Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
einfach nicht.«
»Ja, aber für sie ist es leichter, in Jill das Problem zu sehen, obwohl Laurel in Wirklichkeit einfach bloß ein Miststück ist und Micah das weiß«, erklärte Julia. Seit der peinlichen Begegnung mit Bryan hatten sie und Kristin es übernommen, mir beizubringen, wie sich normale Menschen verhielten.
»Außerdem hat Laurel einfach gern jemanden, den sie piesacken kann«, meinte Kristin. Sie sprach nur selten über die Tätowierung, war seither aber ernst und nüchtern gewesen.
»Okay«, sagte ich in dem Versuch, ihrer Logik zu folgen, »aber ich war diejenige, die sie darüber zur Rede gestellt hat, dass sie sich die Haare färbt. Sie hat kaum ein Wort mit mir gesprochen.«
Kristin lächelte. »Es macht keinen Spaß, dich zu piesacken. Du wehrst dich. Jill verteidigt sich nicht groß und hat auch nicht viele Leute, die für sie eintreten. Sie ist eine leichte Zielscheibe.«
Zumindest etwas Positives geschah dann doch. Nach dem Missgeschick in Los Angeles verhielt sich Adrian nach wie vor tadellos, obwohl ich mich fragte, wie lange das dauern mochte. Wie ich von Jill erfuhr, war er noch immer unglücklich und langweilte sich. Lees Stundenplan war unregelmäßig, aber es war ja ohnehin nicht seine Aufgabe, sich um Adrian zu kümmern. Tatsächlich schien es keine gute Lösung für sie zu geben. Wenn Adrian seinen Lastern frönte, litt sie an den Folgen seines Katers und seiner romantischen Zwischenspiele . Andernfalls fühlte er sich elend, und das Gefühl drang ebenfalls langsam in sie ein. Die beiden konnten nur hoffen, dass Jill irgendwann lernen würde, ihn aus ihrem Geist fernzuhalten. Aber nach dem, was Rose ihr erzählt hatte, konnte das sehr lange dauern.
Als Jill das nächste Mal zur Nahrungsaufnahme musste, sah ich Keith’ Wagen zu meiner Enttäuschung in Clarence’ Einfahrt stehen. Wenn er bei diesem Auftrag schon nicht aktiv mithelfen wollte, wäre mir am liebsten gewesen, er hätte sich ganz ferngehalten. Er betrachtete diese Überwachungsbesuche offensichtlich als Arbeit und rechtfertigte seine Anwesenheit weiterhin damit. Nur dass Keith nirgendwo zu sehen war, als wir uns mit Adrian im Wohnzimmer trafen. Clarence war ebenfalls nicht anwesend.
»Wo sind sie?«, fragte ich Adrian.
Adrian lag auf dem Sofa und legte gerade ein Buch beiseite, in dem er gelesen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass das Lesen eine seltene Beschäftigung für ihn war, und hatte beinah ein schlechtes Gewissen, weil wir ihn gestört hatten. Er unterdrückte ein Gähnen. Alkohol war nirgendwo zu entdecken, aber ich bemerkte doch etwas, das wie drei leere Dosen eines Energydrinks aussah.
Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Sie sind irgendwo hingegangen, um zu reden. Dein Freund hat einen abartigen Sinn für Humor. Ich glaube, er bestätigt Clarence in seiner Paranoia hinsichtlich der Vampirjäger.«
Ich warf einen unbehaglichen Blick auf Lee, der sofort ein Gespräch mit Jill angefangen hatte. Beide waren so sehr miteinander beschäftigt, dass sie offenbar nicht einmal bemerkten, was wir Übrigen besprachen. Ich wusste, wie sehr dieses Gerede über Vampirjäger Lee zu schaffen machte. Er würde es nicht gern sehen, wenn Keith Clarence darin ermutigte.
»Weiß Clarence von dem Mord in L. A.?«, fragte Eddie. Es gab keinen Grund, warum Keith nichts davon wissen sollte, da er bei den Alchemisten allgemein bekannt war, aber ich wusste nicht genau, ob er die Verbindung zu Clarence hergestellt hatte oder nicht.
»Er hat es nicht erwähnt«, antwortete Adrian. »Ich schwöre, Keith tut das nur, weil er sich langweilt oder so. Nicht mal ich bin so tief gesunken.«
»Hast du das stattdessen getan?«, fragte ich. Ich setzte mich ihm gegenüber hin und zeigte auf die Energydrinks.
»He, es ist kein Wodka oder Brandy oder … na, eben sonst was Gutes.« Seufzend setzte Adrian eine Dose an die Lippen und trank die letzten Tropfen. »Also kannst du mir das ja mal hoch anrechnen.«
Eddie betrachtete die Dosen. »Hat Jill nicht gesagt, sie hätte gestern Nacht nicht richtig schlafen können?«
»Adrian«, sagte ich mit einem Stöhnen. Eddie hatte recht. Mir war aufgefallen, dass Jill sich ständig hin- und hergewälzt hatte. Irgendein Koffein-Derivat wäre gewiss eine Erklärung.
»He, ich geb mir ja Mühe«, erwiderte Adrian. »Wenn du mich von hier wegbringen könntest, Sage, dann wäre ich nicht gezwungen, meine Sorgen in Taurin und Ginseng zu ertränken.«
»Sie kann nicht, Adrian, und das weißt du«,
Weitere Kostenlose Bücher