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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Klappe!« Die Schnallen stießen laut gegen das Bettgestell.
    Frank fuhr zurück, als er in die grimmigen schwarzen Löcher starrte, die sein Bruder anstelle von Augen hatte. War es das, was Jake gemeint hatte? Dieses Hintergrundgeräusch der Furcht, eine Art von unterschwelliger Nachricht, die sich im Ton seiner Stimme verbarg? »Jacob, wovon redest du?«
    Jacob warf sich im Bett von einer Seite auf die andere. Die Bewegung hatte etwas Verstörendes.
    Â»Du warst dabei. Du weißt, was geschehen ist. Mia hat es zuerst erkannt. Und dann ist sie gestorben. Und dann begann Jake … wegzugleiten. Ich habe ihn auch verloren, Frank. Ich habe versprochen, es niemandem zu sagen. Ich habe es versprochen, und ich habe mein Wort gehalten. Aber ich kann ein solches Geheimnis nicht für immer bewahren. Nicht für immer. Egal, wie sehr ich mich bemühe.« Seine Worte spritzten heraus wie schmutziges Motorenöl, durchsetzt mit verkohlten Brocken seines zerstörten Gehirns, und Frank fragte sich, ob der echte Jacob überhaupt noch existierte.
    Â»Er ist hier, Frank.« Die schwarzen Stecknadelköpfe von Jacobs Pupillen wirkten nicht mehr fokussiert, nicht einmal menschlich. Eine Jalousie war vor seinen Augen heruntergefahren, und er sah Bilder, die sich nur in seinem Kopf abspielten.
    Â»Wer ist hier?«
    Â»Er!«
    Â»Jacob, das hier hat nichts mit dem Boot zu tun. Sei vernünftig. Das ist unmöglich.«
    Jacobs Augen erwachten wieder zum Leben, als hätte jemand in einem Fach in seinem Hinterkopf neue Batterien eingelegt. »Du warst nicht an Bord. Hast nicht gesehen, was ich gesehen habe.« Alte Gespenster traten aus der Dunkelheit hervor und speisten die Maschinerie der Furcht.
    Â»Jacob, was redest du?«
    Die Strahlen aus den Augen seines Bruders krochen durch den Raum und verharrten auf seinem Gesicht.
    Frank hätte gern geglaubt, dass Alzheimer aus seinem Bruder sprach, nicht ein denkendes menschliches Wesen, aber seine Stimme hatte ruhig und gelassen geklungen. »Jacob, hör mir zu. Du musst aufhören, diesen Blödsinn zu reden. Okay? Wir wissen beide, was du meinst. Aber wir haben nichts falsch gemacht – du hast nichts falsch gemacht. Es gibt nichts, was du hättest ändern können.«
    Â»Wir hätten ihn dalassen können.«
    Durch die verbrannte Haut, die Nähte und die antibiotische Salbe drängte Jacob Coleridges Angst nach außen.
    Frank schüttelte den Kopf. »Er war doch nur ein kleines Kind, Jacob. Wenn wir ihn dagelassen hätten, wäre er gestorben.«
    Â»Besser er als wir alle.«

54
    Es war unübersehbar, dass das große Finale nur noch ein paar Stunden entfernt lag. Die Welt sah aus wie das Drehbuch zu einem Hollywood-Katastrophenfilm. Als Frank in die Einfahrt abbog, war Spencers Streifenwagen verschwunden. Er rannte von dem großen Humvee zum Haus, während der Regen wie Kugellager auf seiner Regenhaut prasselte. Der Wind riss ihm die Haustür aus der Hand, knallte sie gegen die Wand, und ein Stapel Post flatterte durchs Haus wie aufgeschreckte Vögel.
    Jake stand gleich hinter dem Eingang und machte sich ausgehfertig. Neben ihm, auf der Nakashima-Konsole, summte die merkwürdige, kugelförmige Skulptur aus zusammengeschweißten Stahlstiften wie eine statische Stimmgabel von der Elektrizität, die der Sturm mit sich brachte. Ein Stück weiter links am Boden lag Kays mit Gepäckaufklebern bedeckter Cellokasten.
    Â»Jake, ich muss mit dir reden.«
    Jake wies zur Tür. Oder zur Welt dahinter. Oder vielleicht zu gar nichts im Besonderen – schwer zu beurteilen. »Ich muss zu Hauser. Wir können im Wagen reden.«
    Frank zog den großen Messingreißverschluss an seiner Filson-Regenhaut bis zum Kinn hoch. »Machen wir uns auf die Socken, Kleiner.«
    Sie duckten sich hinaus in den Sturm.
    Das einzige Anzeichen, dass irgendwo noch Leben existierte, außer im Inneren des großen metallenen Monsters, das sie nach Südwesten trug, war der stete Strom von Trümmern aus Menschenhand, der über den leeren Highway fegte, und das unregelmäßige Aufflackern von Lichtern aus den Häusern längs der Straße. Hätte Jake auf solche Dinge geachtet, wäre er überrascht gewesen, dass überhaupt jemand zurückgeblieben war. Aber so, wie die Dinge standen, konnte er nicht genügend Interesse dafür aufbringen. Die Klügeren waren gegangen. Der Rest

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