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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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aus dem Unterricht zu holen«, meinte Julia.
    Kristin verdrehte die Augen. »Hier wirst du sehen, was du durch deinen Privatunterricht versäumt hast, Sydney.«
    Nichts hätte mich auf das nun folgende Spektakel vorberei ten können – vor allem, weil ich niemals, selbst in meinen verrücktesten Träumen nicht, gedacht hätte, dass man gewichtige gesellschaftliche Themen mit Popsongs ansprechen könnte. Die Gruppe, die auftrat, nannte sich Koolin’ Around, und der falsche Gebrauch des »K« reichte fast schon aus, dass ich auf der Stelle nach draußen geflüchtet wäre. Vor jedem Song gaben sie eine schnelle und ziemlich vage Info über das Thema oder spielten – schlimmer noch – einen Sketch. Diese kleinen Lektionen begannen immer mit: »He, Kids!«
    Der erste Song hieß »Geschlechtskrankheiten – nicht für mich«. Ich holte meine Mathe-Hausaufgaben heraus und machte mich an die Arbeit.
    »Komm schon«, sagte Eddie lachend. »So schlimm ist es doch gar nicht. Und die Leute sollten wirklich was von diesen Dingen erfahren.«
    »Genau«, sagte ich, ohne von meinen Hausaufgaben aufzublicken. »Weil sie hip sein und die Themen schmackhaft machen wollen, trivialisieren sie Dinge, die wesentlich ernster genommen werden müssten.«
    Ich klinkte mich nur noch ein einziges Mal ein, als die Leute von Koolin’ Around zu den abträglichen Wirkungen des Alkohols kamen. Einer der Texte in einem ganz besonders grässlichen Song lautete: »Hört nicht auf das, was eure Freunde sagen, Bourbon wird euch total den Tag verderben.«
    »Uh. Das reicht jetzt«, murmelte ich und schaute wieder zu Jill hinüber. Sie sah sich das Ganze mit einer Art ungläubiger Verblüffung an, aber genauso wie zuvor strahlte sie keinerlei Verzweiflung oder Melancholie aus. Irgendein Bauchgefühl sagte mir, woher die veränderte Stimmung rührte. Adrian war aus seiner Düsternis nicht aufgetaucht. Wahrscheinlicher war, dass er seine Frustration in Alkohol ertränken wollte. Manchmal fing Jill eine der törichteren Nebenwirkungen des Rausches auf – wie das Gekicher, das ich vorhin beobachtet hatte. Letztlich jedoch betäubte der Alkohol tatsächlich das Geistband. Die positive Seite seiner Schwäche war die, dass sie ihr etwas von seiner Depression ersparte. Der Nachteil bestand darin, dass sie später tatsächlich an den körperlichen Symptomen eines Katers leiden konnte.
    Koolin’ Around kamen zum Glück zu ihrem letzten Song, einer groß inszenierten Nummer, mit der sie eine gesunde und glückliche Lebensführung bejubelten. Sie wollten verschiedene Mitglieder der Schülerschaft zu einem Tanz bewegen, was eine Vielzahl von Reaktionen hervorrief. Einige Schüler standen einfach verlegen und wie erstarrt da – ihnen war vom Gesicht abzulesen, dass sie die Sekunden zählten, bis die Sache zu Ende ging. Andere – vor allem jene, die im Unterricht normalerweise nach Aufmerksamkeit suchten – veranstalteten das größtmögliche, unglaublichste Spektakel.
    »Sydney.«
    Ich hatte mich gerade wieder meinen Hausaufgaben widmen wollen, da ließ mich der warnende Tonfall von Eddies Stimme innehalten. Eine solche Besorgnis konnte nur für Jill reserviert sein, und ich sah sofort wieder zu ihr hin. Nur, dass es doch nicht um sie ging. Sondern um Angeline. Eines der Bandmitglieder von Koolin’ Around versuchte, sie aus der Reserve zu locken, und griff sogar nach ihrer Hand. Angeline schüttelte nachdrücklich den Kopf, aber der Junge bemerkte anscheinend nichts. Mit wilden Tänzen in der finstersten Provinz von West Virginia mochte sie gut zurechtkommen, aber in der gegenwärtigen Situation fühlte sie sich alles andere als wohl.
    Um fair zu sein, war das, was als Nächstes geschah, dann nicht ausschließlich ihre Schuld. Er hätte sie wirklich in Ruhe lassen sollen, als sie ablehnte, aber ich glaube, er war immer noch zu beschäftigt mit seiner Wohlfühlstimmung. Es gelang ihm also tatsächlich, sie auf die Füße zu ziehen, und in diesem Moment zeigte Angeline ihre Missbilligung sehr deutlich.
    Sie verpasste ihm einen Boxhieb.
    Was ziemlich beeindruckend war, da der Junge fast dreißig Zentimeter größer war als sie. Vermutlich war das auf Eddies Ausbildung zurückzuführen, der ihr gezeigt hatte, wie man mit größeren Moroi fertig wurde. Der Junge taumelte rückwärts und schlug hart auf dem Boden auf. Die meisten Schüler in der Nähe keuchten auf, obwohl nur eines der Bandmitglieder – eine Gitarristin – etwas bemerkte. Die Übrigen sangen und

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