Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
war die Magie bloß noch eine ferne Erinnerung. Ich bereitete mich auf den Unterricht vor. Obwohl der Aufenthalt in Amberwood ein Auftrag war, hatte ich irgendwie gelernt, die Eliteschule zu lieben. Früher hatte ich Privatunterricht gehabt, und obwohl mein Dad gewiss einen harten Lehrplan ausgearbeitet hatte, hatte er mir doch niemals mehr beigebracht, als er für notwendig befand. Selbst wenn ich weit über den Stoff meiner Kurse hinaus war, gab es hier viele Lehrer, die mich ermutigten, noch weiterzugehen. Ich hatte zwar nicht das College besuchen dürfen, aber dies hier war ein schöner Ersatz.
Bevor ich zum Unterricht gehen konnte, musste ich als Anstandsdame eine Trainingseinheit mit Eddie und Angeline überwachen. Obwohl er ihr vielleicht nach wie vor aus dem Weg gehen wollte, täte er es gewiss nicht – nicht, wenn Jills Sicherheit auf dem Spiel stand. Angeline war Teil von Jills Verteidigung. Ich setzte mich mit einem Becher Kaffee ins Gras und fragte mich immer noch, ob er sich Angelines Interesse nicht vielleicht nur einbildete. Ich hatte vor Kurzem eine kleine Kaffeemaschine für mein Wohnheimzimmer gekauft, und obwohl sich der Kaffee, der da herauskam, nicht mit einem Kaffee aus einer Espressobar vergleichen ließ, hatte er mich durch eine Anzahl harter Vormittage gebracht. Ein Gähnen erstickte meine Begrüßung, als Jill sich neben mich setzte.
»Eddie trainiert mich nie mehr«, meinte sie sehnsüchtig, während wir das Spektakel verfolgten. Eddie erklärte Angeline geduldig, dass Kopfstöße zwar bei der Schlägerei in einer Bar vorteilhaft sein mochten, aber nicht immer die beste Taktik im Kampf gegen Strigoi waren.
»Bestimmt wird er es tun, wenn er mehr Zeit hat«, antwortete ich, obwohl ich mir dessen nicht sicher war. Da er seine Gefühle für sie sich jetzt selbst gegenüber eingestehen konnte, machte es ihn nervös, sie allzu oft zu berühren. Das und ein ritterlicher Teil in ihm wollten ohnehin nicht, dass sich Jill in Gefahr brachte. Was eine Ironie war, weil Jills sehnlichster Wunsch, Selbstverteidigung zu lernen (selten für eine Moroi), genau das war, was ihn zu ihr hingezogen hatte. »Angeline wurde als Beschützerin rekrutiert. Er muss dafür sorgen, dass es ihr auch gelingt.«
»Ich weiß. Ich habe nur den Eindruck, alle wollen mich verhätscheln.« Sie runzelte die Stirn. »Im Sportunterricht lässt mich Micah nichts tun. Nachdem ich am Anfang all diese Probleme hatte, ist er jetzt übertrieben besorgt, dass ich mich verletzen könnte. Ich sage ihm immer wieder, dass es mir gut geht, und dass es nur die Sonne war … aber, na ja, er springt ständig ein. Es ist lieb … aber es macht mich manchmal ganz verrückt.«
»Ist mir aufgefallen«, gab ich zu. Ich war im selben Sportkurs. »Aber ich glaube nicht, dass Eddie dich deswegen nicht trainieren will. Er weiß, dass du es kannst. Er ist auch stolz darauf, dass du es kannst … er glaubt nur, dass du nichts zu lernen brauchst, wenn er seinen Job macht. Irgendwie eine verdrehte Logik.«
»Nein, ich versteh schon.« Sie wandte sich wieder dem Training zu, und ihre Unwilligkeit verwandelte sich nun in Anerkennung. »Er ist so eifrig … und, na ja, auch so gut in dem, was er tut.«
»Das Knie ist eine einfache Methode, um jemanden kampfunfähig zu machen«, erklärte Eddie gerade Angeline. »Vor allem, wenn du ohne eine Waffe erwischt wirst und … «
»Wann bringst du mir bei, zu pfählen oder zu enthaupten?«, unterbrach sie ihn, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ständig heißt es zuschlagen hier, ausweichen dort, bla, bla, bla. Ich muss doch üben, Strigoi zu töten.«
»Nein, das musst du nicht.« Eddie war der Inbegriff der Geduld und zeigte wieder jene Entschlossenheit und Bereitschaft, die ich so gut kannte. »Du bist schließlich nicht hier, um Strigoi zu töten. Vielleicht können wir das zu einem späteren Zeitpunkt mal üben, aber im Augenblick ist es deine Hauptaufgabe, sterbliche Attentäter von Jill fernzuhalten. Das hat Vorrang vor allem anderen, selbst vor unserem Leben.« Um es zu betonen, blickte er zu Jill hinüber, und in seinen Augen blitzte Bewunderung auf.
»Mir scheint, eine Enthauptung würde Moroi genauso töten«, brummte Angeline. »Und außerdem hattest du im letzten Monat mit Strigoi zu tun.«
Neben mir trat Jill unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und selbst Eddie stutzte. Es stimmte schon – er hatte vor kurzem zwei Strigoi töten müssen , damals, als Adrians Wohnung noch Keith
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