Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
nicht. Ich habe mir einfach gedacht, dass sich eine Überprüfung lohnen könnte.«
»In beide Fälle haben sich Wächter eingeschaltet«, meinte Eddie und deutete auf den Bildschirm. »Sie haben außerdem verkündet, dass es sich um Strigoi-Überfälle handelte – beiden Mädchen wurde Blut abgenommen. So was tut ein Strigoi. Ich weiß nicht, was ein Vampirjäger tut, aber Blut trinken ist eigentlich nicht ihr Ziel.«
»Ich kann es mir ebenfalls nicht vorstellen, aber keins dieser Mädchen wurde leergetrunken.«
»Strigoi trinken ihre Opfer nicht immer leer. Vor allem dann nicht, wenn sie gestört werden. Diese Melody wurde in der Nähe eines Clubs getötet, stimmt’s? Ich meine, hätte ihr Mörder jemanden kommen hören, dann hätte er sich einfach davongemacht.«
»Wahrscheinlich. Aber weshalb die aufgeschlitzte Kehle?«
Eddie zuckte die Achseln. »Wir haben kiloweise Berichte über Strigoi, die verrückte Dinge getan haben. Sieh dir nur Keith und sein Auge an! Sie sind durch und durch böse. Du kannst keine logischen Gesetze auf sie anwenden.«
»Ähm, lassen wir sein Auge hier mal außen vor.« Keith war ein Fall, den ich nicht zur Sprache bringen wollte. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und seufzte. »Irgendetwas an den Morden lässt mich einfach nicht los. Diese halbleer getrunkenen Leichen. Diese aufgeschlitzten Kehlen. Das ist beides sehr seltsam – und zwar im gleichen Zusammenhang. Und seltsame Dinge missfallen mir.«
»Dann hast du den falschen Beruf«, gab Eddie zurück und lächelte jetzt wieder.
Ich erwiderte sein Lächeln, in Gedanken noch immer damit beschäftigt, die Umstände von allen Seiten zu beleuchten. »Ich nehme es an.«
Als ich nichts hinzufügte, warf er mir einen überraschten Blick zu. »Du glaubst doch nicht wirklich … du glaubst doch nicht wirklich an die Existenz von Vampirjägern, oder?«
»Nein, eigentlich nicht. Wir haben keinen Beweis für ihre Existenz.«
»Aber … «, hakte Eddie nach.
»Aber«, sagte ich, »macht dich die Vorstellung nicht halb verrückt? Ich meine, im Moment weißt du, wonach du suchen musst. Andere Moroi, Strigoi. Sie fallen auf. Aber ein menschlicher Vampirjäger?« Ich deutete auf die Schüler, die in der Bibliothek arbeiteten. »Du würdest nicht wissen, wer eine Bedrohung darstellt.«
Eddie schüttelte den Kopf. »Tatsächlich ist es ziemlich einfach. Ich behandle schlicht jeden als Bedrohung.«
Ich wusste nicht recht, ob mich diese Bemerkung beruhigte oder nicht.
Als ich später in mein Wohnheim zurückkehrte, winkte mich Mrs Weathers heran. »Ms Terwilliger hat etwas für Sie abgegeben.«
»Sie hat mir etwas gebracht?«, fragte ich überrascht. »Doch kein Geld, oder?« Bisher hatte ich nämlich von dem Geld, das ich für den Kaffee ausgelegt hatte, nichts zurückbekommen.
Statt einer Antwort reichte mir Mrs Weathers ein in Leder gebundenes Buch. Zuerst dachte ich, es sei das, mit dem ich gerade fertig geworden war. Dann aber sah ich mir den Buchdeckel genauer an und las Band 2. Auf einem gelben Klebezettel an dem Buch hatte Ms Terwilliger mit ihrer krakeligen Handschrift geschrieben: Nächstes. Ich seufzte und bedankte mich bei Mrs Weathers. Ich würde jede Aufgabe erledigen, um die mich meine Lehrerin bat, aber irgendwie hoffte ich, dass sie mir ein Buch geben würde, das eher ein historischer Bericht war und kein Handbuch für Zauberei.
Als ich meinen Flur entlangging, hörte ich vom gegenüberliegenden Ende einige erschrockene Ausrufe. Ich sah eine offene Tür, an der sich mehrere Leute versammelt hatten. Also eilte ich an meinem eigenen Zimmer vorbei, um nachzusehen, wo das Problem lag. Es war Julias und Kristins Zimmer. Obwohl ich nicht genau wusste, ob ich wirklich das Recht dazu hatte, zwängte ich mich an einigen verängstigten Zuschauern vorbei. Niemand hielt mich auf.
Kristin lag heftig zuckend auf ihrem Bett. Sie schwitzte stark, und ihre Pupillen waren so groß, dass die Iris darin kaum zu erkennen war. Julia saß neben ihr auf dem Bett, ebenso wie zwei Mädchen, die ich nicht so gut kannte. Bei meinem Eintritt schaute sie auf, und Furcht trat in ihre Züge.
»Kristin?«, rief ich. »Kristin, geht es dir gut?« Als keine Antwort erfolgte, wandte ich mich zu den anderen um. »Was ist denn los mit ihr?«
Julia faltete ängstlich ein feuchtes Tuch neu zusammen und legte es Kristin auf die Stirn. »Wir wissen es nicht. Sie ist schon seit heute Morgen in diesem Zustand.«
Ungläubig riss ich die Augen auf.
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