deine Hauptaufgabe, sterbliche Attentäter von Jill fernzuhalten. Das hat Vorrang vor allem anderen, selbst vor unserem Leben.« Um es zu betonen, blickte er zu Jill hinüber, und in seinen Augen blitzte Bewunderung auf.
»Mir scheint, eine Enthauptung würde Moroi genauso töten«, brummte Angeline. »Und außerdem hattest du im letzten Monat mit Strigoi zu tun.«
Neben mir trat Jill unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und selbst Eddie stutzte. Es stimmte schon – er hatte vor kurzem zwei Strigoi töten müssen , damals, als Adrians Wohnung noch Keith gehört hatte. Lee Donahue hatte die Strigoi zu uns geführt. Er war ein Moroi, der einst Strigoi gewesen war. Nach der Rückkehr in seinen natürlichen Zustand hatte sich Lee verzweifelt gewünscht, wieder zum Strigoi zu werden. Deswegen hatten wir herausgefunden, dass jene, die von Geist zurückgeholt worden waren, eine gewisse Immunität gegen Strigoi besaßen. Die beiden Strigoi, die er herbeigerufen hatte, um ihm zu helfen, hatten versucht, ihn zu verwandeln, ihn stattdessen aber am Ende getötet – meiner Meinung nach war das ein besseres Schicksal, als untot zu sein.
Diese Strigoi hatten sich dann gegen uns andere gewendet, und dabei war unbeabsichtigt etwas Unerwartetes und Beunruhigendes (wenn nicht für sie, dann doch für mich) herausgekommen: Mein Blut war ungenießbar. Sie hatten von mir trinken wollen – erfolglos. Weil in jener Nacht so viel herausgekommen war, hatte keiner der Alchemisten oder Moroi dieser kleinen Einzelheit große Aufmerksamkeit geschenkt – und ich war dankbar darum. Ich hatte schreckliche Angst, dass jemand eines Tages auf die Idee kommen könnte, mich unter ein Mikroskop zu legen.
»Das war Zufall«, sagte Eddie schließlich. »Es wird wahrscheinlich nicht wieder vorkommen. Jetzt sieh zu, wie mein Bein sich bewegt, und denk daran, dass ein Moroi wahrscheinlich größer ist als du.«
Er machte eine Demonstration, und ich warf einen schnellen Blick auf Jill. Ihr Gesicht war nicht zu deuten. Sie redete niemals über Lee, mit dem sie kurz gegangen war. Micah hatte erheblich dazu beigetragen, sie an der romantischen Front abzulenken, aber es war gewiss nicht leicht wegzustecken, wenn der letzte feste Freund den Wunsch hatte, zu einem blutdurstigen Monster zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass sie immer noch litt, selbst wenn sie es auf großartige Weise verbarg.
»Du bist so steif«, sagte Eddie nach einigen Versuchen zu Angeline.
Darauf entspannte sie ihren Körper vollkommen, beinah wie eine Marionette. »Wie dann? So etwa?«
Er seufzte. »Nein. Du brauchst trotzdem eine gewisse Anspannung.«
Eddie trat hinter sie und wollte sie in die richtige Position bringen. Er zeigte ihr, wie sie die Knie beugen und die Arme halten musste. Angeline nutzte die Gelegenheit, um sich an ihn zu lehnen und ihn vieldeutig zu berühren. Ich bekam große Augen. Okay. Vielleicht bildete er sich doch nichts ein.
»He!« Er sprang zurück, einen Ausdruck des Entsetzens auf dem Gesicht. »Pass auf! Du musst doch was lernen.«
Ihr Gesicht zeigte pure, engelhafte Unschuld. »Tu ich ja! Ich hab nur versucht, mit Hilfe deines Körpers zu lernen, was ich mit meinem machen muss.« Sie klimperte doch wahrhaftig mit den Wimpern! Eddie trat noch weiter zurück.
Mir wurde klar, dass ich jetzt wahrscheinlich eingreifen sollte, ungeachtet Eddies Aussage, er könne mit seinen Problemen selbst fertig werden. Ein noch besserer Retter kam daher, als die Schulglocke erklang. Ich sprang auf.
»He, wir sollten gehen, wenn wir rechtzeitig zum Frühstück da sein wollen. Auf der Stelle.«
Angeline warf mir einen argwöhnischen Blick zu. »Lässt du
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