Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Punkt, und ausnahmsweise war ich einmal dankbar für Keith’ Sturheit und seine Weigerung, vernünftig zu sein. Je länger er mit mir stritt, desto mehr Zeit hatten die Alchemisten, seine Wohnung zu erreichen. Wenn Stanton Adrian gesagt hatte, dass sie eine Stunde brauchen würden, hatte sie es wahrscheinlich auch so gemeint. Trotzdem, es war besser, auf Nummer sicher zu gehen.
Dann platzte mir der Kragen, als Keith sagte: »Du solltest froh sein, dass ich so auf dich aufpasse. Hier geht es um mehr als um Vampire. Ich erteile dir Lektionen fürs Leben. Du prägst dir Bücher ein, aber von Menschen verstehst du nichts. Du weißt nicht, wie du mit ihnen umgehen kannst. Du wirst dieselbe naive Einstellung mit dir in die wirkliche Welt nehmen und glauben, alle meinten es gut. Und irgendwer – ein Mann wahrscheinlich – wird dich einfach ausnutzen.«
»Na toll«, blaffte ich zurück, »du weißt über so was natürlich Bescheid, nicht?«
Keith schnaubte. »Ich habe kein Interesse an dir, keine Sorge.«
»Ich spreche nicht von mir! Ich spreche von Carly.« Also. Da war es. Der ursprüngliche Zweck unseres Treffens.
»Was hat sie mit irgendetwas zu tun?« Keith sprach weiterhin ruhig, aber ich sah es. Das schwache Aufflackern von Sorge in seinen Augen.
»Ich weiß, was zwischen euch vorgefallen ist. Ich weiß auch, was du ihr angetan hast.«
Er hatte plötzlich großes Interesse daran, mit seinem Strohhalm in Eiswürfeln zu rühren. »Ich habe ihr gar nichts angetan. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Du weißt ganz genau, wovon ich rede! Sie hat es mir erzählt. Anschließend ist sie zu mir gekommen.« Ich beugte mich vor und spürte Zuversicht. »Was würde mein Dad wohl tun, wenn er es herausfände? Was würde dein Dad tun?«
Keith blickte scharf auf. »Wenn du dir so sicher bist, dass etwas Schreckliches passiert ist, warum weiß dein Dad nicht bereits davon? Hm? Vielleicht, weil Carly weiß, dass es nichts auszuplaudern gibt. Was immer wir getan haben, sie wollte es, glaub mir.«
»Du bist ein solcher Lügner«, zischte ich. »Ich weiß, was du getan hast. Du hast sie vergewaltigt. Und wirst niemals genug dafür leiden. Du hättest beide Augen verlieren sollen.«
Bei der Erwähnung seiner Augen versteifte er sich. »Das ist hart. Und spielt in der ganzen Angelegenheit nicht die mindeste Rolle. Was zum Teufel ist mit dir passiert, Sydney? Wie bist du zu einem solchen Miststück geworden? Vielleicht war es falsch, dass du dich mit Vampiren und Dhampiren eingelassen hast, vielleicht hat es mehr Schaden angerichtet, als uns bewusst war. Morgen früh werde ich gleich als Erstes Stanton anrufen und darum bitten, dich sofort abzuziehen. Nicht erst Ende der Woche. Du musst diesem dunklen Einfluss unbedingt entzogen werden.« Er schüttelte den Kopf und warf mir einen Blick zu, der gleichzeitig herablassend und mitleidig war. »Nein, du musst in ein Umerziehungslager, basta. Das hätte schon vor langer Zeit passieren sollen, als sie dich dabei erwischt hatten, dass du diese Mörderin aus dem Gefängnis geholt hast.«
»Wechsel nicht das Thema!«, sagte ich voller Hochmut, obwohl er wieder einen Funken der Angst in mir entfacht hatte. Was war, wenn Adrian und ich scheiterten? Was, wenn die Alchemisten auf Keith hörten und mich wegschleppten? Wenn ich in einem Umerziehungslager war, würde er sich meinetwegen nie wieder Sorgen machen müssen. »Hier geht es nicht um mich. Wir haben gerade von Carly gesprochen.«
Verärgert verdrehte Keith die Augen. »Ich bin fertig damit, über deine nuttige Schwester zu sprechen.«
Das war der Moment, in dem mein früherer Impuls, etwas nach ihm zu werfen, die Oberhand gewann. Zu seinem Glück war es nur mein Kaffee und kein Stuhl. Und er hatte noch mehr Glück: Der Kaffee war erheblich abgekühlt. Es war allerdings noch eine Menge übrig, der Kaffee spritzte überallhin und tränkte sein weißes Hemd von oben bis unten. Er starrte mich erstaunt an und geriet ins Stottern, als er herausbrachte:
»Du Miststück!« Dann stand er auf.
Als er auf die Tür zuging, begriff ich, dass mein Temperamentsausbruch vielleicht gerade den Plan vermasselt hatte. Ich eilte zu ihm hinüber und hielt ihn am Arm fest.
»Warte, Keith. Es – es tut mir leid. Geh … bitte nicht.«
Er riss den Arm weg und funkelte mich an. »Es ist zu spät für dich. Du hattest deine Chance und hast sie vermasselt.«
Ich packte ihn erneut. »Nein, nein. Warte. Wir haben immer noch über vieles zu
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