Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Parameter.«
Er blätterte in den Papieren und fand ihn. »Wow. Ich war Lernhelfer an St. Vladimir?«
Ich zuckte die Achseln. »Von allem, was du je getan hast, kommt das einem Job am nächsten.«
»Und Lissa war meine Supervisorin, hm? Hoffentlich gibt sie mir gute Referenzen.«
Als Vasilisa und Rose noch die Schule besucht hatten, hatte Adrian dort gelebt und mit Vasilisa daran gearbeitet, mehr über Geist zu lernen. Lernhelfer war zwar eine ziemlich weit hergeholte Beschreibung, aber es klang so, als sei er zu Multitasking fähig und tauche zur Arbeit auch wirklich rechtzeitig auf.
Er klappte den Ordner zu, lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloss die Augen. »Wie geht es dem Küken? Bei unserer letzten Begegnung wirkte sie irgendwie niedergeschmettert.«
Ich zog es in Erwägung zu lügen, überlegte aber, dass er die Wahrheit am Ende wahrscheinlich ohnehin erfahren würde, entweder direkt von ihr oder durch seine eigenen Schlussfolgerungen. Adrians Urteilsvermögen mochte fragwürdig sein, aber ich hatte herausgefunden, dass er sich meisterhaft darauf verstand, Leute zu durchschauen. Eddie behauptete, es liege daran, dass er ein Geistbenutzer war, und er hatte etwas von Auren erwähnt, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob ich daran glaubte. Die Alchemisten hatten keine handfesten Beweise für deren Existenz.
»Nicht gut«, antwortete ich und erstattete ihm einen vollen Bericht, während wir weiterfuhren.
»Diese Sache mit der Dusche war zum Schreien komisch«, bemerkte er, als ich zum Ende gekommen war.
»Es war verantwortungslos! Warum sieht das niemand ein?«
»Aber dieses Miststück hat es verdient.«
Ich seufzte. »Habt ihr ganz vergessen, warum ihr hier seid? Ausgerechnet du! Du hast Jill doch sterben sehen. Begreifst du nicht, wie wichtig es für sie ist, sich absolut bedeckt zu halten?«
Adrian schwieg mehrere Sekunden lang, und als ich zu ihm hinüberschaute, zeigte sein Gesicht einen untypischen Ernst. »Ich weiß. Aber ich will auch nicht, dass sie sich elend fühlt. Sie … sie verdient das nicht. Nicht so wie wir anderen.«
»Meiner Ansicht nach verdienen wir es auch nicht.«
»Du vielleicht nicht«, gab er mit einem kleinen Lächeln zurück. »Du mit deinem sauberen Lebensstil und so. Ich weiß nicht. Jill ist einfach so … unschuldig. Das ist übrigens der Grund, warum ich sie gerettet habe. Ich meine, ein Teil des Grundes.«
Ich schauderte. »Als sie gestorben ist?«
Er nickte mit einem besorgten Ausdruck in den Augen. »Als ich sie dort sah, blutüberströmt und reglos … ich habe gar nicht über die Konsequenzen meiner Tat nachgedacht. Ich wusste einfach, dass ich sie retten musste. Sie musste leben. Ich habe gehandelt, ohne Fragen zu stellen, und nicht einmal mit Bestimmtheit gewusst, ob ich es tun konnte.«
»Es war mutig von dir.«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß allerdings, dass sie viel durchgemacht hat. Ich will nicht, dass sie noch mehr durchmachen muss.«
»Ich auch nicht.« Seine Sorge rührte mich. Er überraschte mich immer wieder auf seltsame Art und Weise. Manchmal war es schwer, sich vorzustellen, dass Adrian überhaupt an etwas Anteil nahm, aber wenn er von Jill sprach, trat eine sanftere Seite von ihm zutage. »Ich werde tun, was ich kann. Ich weiß, ich sollte mehr mit ihr reden … ihr eine bessere Freundin sein oder sogar eine bessere unechte Schwester. Es ist nur … «
Er musterte mich. »Ist es wirklich so schrecklich, mit uns zusammen zu sein?«
Ich errötete. »Nein«, sagte ich. »Aber … es ist schon kompliziert. Man hat mich mein Leben lang bestimmte Dinge gelehrt. Das lässt sich schwer abschütteln.«
»Die größten Veränderungen in der Geschichte hatten ihre Ursache darin, dass Leute abschütteln konnten, was andere ihnen zu tun befohlen hatten.« Er wandte den Blick von mir ab und sah aus dem Fenster.
Diese Bemerkung ärgerte mich. Sie klang natürlich gut. So was sagten die Leute ständig, ohne die Konsequenzen auch wirklich zu verstehen. Sei du selbst, kämpfe gegen das System! Aber Leute, die das sagten – Leute wie Adrian – , hatten nicht mein Leben gelebt. Sie waren nicht in einem so starren Glaubenssystem aufgewachsen, dass man sich wie in einem Gefängnis fühlte. Man hatte sie nicht gezwungen, die Fähigkeit aufzugeben, eigenständig zu denken oder eigene Entscheidungen zu treffen. Seine Worte ärgerten mich nicht nur, begriff ich. Sie machten mich wütend. Sie machten mich eifersüchtig.
Ich lachte
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