Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
seinem Haus fernzuhalten. Die Fahrtzeit allein würde sicherstellen, dass Adrian zusätzliche Zeit zum Suchen hatte, obwohl es auch bedeutete, dass er draußen eine Weile warten musste, bis Keith aufbrach. Sobald ich endlich angekommen war, suchte ich mir einen Tisch, bestellte mir Kaffee und wählte Keith’ Nummer.
»Hallo?«
»Keith, ich bin’s. Ich muss mit dir reden.«
»Dann rede«, antwortete er. Er klang so selbstgefällig und zuversichtlich, zweifellos weil er glücklich darüber war, dass er den letzten Tätowierungs-Verkauf abgewickelt hatte.
»Nicht am Telefon. Wir müssen uns treffen.«
»An der Amberwood?«, fragte er überrascht. »Ist da nicht schon Toresschluss?« Das war es tatsächlich, aber das war ein Problem, das später noch gelöst werden konnte.
»Ich bin nicht in der Schule. Ich bin in Margaret’s Diner, diesem Restaurant draußen am Highway.«
Ein langes Schweigen. Dann: »Nun, wenn du die Sperrstunde ohnehin schon verpasst hast, dann komm doch einfach her.«
»Nein«, erklärte ich entschieden. »Du kommst zu mir.«
»Warum sollte ich?«
Ich zögerte nur kurz, bevor ich die Karte ausspielte, mit der ich ihn kriegen würde, wie ich genau wusste. Es war das eine, was ihn dazu bringen würde, hier herauszufahren und keinen Verdacht wegen der Tätowierungen zu schöpfen.
»Es geht um Carly.«
»Was ist mit ihr?«, fragte er nach einem kurzen Zögern.
»Das weißt du ganz genau.«
Nach einer zweiten Pause gab Keith nach und ich legte auf. Ich bemerkte, dass ich vorhin einen Anruf bekommen haben musste, den ich überhört hatte. Ich rief die Mailbox auf und lauschte.
»Sydney, hier ist Wes Regan vom Carlton-College. Ich wollte nur einige Dinge mit Ihnen besprechen. Zunächst einmal fürchte ich, dass ich schlechte Neuigkeiten habe. Offenbar kann ich Ihren Bruder nicht rückwirkend von seinem Gasthörerstatus als regulären Studenten aufnehmen. Ich werde ihn mit Bestimmtheit fürs nächste Semester immatrikulieren können, wenn er sich gut hält, aber jetzt darf er nur dann am Unterricht teilnehmen, wenn er weiterhin Gasthörer bleibt. Er wird daher keine finanzielle Unterstützung bekommen können, und Sie müssen bald die Gasthörergebühren bezahlen, wenn er weiter am Unterricht teilnehmen will. Wenn er sich aber ganz exmatrikulieren will, können wir auch das erledigen. Rufen Sie mich einfach an und lassen Sie mich wissen, wie Sie sich entscheiden.«
Anschließend starrte ich entsetzt das Telefon an. Da gingen sie hin, unsere Träume, Adrian als regulären Studenten einzuschreiben, ganz zu schweigen von seinen Vorstellungen, eine finanzielle Unterstützung zu bekommen und bei Clarence auszuziehen. Das nächste Semester begann wahrscheinlich im Januar, also standen Adrian noch weitere vier Monate bei Clarence bevor, zudem noch vier weitere Monate, in denen er mit dem Bus fahren und Kurse belegen würde, ohne dafür Leistungsscheine zu erhalten.
Aber kam es hier wirklich auf die Leistungsscheine und die finanzielle Unterstützung an? Ich dachte daran, wie aufgeregt Adrian nach nur zwei Stunden gewesen war, wie er sich in die Kunst gestürzt hatte. Sein Gesicht hatte gestrahlt, als er in seiner Galerie gestanden hatte. Jills Worte hallten in meinem Kopf wider; sie hatte gesagt, dass die Kunst ihm etwas gebe, in das er seine Gefühle hineinfließen lassen könne, so dass sie mit dem Band leichter zurechtkam. Diese Kurse taten ihnen beiden gut.
Wie hoch waren Gasthörergebühren? Ich wusste es nicht genau, aber ich wusste schon, dass es nicht so viel kostete wie eine Immatrikulation. Das war außerdem eine einmalige Sache, die ich wahrscheinlich in meine Spesen einschleusen konnte, ohne die Aufmerksamkeit der Alchemisten zu erregen. Adrian brauchte diese Kurse, dessen war ich mir gewiss. Wenn er wusste, dass er in diesem Semester nicht mit finanzieller Unterstützung rechnen konnte, konnte er sich leicht entschließen, die Sache gleich wieder an den Nagel zu hängen. Das durfte ich nicht zulassen. Er hatte geahnt, dass es vielleicht eine Verzögerung geben würde, während die Sache mit der finanziellen Unterstützung zu regeln war. Wenn ich ihn dazu bringen konnte, das Carlton-College noch ein Weilchen länger zu besuchen, dann würde er sich vielleicht genug auf die Kunst einlassen, um zu bleiben, selbst wenn die Wahrheit herauskam. Es war hinterhältig, aber am Ende würde er davon profitieren – und Jill ebenfalls.
Ich rief in Wes Regans Büro an, wohl wissend, dass ich
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