Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
hatten mir schon sehr geholfen. Und bei alldem übernatürlichen Krimskrams, den mein Job mit sich brachte, hatte es etwas Tröstliches, in der Nähe von ganz normalen Leuten zu sein … und, na ja, menschlichen. Selbst wenn ich nicht ganz ehrlich zu ihnen sein durfte.
    »Sydney, wir haben eine Frage an dich. Geht um Mode«, begrüßte mich Julia. Sie warf sich das blonde Haar über eine Schulter, ihre übliche Geste, wenn sie etwas von größter Wichtigkeit sagen wollte.
    »Eine Frage zur Mode?« Ich wollte mich schon fast umsehen, ob vielleicht eine andere Sydney hinter mir stand. »Ich glaube, so was hat mich noch nie jemand gefragt.«
    »Du hast wirklich schöne Kleider«, beharrte Kristin. Sie hatte dunkle Haut und dunkles Haar, außerdem war sie athletisch, was einen Kontrast zu Julias mädchenhafterem Wuchs bildete. »Zu schön, um genau zu sein. Wenn meine Mom zehn Jahre jünger wäre, cool und viel mehr Geld hätte, würde sie sich so anziehen wie du.« Ich wusste nicht, ob das nun ein Kompliment war oder nicht, aber Julia gab mir keine Chance, darüber nachzugrübeln.
    »Sag es ihr, Kris.«
    »Erinnerst du dich an dieses Beratungsseminar, das ich nächstes Semester belegen wollte? Ich habe ein Vorstellungsgespräch bekommen«, erklärte Kristin. »Ich überlege, ob ich lieber Hosen und einen Blazer tragen sollte oder ein Kleid.«
    Ah, das erklärte, warum sie zu mir kamen. Ein Vorstellungsgespräch. Alles andere hätten sie einem Modemagazin entnehmen können. Und obwohl ich wahrscheinlich in solch praktischen Angelegenheiten die Autorität war … na ja, ich war jedenfalls irgendwie enttäuscht, dass sie mich deswegen gerufen hatten. »Welche Farbe haben sie?«
    »Der Blazer ist rot, und das Kleid ist dunkelblau.«
    Ich musterte Kristin. Sie hatte eine Narbe am Handgelenk, Überbleibsel einer grässlichen Tätowierung, bei deren Entfernung ich geholfen hatte, damals, zur Blütezeit von Keith’ zwielichtiger Tätowiererbande. »Nimm das Kleid. Warte … ist es ein Kleid, das du eher in der Kirche oder in einem Nachtclub tragen würdest?«
    »Kirche«, antwortete sie und hörte sich gar nicht glücklich darüber an.
    »Dann auf jeden Fall das Kleid«, stellte ich fest.
    Kristin warf Julia einen triumphierenden Blick zu. »Siehst du? Ich hab dir gesagt, dass sie das sagen würde.«
    Julia schien aber doch noch Zweifel zu haben. »Der Blazer macht mehr Spaß. Er ist leuchtend rot.«
    »Ja, aber ›Spaß‹ ist meistens nicht gerade das, was man bei einem Vorstellungsgespräch vermitteln will«, bemerkte ich. Es war schwer, angesichts ihres Geplänkels keine Miene zu verziehen. »Zumindest nicht für einen solchen Job.«
    Julia wirkte immer noch nicht überzeugt, aber sie versuchte auch nicht, Kristin meinen klugen Moderat auszureden. Einige Sekunden später reckte Julia den Kopf. »He, stimmt es, dass dich Trey mit irgendeinem Jungen verkuppelt hat?«
    »Ich … was? Nein. Wo hast du das denn gehört?« Als müsste ich das fragen. Sie hatte es zweifellos von Trey selbst gehört.
    »Trey meinte, er hätte mit dir darüber gesprochen«, sagte Kristin. »Dass dieser Junge so wunderbar für dich wäre.«
    »Eine tolle Idee, Syd«, meinte Julia, und ihr Gesicht war so ernst, als erörterten wir eine Angelegenheit von Leben oder Tod. »Es wird dir guttun. Ich meine, seit die Schule begonnen hat, bin ich mit mehreren Jungen ausgegangen … « Sie hielt inne und zählte die Namen stumm an ihren Fingern ab. »… insgesamt vier. Weißt du, mit wie vielen du ausgegangen bist?« Sie hielt eine Faust hoch. »Mit so vielen.«
    »Ich brauche nicht mit irgendwem auszugehen«, wandte ich ein. »Mein Leben ist so schon kompliziert genug. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dann noch komplizierter werden würde.«
    »Wo denn kompliziert?«, lachte Kristin. »Deine umwerfenden Zensuren, dein mörderischer Körper und dein tolles Haar? Ich meine, okay, deine Familie ist ein bisschen komisch, aber ich bitte dich, jeder hat ab und zu Zeit für ein Date – oder, in Julias Fall, für jede Menge Dates.«
    »He«, sagte Julia, obwohl sie die Anschuldigung gar nicht bestritt.
    Kristin trat vor, und mir kam der Gedanke, dass sie sich lieber für ein juristisches Seminar bewerben sollte. »Lass ausnahmsweise mal die Hausaufgaben sausen! Gib diesem Jungen eine Chance, und wir können alle irgendwann zusammen ausgehen. Das würde doch Spaß machen.«
    Ich bedachte sie mit einem gezwungenen Lächeln und murmelte etwas Nichtssagendes.

Weitere Kostenlose Bücher