Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
die Tür des Wohnheims zu. »Ich muss später noch Hausaufgaben machen.«
Ich runzelte die Stirn, wegen seines veränderten Verhaltens etwas verwirrt. Eddie war auf keinen Fall ein schlechter Schüler, aber seit unserem Erscheinen an der Amberwood war für mich offensichtlich gewesen, dass er nicht das gleiche Interesse an der Schule hatte wie ich. Für ihn war es ein Wiederholungsjahr, und er war es zufrieden, einfach mitzuspielen und nur das zu tun, was für einen guten Stand notwendig war.
Wenn sonst noch wer sein Verhalten merkwürdig fand, ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken. Micah sprach bereits mit Jill über irgendetwas, und Adrian sah immer noch so aus, als versuche er, Micah irgendwo unterzubringen. Adrians großzügiges Angebot, uns zum Mittagessen einzuladen, erstreckte sich nur auf Fastfood, also waren wir schnell mit der Mahlzeit fertig. Doch nach einer Woche Wohnheimessen wusste ich die Abwechslung durchaus zu schätzen, und Adrian hatte seine Einstellung zu Dorothees gesunder Küche schon lange klargestellt.
»Du hättest eine Kinderportion bestellen sollen«, sagte Adrian zu mir und deutete auf meinen halb gegessenen Hamburger und die Pommes frites. »Wir hätten viel Geld sparen können. Und du hättest ein Spielzeug bekommen.«
» Viel ist etwas übertrieben«, bemerkte ich. »Außerdem hast du ja jetzt die Reste für dich.«
Er verdrehte die Augen und stahl eine Pommes frites von meinem Teller. »Du bist diejenige, die die Reste mit nach Hause nehmen sollte. Wie kannst du dich mit so wenig Essen überhaupt halten?«, fragte er. »Eines Tages wirst du einfach weggeweht werden.«
»Hör auf damit!«, befahl ich.
»Ich sage nur die Wahrheit«, entgegnete er mit einem Achselzucken. »Du solltest ungefähr fünf Kilo zunehmen.«
Ich starrte ihn ungläubig an, zu schockiert, als dass mir auch nur eine Antwort eingefallen wäre. Was wusste ein Moroi über Gewichtszunahme? Sie hatten alle eine perfekte Figur und wussten nicht, wie es war, in den Spiegel zu schauen, Unzulänglichkeiten zu sehen und sich niemals richtig gut zu fühlen. Für sie war es vollkommen mühelos, während ich es mit ihrer unmenschlichen Vollkommenheit niemals aufnehmen konnte, wie hart ich auch arbeitete.
Adrians Blick wanderte zu Jill, Eddie und Micah hinüber, die sich lebhaft darüber unterhielten, dass sie gemeinsam weiter Selbstverteidigung trainieren wollten.
»Sie sind irgendwie niedlich«, meinte Adrian in einer Lautstärke, die gerade so für meine Ohren reichte. Er spielte mit seinem Strohhalm, während er die Gruppe musterte. »Vielleicht hatte Castile nicht ganz unrecht damit, wenn er ihr in der Schule Dates erlaubt.«
»Adrian«, stöhnte ich.
»War nur ein Witz«, sagte er. »Lee würde ihn wahrscheinlich zum Duell fordern. Er konnte nämlich gar nicht aufhören, über sie zu sprechen. Als wir vom Minigolf zurückgekommen waren, hat Lee ständig gefragt: ›Wann können wir alle noch mal was zusammen unternehmen?‹, und doch ist er, als er in L. A. war und ich ihn brauchte, wie vom Erdboden verschluckt gewesen.«
»Hattet ihr euch verabredet?«, fragte ich. »Hatte er dich nach Hause bringen wollen?« Da wir einmal damit angefangen hatten, sah ich keinen Grund, in die alte, förmliche Anrede zurückzufallen.
»Nein«, gab Adrian zu. »Aber was hat er denn sonst getan?«
Da kam ein grauhaariger Mann, der ein Tablett mit Hamburgern und Sodawasser balancierte, an uns vorbei und stieß gegen Jills Stuhl. Zwar wurde nichts verschüttet, aber Eddie sprang blitzschnell auf und war schon bereit, über den Tisch zu fliegen und sie zu verteidigen. Der Mann wich zurück und murmelte eine Entschuldigung.
Adrian schüttelte erstaunt den Kopf. »Schick doch einfach ihn als Anstandswauwau mit, wenn sie mit einem Jungen ausgeht, und wir werden uns nie mehr Sorgen machen müssen.«
Da ich jetzt über Jills und Adrians Band Bescheid wusste, betrachtete ich Eddies Beschützerinstinkt Jill gegenüber in einem anderen Licht. Oh, sicher, ich wusste, dass ihm seine Ausbildung dieses Verhalten anerzogen hatte, aber da schien noch etwas Stärkeres mit im Spiel zu sein. Etwas geradezu … Persönliches. Zuerst hatte ich mich gefragt, ob es vielleicht daran liegen mochte, dass Jill Teil seiner größeren Clique von Freunden war, solchen Freunden wie Rose. Jetzt dachte ich aber oft, dass mehr dahinterstecken könnte. Jill hatte gesagt, Eddie sei der Einzige gewesen, der versucht habe, sie in der Nacht des Überfalls zu
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