Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
mich anzusehen. »Es war überhaupt nicht einfach. Du bist wegen einer Spitzfindigkeit vom Haken gekommen. Du hast dich ständig geweigert, die Regeln hier zu befolgen, und heute – also, das war vollkommen daneben. Du bist hier nicht zu Hause. Die einzige Gelegenheit, bei der du auch nur an einen Kampf denken solltest, ist ein Überfall auf Jill. Deswegen bist du hier. Nicht, um deinen eigenen Launen nachzugehen. Du hast gesagt, du seist der Herausforderung gewachsen, sie zu beschützen. Wenn du von der Schule verwiesen wirst – und es ist ein Wunder, dass das nicht geschehen ist – , ist sie in Gefahr. Also reiß dich zusammen oder fang an zu packen und fahr nach Hause. Und lass um Gottes willen Eddie in Ruhe!«
Ihr Gesicht rötete sich vor Wut, während ich sprach, aber diese letzte Bemerkung traf sie völlig unerwartet. »Was meinst du denn damit?«
»Ich meine damit, dass du dich ihm ständig an den Hals wirfst.«
Sie rümpfte die Nase. »So zeigt man einem Jungen, dass man ihn mag.«
»Vielleicht irgendwo am äußersten Rand jeder Zivilisation! Hier musst du dich aber zurückhalten und dich langsam mal wie ein vernünftiges menschliches Wesen benehmen – ähm, wie ein Dhampir. Ist auch egal. Du quälst ihn! Außerdem seid ihr angeblich Cousin und Cousine. Du vermasselst unsere Tarnung.«
Angeline klappte der Unterkiefer herunter. »Ich … wegen mir fühlt er sich elend?«
Sie tat mir beinahe leid. Der schockierte Ausdruck auf ihrem Gesicht war gewaltig. Offensichtlich hatte sie wirklich nicht gewusst, dass das, was sie Eddie antat, falsch war. Ich war in diesem Moment jedoch zu erregt, um viel Mitgefühl mit ihr zu zeigen. Jill hatte bei unserer Ankunft überreagiert, und das war einfach frustrierend gewesen. Ich hatte gelernt, unseren Frieden zu genießen, und jetzt bedrohte Angeline das alles. Im Gegensatz zu Jill schien sie es nicht zu begreifen, und ich wusste nicht, ob die Dinge deshalb besser oder schlechter wurden.
Ich ließ eine erregte und verzweifelte Angeline vor ihrem Wohnheimzimmer stehen und ging, um mir von Jill bestätigen zu lassen, dass Adrian tatsächlich getrunken hatte. Das und meine Aufregung reichten mehr als aus, um in mir den Wunsch zu wecken, dem Campus für ein Weilchen den Rücken zu kehren. Brayden hatte mich schon früher am Tag gefragt, ob ich ausgehen wolle, aber ich fühlte mich dem nicht gewachsen. Ich schickte ihm schnell eine SMS : Kann heute Abend nicht ausgehen. Familiensache. Dann machte ich mich auf den Weg zu Clarence.
Ich hatte vorher angerufen, um mich zu vergewissern, dass Dimitri und Sonya da waren, weil ich kein Interesse an einem Tête-à-Tête mit dem uralten Moroi hatte. Bei meiner Ankunft war er gar nicht da. Ich fand Dimitri und Sonya zusammengekauert über einigen Pappkarten mit getrockneten Blutstropfen. Sie dachten über die weitere Vorgehensweise nach.
»Es wäre interessant, wenn wir an Strigoi-Blut herankämen und feststellen könnten, ob etwas geschehen ist, als ich Geist angewandt habe«, sagte sie gerade. »Meinst du, du könntest das schaffen?«
»Gern«, antwortete Dimitri.
Jetzt bemerkten sie mich. Sobald sie aufschaute, fragte Sonya: »Was ist?«
Ich gab mir nicht einmal die Mühe zu fragen, woher sie es wusste. Mein Gesicht sagte wahrscheinlich mehr als meine Aura. »Angeline ist in der Schule in eine Prügelei mit einer … Motivationsband geraten.«
Dimitri und Sonya wechselten einen Blick. »Vielleicht sollten wir uns etwas zum Abendessen besorgen«, sagte er. Er griff sich ein Schlüsselbund vom Tisch. »Fahren wir in die Stadt!«
Ich hätte mir nie vorgestellt, mich einmal darauf zu freuen, mit einer Moroi und einem Dhampir auszugehen. Es war nur ein weiteres Zeichen dafür, wie weit ich mich entwickelt hatte – oder vom Weg abgekommen war, nach alchemistischen Maßstäben. Verglichen mit den meisten anderen Leuten in meinem Leben waren Dimitri und Sonya bodenständig und stabil. Erfrischend.
Ich gab ihnen einen kurzen Überblick über Angelines Verhalten, ebenso wie über meine dünn verschleierte juristische Drohung. Dieser Teil schien Sonya zu erheitern.
»Klug«, bemerkte sie, während sie Spaghetti um eine Gabel wickelte. »Vielleicht sollten Sie Jura studieren, statt für die Alchemisten zu arbeiten.«
Dimitri fand das weniger komisch. »Angeline ist hierhergekommen, um einen Job zu erledigen. Sie wollte weg von den Hütern und hat geschworen, jede wache Minute dem Schutz Jills zu widmen.«
»Es hat einen kleinen
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