Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
nicht.«
»Dann stehen wir wieder in einer Sackgasse.«
»Es muss doch irgendetwas geben. Jeder hat einen Preis.«
»Tut mir leid.« Um keinen Preis der Welt hätte ich meine Pflicht gegenüber Jill und den Alchemisten vernachlässigt.
Ein Restaurantangestellter steckte den Kopf nach draußen und rief uns zu, dass unsere Bestellung fertig sei, was uns glücklicherweise von Lia befreite. Sonya kicherte, als wir unsere Tragetaschen nahmen und uns auf den Rückweg zu Adrians Wohnung begaben. Der Himmel war vom letzten Tageslicht immer noch purpurfarben, und das Licht der Straßenlaternen fiel durch die Blätter der Palmen und bildete absonderliche Muster auf dem Gehsteig.
»Hatten Sie je daran gedacht, dass es zu Ihrem Job hier gehören würde, aggressiven Modedesignern aus dem Weg zu gehen?«, fragte Sonya.
»Nein«, gab ich zu. »Ehrlich, die Hälfte dessen, was dieser Job erfordert, habe ich nie vorhergesehen … «
»Sonya?«
Ein junger Mann erschien scheinbar aus dem Nichts und versperrte uns den Weg. Ich kannte ihn nicht, und er sah ein wenig älter aus als ich. Er trug sein schwarzes Haar in einem Igelschnitt und sah Sonya neugierig an.
Sie blieb stehen und runzelte die Stirn. »Kenne ich Sie?«
Seine Miene hellte sich auf. »Sicher. Jeff Enbanks. Erinnern Sie sich?«
»Nein«, sagte sie höflich, nachdem sie ihn einige Sekunden lang gemustert hatte. »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Es tut mir leid.«
»Nein, nein«, widersprach er. »Ich weiß, dass Sie es sind. Sonya Karp, nicht wahr? Wir haben uns letztes Jahr in Kentucky kennengelernt.«
Sonya versteifte sich. Während ihrer Zeit als Strigoi war sie in Kentucky gewesen. Das konnten jetzt keine angenehmen Erinnerungen sein.
»Es tut mir leid«, wiederholte sie mit angespannter Stimme. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Der Mann lächelte unverdrossen weiter, als seien sie die besten Freunde. »Sie sind aber weit weg von Kentucky. Was führt Sie hierher? Ich bin der Arbeit wegen hier.«
»Da liegt ein Irrtum vor«, erklärte ich ihm streng und drängte Sonya weiter. Ich wusste nicht, was das genau für ein Irrtum sein mochte, aber mehr als Sonyas Haltung war in meinen Augen nicht nötig. »Wir müssen weiter.«
Der Mann folgte uns nicht, aber Sonya blieb auf dem größten Teil des Heimwegs still.
»Es muss hart sein«, sagte ich in dem Gefühl, einfach etwas sagen zu müssen, »Bekannte aus Ihrer Vergangenheit zu treffen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er gehört nicht zu meinen Bekannten. Da bin ich mir sicher. Ich bin ihm nie begegnet.«
Ich hatte gedacht, sie wolle bloß jedwede Verbindung zu ihrer Zeit als Strigoi meiden. »Ganz bestimmt? Er war kein entfernter Bekannter?«
Sie warf mir einen schiefen Blick zu. »Strigoi haben keine entfernten Bekanntschaften mit Menschen. Sie haben sie zum Abendessen. Der Mann hätte nicht wissen sollen, wer ich bin.«
»Er war ein Mensch? Kein Dhampir?« Ich konnte den Unterschied nicht erkennen, im Gegensatz zu Moroi.
»Eindeutig.«
Sonya war wieder stehen geblieben und sah dem Mann nach. Ich folgte ihrem Blick. »Es muss doch einen Grund geben, warum er Sie erkannt hat. Er wirkt ziemlich harmlos.«
Das trug mir ein weiteres Lächeln ein. »Kommen Sie, Sydney. Ich hatte geglaubt, Sie wären lange genug mit uns zusammen gewesen, um das zu wissen.«
»Um was zu wissen?«
»Nichts ist jemals so harmlos, wie es scheint.«
Kapitel 4
S onya verlor während des restlichen Wegs zu Adrians Wohnung kein Wort mehr über die mysteriöse Begegnung, also respektierte ich ihr Schweigen. Alle anderen waren zu beschäftigt mit dem Abendessen und den Experimenten, als dass ihnen sonst viel aufgefallen wäre. Und sobald sie die zweite Welle von Experimenten in Angriff nahmen, war auch ich zu abgelenkt, um noch viel über den Mann auf der Straße nachzudenken.
Sonya hatte gesagt, sie wolle feststellen, wie Eddie und Dimitri auf direkten Kontakt mit Geist reagierten. Das erreichten sie und Adrian dadurch, dass sie ihre Magie nacheinander auf beide Dhampire konzentrierten.
»Es ist ungefähr so wie das, was wir tun, wenn wir versuchen, sie zu heilen, oder etwas wachsen zu lassen«, erklärte mir Sonya. »Keine Sorge – dadurch werden sie nicht übergroß oder so was. Es wird eher so sein, dass wir sie mit Geistmagie belegen. Falls Dimitri irgendein verbleibendes Merkmal von der Zeit seiner Heilung zurückbehalten hat, sollte es mit unserer Magie reagieren.«
Sie und Adrian koordinierten ihr
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