Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
spöttisch und gab eine Bemerkung ab, die seiner würdig gewesen wäre. »Sollte ich deinem Lebenslauf noch die Tätigkeit als Motivationstrainer hinzufügen?«
»Wenn die Bezahlung stimmt, bin ich dabei. Oh.« Er richtete sich auf. »Ich konnte ihn endlich unterbringen. Diesen Micah, um den du dir solche Sorgen machst.«
»Ihn unterbringen?«
»Ja. Warum er mir so bekannt vorkommt. Micah hat große Ähnlichkeit mit Mason Ashford.«
»Mit wem?«
»Einem Dhampir, der die St. Vladimir besucht hat. Er ist eine Weile mit Rose gegangen.« Adrian lachte auf und lehnte die Wange an die Glasscheibe. »Also, insofern überhaupt jemals irgendwer mit ihr gegangen ist. Sie war verrückt nach Belikov, schon damals. Genauso wie sie es war, als sie mit mir zusammen war. Keine Ahnung, ob Ashford es jemals wusste oder ob sie ihn die ganze Zeit über täuschen konnte. Ich hoffe es. Armer Hund.«
Ich runzelte die Stirn. »Warum?«
»Er ist gestorben. Na ja, ich sollte wohl eher sagen, er wurde getötet. Wusstest du das nicht? Im vergangenen Jahr ist ein ganzer Haufen von den Strigoi gefangen genommen worden. Rose und Castile konnten entkommen. Ashford nicht.«
»Nein«, erwiderte ich und nahm mir im Geiste vor, der Sache nachzugehen. »Das habe ich nicht gewusst. Eddie war auch dabei?«
»Yup. Zumindest körperlich. Die Strigoi haben immer wieder von ihm getrunken, also war er die meiste Zeit nutzlos. Du möchtest über emotionalen Schaden reden? Da brauchst du nicht länger zu suchen.«
»Armer Eddie«, erwiderte ich. Plötzlich ergab im Hinblick auf den Dhampir so einiges einen Sinn.
Wir erreichten die erste Adresse, eine Anwaltskanzlei, die eine Büroassistenz suchte. Der Titel klang glamouröser, als die Tätigkeit wirklich war, und Adrian würde wahrscheinlich viele ähnliche Aufträge erfüllen müssen, wie Ms Terwilliger sie mir und Trey erteilte. Aber von den drei Stellen, die ich gefunden hatte, hatte diese hier auch das größte Potenzial für ein künftiges Vorankommen.
Die Kanzlei florierte offensichtlich, nach der Lobby zu urteilen, in der wir warteten. Orchideen wuchsen in riesigen, gut platzierten Vasen, und in der Mitte des Raums befand sich sogar ein Springbrunnen. Drei weitere Personen warteten dort mit uns. Eine sehr gut gekleidete Frau in den Vierzigern zum Beispiel. Ihr gegenüber saß ein Mann, der etwa im gleichen Alter war, neben einer viel jüngeren Frau, deren tief ausgeschnittene Bluse an der Amberwood zu einem Hinauswurf geführt hätte. Jedes Mal, wenn mein Blick auf sie fiel, wollte ich ihr Dekolletee mit einer Strickjacke bedecken. Die drei kannten einander jedoch offensichtlich, weil sie immer wieder Blickkontakt herstellten und einander anfunkelten.
Adrian musterte sie der Reihe nach und drehte sich dann zu mir um. »Diese Anwaltskanzlei«, sagte er mit leiser Stimme. »Sie ist doch auf Scheidung spezialisiert, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte ich.
Er nickte und nahm sich einige Sekunden Zeit, um die Information zu verdauen. Dann beugte er sich zu meinem Entsetzen über mich hinweg und sagte zu der älteren Frau: »Er muss ein Dummkopf gewesen sein. Sie sind eine umwerfende Frau – großartig. Warten Sie’s nur ab. Es wird ihm noch leidtun.«
»Adrian!«, rief ich.
Die Frau zuckte überrascht zusammen, wirkte aber nicht sehr gekränkt. In der Zwischenzeit richtete sich auf der anderen Seite des Raums die jüngere Frau auf, die sich zuvor an den Mann geschmiegt hatte.
»Wie bitte?«, fragte sie scharf. »Was soll das heißen?«
Ich wünschte, die Erde möge mich verschlucken und mich retten. Glücklicherweise geschah das Zweitbeste, denn die Empfangsdame rief die drei zu einem Gespräch mit einem Anwalt auf.
»Also«, sagte ich, als sie gegangen waren. »Musstest du das sagen?«
»Ich sage, was ich denke, Sage. Hältst du nichts davon, die Wahrheit zu sagen?«
»Doch, natürlich! Aber alles zur richtigen Zeit und am richtigen Ort! Nicht bei wildfremden Leuten, die sich offensichtlich in einer üblen Situation befinden.«
»Na, und wenn schon!«, meinte er und wirkte extrem selbstzufrieden. »Ich habe dieser Dame wenigstens den Tag gerettet.«
Genau in diesem Moment kam aus einem inneren Büro eine Frau in einem schwarzen Kostüm und sehr hohen Absätzen heraus. »Ich bin Janet McCade, die Büroleiterin«, stellte sie sich vor. Unsicher sah sie zwischen uns beiden hin und her und entschied sich dann für mich. »Sie müssen Adrian sein.«
Der Namensirrtum war verständlich,
Weitere Kostenlose Bücher