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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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brechen.«
    Â»Sei nicht melodramatisch.«
    Â»Ich habe geschworen, es dir nie zu erzählen.«
    Â»Wem geschworen?« Jake musste beinahe brüllen, um über dem düsentriebwerkartigen Donnern der Natur gehört zu werden. »Meinem Vater macht das schon lange nichts mehr aus, Frank.«
    Â»Ich habe es deiner Mutter versprochen, Jakey. Ich meine, wirklich versprochen. Auf mein Leben geschworen, diese Art von Versprechen. Und ich weiß nicht, wie gut du dich noch an deine Mom erinnerst –«
    Â»Ganz genau«, schnitt Jake ihm das Wort ab.
    Â»Dann weißt du, dass sie ziemlich sauer auf mich wäre. Sie fand, du solltest es nicht erfahren. Alle waren dieser Ansicht.«
    Â»Frank, dieses Arschloch hat meine Frau. Meinen Sohn. Wenn du etwas weißt, das mir dabei helfen könnte, ihn zu fassen, wäre es besser, ich erführe es nicht erst im Nachhinein.« Einen Augenblick lang blendete ihn ein Bild von Kay und Jeremy, die den Strand entlanggingen, während der Junge den entgegenkommenden Spaziergängern zuwinkte. »Ich bin nicht gerade ein nachsichtiger Typ.«
    Â»Ist mir aufgefallen.« Frank zog wieder an seiner Zigarette und nickte, während er den Rauch zwischen seinen perfekten weißen Zähnen hervorstieß. »Ach, zum Teufel, wir müssen alle mal sterben, nicht wahr?«
    Und dann begann er, ein zweiundvierzig Jahre altes Versprechen an die Toten zu brechen.

55
August 1969
121 nautische Meilen westlich
der britischen Jungferninseln
    Sie segelten faul nach Norden in Richtung der amerikanischen Gewässer, nachdem sie den Sommer mit Insel-Hopping verbracht hatten. Sie waren seit etwas mehr als zwölf Wochen unterwegs, und die sybaritische Auszeit hatte ihnen gutgetan. Jacob konnte natürlich nicht von der Arbeit lassen und hatte sich an Aquarellen versucht, wobei einige gute Studien von kristallklarem Wasser und verschwenderischer Inselvegetation herausgekommen waren. Mia lernte derweil tauchen und angeln und perfektionierte ihre Fähigkeiten am Grill. Frank hatte wieder einmal sein gebrochenes Herz gesund gepflegt. Sie waren alle sonnengebräunt und nahmen die Glut eines schönen Sommers mit in den Frühherbst.
    Dies war die dritte Urlaubsreise, die sie gemeinsam unternahmen, aber zwölf Wochen zusammengepfercht in einem Boot mit seinem Bruder und seiner Frau hatten Jacob rastlos gemacht. Jedenfalls dachte er das damals. Erst später, mit der Hellsichtigkeit des Rückblicks, begriff er, dass das Böse buchstäblich hinter dem Horizont auf sie gewartet hatte.
    Mia lag auf dem Vorderdeck in der Sonne ausgestreckt und las ein Taschenbuch. Jacob stand mit nichts als verwaschenen Bermudashorts am Leib hinter dem Ruder, behielt den Kompass im Auge und arbeitete sich durch eine Flasche Jim Beam – sein Ersatz für den Laphroaig, der auf den Inseln nirgendwo aufzutreiben war, außer auf den Bermudas. Frank schlief unter Deck den fehlgeschlagenen Versuch von der Nacht zuvor aus, seinen Bruder, den Meister aller Klassen, unter den Tisch zu trinken.
    Mias Bikini verbarg nur sehr wenig von ihrer Gestalt. Jacob liebte die Glätte ihrer Haut, und er fand großes Vergnügen daran, Mia zu malen, wann immer sie lange genug stillsitzen konnte, um ihn seine Impression auf die Leinwand bannen zu lassen. Er trank einen Schluck aus der Flasche und ließ seinen Blick über ihre Rundungen gleiten, ihre wundervollen Proportionen, die herrliche Muskulatur. Sie waren jetzt schon ein paar Jahre zusammen, und er sah, dass erste kleine Anzeichen des Alters angeschlichen kamen. Sie war jünger als er – sie hatten sich in einer Taverne in New York kennengelernt. Ihr Date hatte sich verspätet, und Jacob hatte sich an die Bar vorgedrängt, um eine Flasche Scotch für sich und seine eigene Begleiterin zu besorgen. Er bestand darauf, dass die wunderschöne Frau zu seiner Linken an dem Laphroaig nippte, bevor er ihn an seinen Tisch mitnahm. Sie wussten sofort, dass sie füreinander bestimmt waren. Nach einer Woche malte er sie. Nach zwei Wochen war sie bei ihm eingezogen.
    Das Wetter war gut, und sie kamen schnell voran. Ein südlicher Wind schob sie mit unsichtbarer Hand nach Hause, und außer ein paar kleinen Flächen von Sargassotang, die sie leicht umschiffen konnten, hinderte nichts ihre Fahrt. Mia blickte immer wieder nach Steuerbord, wo ein paar große Tümmler anscheinend Gefallen an ihrer Gesellschaft gefunden

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