Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
ihm der Rippenstoß gefallen. »Richtig, richtig.« Er zog ein Handy aus der Tasche. »Schreibst du Sydney mit Y oder I?« Trey verdrehte die Augen. »Was? Ich gehe mal von Ersterem aus, aber da Namen immer häufiger unkonventionell geschrieben werden, weiß man nie so genau. Ich wollte ihn nur richtig in mein Telefon eingeben.«
»Ich hätte das Gleiche getan«, stimmte ich zu. Dann nannte ich ihm meine Telefonnummer.
Er schaute auf und lächelte mich an. »Toll. Ich freu mich drauf.«
»Ich auch«, sagte ich und meinte es tatsächlich ernst.
Als ich Spencer’s verließ, war ich völlig benommen. Ich hatte ein Date. Wie um alles in der Welt war ich zu einem Date gekommen?
Einige Sekunden später kam Trey hinter mir hergerannt und fing mich ab, als ich mein Auto aufschloss. Er trug noch immer seine Baristaschürze. »Und?«, fragte er. »Hatte ich recht, oder hatte ich recht?«
»In welcher Hinsicht?«, fragte ich, obwohl ich das Gefühl hatte zu wissen, was jetzt kam.
»Dass Brayden dein Seelengefährte ist.«
»Ich habe dir gesagt … «
»Ich weiß, ich weiß. Du glaubst nicht an Seelengefährten. Trotzdem.« Er grinste. »Wenn dieser Junge nicht wie für dich geschaffen ist, dann weiß ich nicht, wer es sonst sein soll.«
»Na ja, wir werden sehen.« Umständlich stellte ich Ms Terwilligers Tasse auf das Autodach, um aus meiner eigenen trinken zu können. »Natürlich mag er keine modernen Shakespeare-Interpretationen, das könnte der Sache ein Ende setzen.«
Trey starrte mich ungläubig an. »Im Ernst?«
»Nein«, antwortete ich und warf ihm einen Blick zu. »Ich scherze. Na ja, vielleicht.« Der Latte, den Brayden mir gemacht hatte, war ziemlich gut, daher war ich bereit, in der Shakespeare-Angelegenheit im Zweifelsfall zu seinen Gunsten zu entscheiden. »Warum sorgst du dich überhaupt so um mein Liebesleben?«
Trey zuckte die Achseln und schob die Hände in die Taschen. Schon jetzt bildeten sich in der Sonne des Spätnachmittags Schweißperlen auf seiner gebräunten Haut. »Weiß ich auch nicht. Ich habe wohl das Gefühl, dir was schuldig zu sein – wegen alldem, was bei den Tätowierungen danebengegangen ist. Und wegen deiner Hilfe bei den Hausaufgaben.«
»Dafür brauchst du meine Hilfe eigentlich nicht. Und die Tätowierungen … « Ich runzelte die Stirn, weil ein Bild von Keith, wie er gegen die Scheibe hämmerte, in meinem Kopf aufblitzte. Keith’ Bande von Vampirblutverkäufern hatte die hoch wirksamen Tätowierungen erst ermöglicht, die in Amberwood einen so verheerenden Schaden angerichtet hatten. Trey wusste natürlich nichts von meinem persönlichen Interesse an der Angelegenheit. Er wusste einfach bloß, dass wegen mir die Leute verschwunden waren, die bei Sport-Wettkämpfen die Tätowierungen auf unfaire Weise ausgenutzt hatten. »Ich hab es getan, weil es das Richtige war.«
Was ihm ein Lächeln entlockte. »Natürlich. Trotzdem, es hat mir viel Ärger mit meinem Dad erspart.«
»Das will ich hoffen. Du hast jetzt keine Konkurrenz mehr im Team. Was könnte sich dein Dad mehr wünschen?«
»Oh, er findet immer was anderes, bei dem ich seiner Meinung nach der Beste sein könnte. Nicht nur Football.« Trey hatte schon früher derartige Andeutungen gemacht.
»Ich weiß, wie das ist«, sagte ich und dachte an meinen eigenen Vater. Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns.
»Die Sache wird nicht dadurch besser, dass meine großartige Cousine bald in die Stadt kommt«, sagte er schließlich. »Neben ihr sieht alles, was ich tue, voll lahm aus. Hast du auch so eine Cousine?«
»Ähm, eigentlich nicht.« Die meisten meiner Cousinen gab es auf der Seite meiner Mom, und mein Dad neigte dazu, sich von ihrer Familie fernzuhalten.
»Du bist wahrscheinlich die perfekte Cousine«, brummte Trey. »Wie auch immer, ja, da sind ständig diese Erwartungen, die von der Familie kommen … immer diese Prüfungen. Football hat mir vorläufig einen gewissen Respekt verschafft.« Er zwinkerte mir zu. »Und dazu meine umwerfende Chemienote.«
Die letzte Bemerkung war nicht an mich verschwendet. »Schön. Ich schick dir eine SMS , wenn ich heute Abend zurückkomme. Wir kriegen das schon hin.«
»Danke. Und ich rede ein Wörtchen mit Brayden, damit er am Donnerstag nichts versucht.«
Mein Kopf war immer noch voller Latein und Shakespeare. »Was soll er versuchen?«
Trey schüttelte den Kopf. »Ehrlich, Melbourne, ich weiß nicht, wie du in dieser Welt so lange ohne mich überlebt
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