Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Kulturschock gegeben«, gab ich zu und wusste nicht recht, warum ich Angeline jetzt verteidigte. »Und diese Männer heute … ich meine, wenn sie es mit mir versucht hätten, wenn ich bei ihrer Singerei hätte mitmachen sollen – ich hätte sie wahrscheinlich ebenfalls verprügelt.«
»Inakzeptabel«, sagte Dimitri. Er hatte schon mal Unterricht im Zweikampf erteilt, und ich konnte verstehen, warum. »Sie ist aus Gründen einer Mission hier. Was sie getan hat, war leichtsinnig und verantwortungslos.«
Sonya warf ihm ein hinterhältiges Lächeln zu. »Und da dachte ich, du hättest eine Schwäche für leichtsinnige junge Mädchen.«
»So etwas hätte Rose nie getan«, gab er zurück. Dann hielt er inne, um noch einmal nachzudenken, und ich hätte schwören können, den Anflug eines Lächelns wahrgenommen zu haben. »Nun, zumindest nicht so öffentlich.«
Sobald das Thema Angeline durch war, kam ich auf den Grund meines Besuchs zu sprechen. »Also … keine Experimente heute?«
Selbst Sonyas Frohnatur fiel in sich zusammen. »Ah. Nein, nicht direkt. Wir sind einige Notizen durchgegangen, aber Adrian war nicht … er war in dieser Woche den Forschungsarbeiten nicht ganz gewachsen. Oder dem Besuch des Colleges.«
Dimitri nickte. »Ich bin vorhin bei ihm gewesen. Er konnte kaum die Tür öffnen. Keine Ahnung, was er getrunken hatte, aber was immer es war, er hatte eine Menge davon intus.« Wenn man ihre wackelige Beziehung bedachte, hätte ich eher Geringschätzung bei der Erörterung von Adrians Lastern erwartet. Stattdessen klang Dimitri enttäuscht, als hätte er etwas Besseres erwartet.
»Deshalb wollte ich mit Ihnen sprechen«, sagte ich. Ich hatte nur wenig von meinem Abendessen gegessen und zerfetzte gerade voller Nervosität ein Brötchen. »Adrians gegenwärtige Stimmung ist nicht ausschließlich seine Schuld. Ich meine, ist es schon, aber ich kann es irgendwie verstehen. Sie wissen, dass wir an diesem Wochenende seinen Dad getroffen haben, ja? Also, es ist nicht gut gelaufen.«
In Dimitris dunklen Augen stand ein wissendes Glitzern. »Das überrascht mich nicht. Nathan Ivashkov ist nicht der umgänglichste Mann.«
»Er hat so ziemlich alles in der Luft zerrissen, was Adrian versucht hat. Ich habe Adrian verteidigen wollen, aber Mr Ivashkov wollte gar nicht zuhören. Deswegen habe ich mich gefragt, ob Sie vielleicht helfen könnten.«
Sonya konnte ihre Überraschung nicht verbergen. »Ich würde Adrian mit Freuden helfen, habe jedoch den leisen Verdacht, dass Nathan nicht viel darauf geben wird, was ich zu sagen habe.«
»Daran habe ich auch nicht gedacht.« Ich gab das Brötchen auf und ließ sämtliche Stücke auf meinen Teller fallen. »Sie haben beide der Königin nahegestanden. Vielleicht könnten Sie sie dazu bringen, Adrians Dad zu sagen, dass … ich weiß nicht. Was für eine Hilfe Adrian uns gewesen ist. Wie sehr er uns alle unterstützt hat. Natürlich kann sie nicht direkt erklären, was er tut, aber alles wäre vielleicht hilfreich. Mr Ivashkov will nicht auf Adrian oder sonst jemanden hören, aber eine Empfehlung der Königin müsste er schon ernst nehmen. Falls sie dazu bereit wäre.«
Dimitri wirkte nachdenklich. »Oh, sie wäre bestimmt dazu bereit. Sie hatte schon immer eine Schwäche für ihn. Alle haben anscheinend eine Schwäche für ihn.«
»Nein«, erwiderte ich halsstarrig. »Nicht alle. Die Meinungen sind geteilt. Die eine Hälfte verdammt ihn und schreibt ihn als nutzlos ab – wie sein Dad. Die andere Hälfte zuckt einfach die Achseln, lässt ihm seinen Willen und sagt: ›Na ja, das ist halt Adrian.‹«
Sonya musterte mich eindringlich, und ein Hauch von Erheiterung kehrte zurück. »Und Sie?«
»Ich bin der Ansicht, man sollte ihn weder verhätscheln noch missachten. Wenn Sie von ihm erwarten, dass er große Dinge tut, wird er sie tun.«
Sonya antwortete nicht sofort, und ich rutschte unter ihrer Musterung auf meinem Platz unbehaglich hin und her. Es gefiel mir nicht, wenn sie mich so ansah. Es ging um mehr als um Auren. Es war, als könnte sie mir in Herz und Seele blicken.
»Ich werde mit Lissa sprechen«, erklärte sie schließlich. »Und ich bin mir sicher, Dimitri wird das Gleiche tun. In der Zwischenzeit wollen wir hoffen, dass Adrian wieder nüchtern wird, wenn wir Ihrem Rat folgen und von ihm erwarten, dass er bald nüchtern werden wird.«
Wir hatten gerade die Rechnung beglichen, da klingelte Dimitris Handy. »Hallo?«, sagte er. Und im gleichen Moment
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