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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Trey.
    »Tschuldigung«, sagte ich. »Lateinischer Scherz.«
    »Gallia est omnis divisa in partes tres«, sagte der Barista.
    Ich riss den Kopf hoch. Nicht viel konnte mich von einem Kaffee ablenken, aber ein Julius-Cäsar-Zitat bei Spencer’s ganz gewiss.
    »Du hast Latein gelernt?«, fragte ich.
    »Sicher«, antwortete er. »Wer denn nicht?«
    Trey verdrehte die Augen. »Bloß der Rest der Welt«, murrte er.
    »Insbesondere klassisches Latein«, fuhr der Barista fort. »Ich meine, es ist ziemlich erholsam im Vergleich zum mittelalterlichen Latein.«
    »Offensichtlich«, erwiderte ich. »Das ist ja allgemein bekannt. Alle Regeln sind nach dem Zerfall des Reichs im Chaos versunken.«
    Er nickte zustimmend. »Vergleicht man die Regeln jedoch mit den romanischen Sprachen, ergeben sie einen Sinn, wenn man sie als Teil im größeren Bild der Entwicklung dieser Sprache betrachtet.«
    »Das«, unterbrach Trey, »ist das Verkorksteste, was ich je erlebt habe! Und das Schönste. Sydney, das ist Brayden. Brayden, Sydney.« Trey verwendete meinen Vornamen nur selten, daher wirkte es jetzt irgendwie merkwürdig, wenn auch nicht ganz so merkwürdig wie das übertriebene Augenzwinkern, mit dem er mich bedachte.
    Ich gab Brayden die Hand. »Freut mich, dich kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, sagte er. »Du bist ein Klassikerfan, hm?« Er hielt inne und sah mich lange und nachdenklich an. »Hast du diesen Sommer die Aufführung von Antonius und Kleopatra mit der Parktheatergruppe gesehen?«
    »Nein. Ich habe nicht mal gewusst, dass sie das Stück gegeben haben.« Ich kam mir plötzlich irgendwie lahm vor, das nicht gewusst zu haben. Als hätte ich über alle künstlerischen und kulturellen Ereignisse im weiteren Umfeld von Palm Springs auf dem Laufenden sein sollen. Zur Erklärung fügte ich hinzu: »Ich bin erst vor einem Monat hierher gezogen.«
    »Ich glaube, es gibt in dieser Spielzeit noch ein paar Aufführungen.« Brayden zögerte abermals. »Ich würde es mir noch mal ansehen, wenn du hin möchtest. Obwohl ich dich warne – es ist eine von diesen neumodischen Shakespeare-Interpretationen. Moderne Kostüme.«
    »Macht nichts. Solche Neuinterpretationen machen Shakespeare zeitlos.« Die Worte kamen mir automatisch über die Lippen. Gleichzeitig hatte ich plötzlich einen dieser erhellenden Augenblicke, in denen mir bewusst wurde, dass da mehr im Schwange war, als ich ursprünglich gedacht hatte. Im Geiste ging ich noch einmal Braydens Worte durch. Damit und mit Treys gewaltigem Grinsen kam mir schon bald eine verblüffende Erkenntnis. Natürlich war das der Junge, von dem Trey mir erzählt hatte. Mein »Seelengefährte«. Und er lädt mich ein, mit ihm auszugehen!
    »Tolle Idee«, sagte Trey. »Ihr zwei solltet euch dieses Stück unbedingt ansehen. Nehmt euch einen ganzen Tag Zeit dafür. Geht was essen und hängt in der Bibliothek rum oder womit auch immer ihr euch amüsieren wollt!«
    Brayden sah mir in die Augen. Die seinen waren haselnussbraun, beinahe wie die von Eddie, aber mit ein wenig Grün darin. Nicht so grün wie Adrians Augen natürlich. Niemand hatte Augen mit diesem umwerfenden Grün. Braydens braunes Haar blitzte gelegentlich golden im Licht auf, und er hatte einen ganz nüchternen Schnitt, der die Kanten seiner Wangenknochen betonte. Ich musste zugeben, dass er ziemlich süß aussah. »Sie geben von Donnerstag bis Sonntag Vorstellungen«, sagte er. »Ich habe dieses Wochenende einen Debattierwettkampf … könntest du am Donnerstagabend?«
    »Ich … « Könnte ich? Soweit ich wusste, stand nichts auf dem Programm. Ungefähr zweimal die Woche brachte ich Jill in das Haus von Clarence Donahue, einem alten Moroi, der einen Spender hatte. Donnerstag gab es jedoch keinen festen Termin, und ich war genau genommen nicht verpflichtet, zu den Experimentierabenden zu gehen.
    »Natürlich kann sie«, griff Trey ein, bevor ich auch nur antworten konnte. »Stimmt’s, Sydney?«
    »Ja«, antwortete ich und warf ihm einen Blick zu. »Ich kann.«
    Brayden lächelte. Ich erwiderte das Lächeln. Nervöses Schweigen breitete sich aus. Anscheinend war er genauso unsicher wie ich, wenn es darum ging, wie wir jetzt weitermachen sollten. Ich hätte die Situation süß gefunden, wenn ich mir nicht solche Sorgen gemacht hätte, lächerlich zu erscheinen.
    Trey stieß ihm scharf einen Ellbogen in die Rippen. »Jetzt musst du sie nach ihrer Nummer fragen.«
    Brayden nickte, obwohl er keineswegs den Eindruck erweckte, als habe

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