Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
waren weder Lee noch Keith in der Nähe des alten Hauses. Clarence war jedoch anwesend, er rannte mich praktisch über den Haufen, als ich eintrat.
»Haben Sie schon gehört?«, fragte er sofort. »Haben Sie von diesem armen Mädchen gehört?«
»Von welchem Mädchen?«, fragte ich zurück.
»Das Mädchen, das vor zwei Wochen in Los Angeles getötet wurde.«
»Oh, ja«, antwortete ich, erleichtert darüber, dass es keinen neuen Todesfall gegeben hatte. »Es war tragisch. Wir können uns glücklich schätzen, dass es hier keine Strigoi gibt.«
Er warf mir einen überraschend wissenden Blick zu. »Es waren keine Strigoi! Haben Sie denn nicht zugehört? Es waren sie. Die Vampirjäger.«
»Aber sie haben ihr Blut getrunken, Sir. Hatten Sie nicht gesagt, Vampirjäger seien Menschen? Kein Mensch hätte Grund gehabt, Moroi-Blut zu trinken.«
Er wandte sich von mir ab und ging im Wohnzimmer auf und ab. Ich schaute mich um und fragte mich, wo Adrian steckte.
»Das sagen alle immer wieder!«, erwiderte Clarence. »Als ob ich das nicht bereits wüsste. Ich kann nicht erklären, warum sie tun, was sie tun. Das ist ein seltsamer Haufen. Sie beten die Sonne an und haben merkwürdige Glaubensvorstellungen über das Böse und über Ehre – die sind sogar noch ungewöhnlicher als Ihre Glaubensvorstellungen.« Also, das war immerhin etwas. Zumindest wusste er, dass ich ein Mensch war. Etwas, bei dem ich nicht so sicher gewesen war. »Sie haben außerdem seltsame Ansichten darüber, welche Vampire sterben sollten. Sie töten alle Strigoi, ohne Fragen zu stellen. Bei Moroi und Dhampiren sind sie wählerischer.«
»Sie wissen aber eine Menge über sie«, meinte ich.
»Ich habe es mir seit Tamara zur Aufgabe gemacht.« Er seufzte und wirkte plötzlich sehr, sehr alt. »Zumindest glaubt mir Keith.«
Ich behielt eine ausdruckslose Miene bei. »Oh?«
Clarence nickte. »Er ist ein guter junger Mann. Sie sollten ihm eine Chance geben.«
Meine Selbstbeherrschung entglitt mir, und ich wusste, dass ich die Stirn finster runzelte. »Ich werde es versuchen, Sir.« Da trat zu meiner großen Erleichterung Adrian ein. Es war schon verrückt genug, mit Clarence allein zu sein, ohne dass er Keith Darnell auch noch rühmte.
»Bist du so weit?«, fragte ich.
»Darauf kannst du Gift nehmen«, antwortete Adrian. »Ich kann es gar nicht erwarten, ein produktives Mitglied der Gesellschaft zu werden.«
Ich unterzog seine Kleidung einer Musterung und musste mir jegliche Bemerkungen verkneifen. Sie sah gut aus, aber natürlich war das immer so. Jill hatte behauptet, ich trüge teure Kleidung, aber Adrians stellte sie weit in den Schatten. Heute hatte er schwarze Jeans und ein burgunderrotes Hemd angezogen. Der Stoff sah aus, als handele es sich um eine Seidenmischung, und er trug es lose und offen. Sein Haar war so sorgfältig zu einem Look frisiert worden, als habe er sich gerade aus dem Bett gewälzt. Wirklich ein Jammer, dass er nicht mein Haar hatte. Mein Haar tat das nämlich, ohne dass man es irgendwie frisieren musste.
Ich musste zugeben, er sah großartig aus – aber nicht so, als ginge es zu einem Vorstellungsgespräch, sondern als sei er auf dem Weg in einen Club. Das weckte zwiespältige Gefühle in mir. Ich ertappte mich dabei, dass ich ihn trotz allem bewunderte, und fühlte mich wieder einmal an diesen Eindruck erinnert, den er manchmal in mir erweckte, als sei er eine Art Kunstwerk. Was etwas beunruhigend war, vor allem, da ich mir immer wieder sagen musste, dass Vampire nicht auf die gleiche Weise attraktiv waren wie Menschen. Zum Glück gewann der praktische Teil in mir bald die Oberhand und tadelte mich, dass es nicht darum gehe, ob er gut aussah oder nicht. Es zählte allein, dass er zu Vorstellungsgesprächen nicht passte. Aber das hätte mich nicht überraschen sollen. Schließlich war er Adrian Ivashkov.
»Also, was steht auf dem Plan?«, fragte er mich, sobald wir unterwegs waren. »Ich finde wirklich, dass Vorsitzender Ivashkov sehr hübsch klingt.«
»Auf dem Rücksitz liegt ein Aktenordner mit deiner Reiseroute, Herr Vorsitzender.«
Adrian drehte sich um und griff danach. Nachdem er ihn schnell überflogen hatte, erklärte er: »Du bekommst Punkte für Vielfalt, Sage. Aber ich glaube nicht, dass mir auch nur einer von diesen Jobs den Lebensstil ermöglichen wird, an den ich gewöhnt bin.«
»Dein Lebenslauf steckt ganz hinten. Ich habe mein Bestes getan, aber wir operieren hier innerhalb eingeschränkter
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