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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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war noch da. Weiter kam er nicht in der Gleichung.
    Wind und Regen hämmerten horizontal auf sie ein, und Frank musste ständig mit dem Steuer kämpfen, um das gewaltige Fahrzeug auf der Straße zu halten. Der Innenraum roch nach Diesel, Patronenhülsen, Blut und nassen Bleistiften. Jake griff unbewusst nach dem Haltegriff unter der Windschutzscheibe. Im Geiste ging er noch einmal die Ereignisse der letzten Tage durch.
    Â»Es ist wichtig, Jake.« Frank musste schreien, um sich über dem kombinierten Lärm des Sturms und des schweren Dieselmotors Gehör zu verschaffen.
    Jake kehrte wieder in die Gegenwart zurück, in die Welt, die unter dem dunklen Sturm erzitterte, und zwinkerte wie ein Mann, der zum ersten Mal einen Satz neue Augen ausprobiert. »Wovon redest du?«
    Â»Du weißt, dass ich nicht an Astrologie oder Gott oder sonst einen Mist glaube, mit dem die Leute sich selbst belügen, weil es ihnen ein Leben in Angst ein wenig erträglicher macht. Vielleicht bin ich der falsche Mann für das hier. Vielleicht brauchst du jemanden, der an den Scheiß glaubt.«
    Ein Gartentisch aus Plastik krabbelte über die Straße wie eine Spinne. Als er auf den geschotterten Straßenrand traf, kippte er um und wirbelte ins Dunkel davon. Frank griff unter das Instrumentenbrett und schaltete die LED -Lichtleiste ein, die am Dachträger festgeschraubt war. Die Straße leuchtete in blauen Unterwasserfarbtönen auf.
    Ein Windstoß knallte seitlich gegen den Hummer, und Frank riss das Lenkrad gewaltsam nach links, um das Fahrzeug vom Straßengraben fernzuhalten. Im blaugrünen Licht der Instrumentenbeleuchtung wurde sein Gesicht noch ein bisschen blasser. »Ich bin ein alter Mann, Jake. Im Laufe meines unbedeutenden Lebens habe ich gesehen, wie sich die Welt von ganz erstaunlich zu erstaunlich scheiße verändert hat. Und in gewissem Maß war ich daran beteiligt.« Franks Gesichtszüge verkrampften sich noch ein wenig mehr. Er griff nach seinen Zigaretten – filterlose Camels – und schüttelte eine für seinen Neffen heraus. Dann nahm er sich selbst auch eine, steckte das Päckchen wieder ein und klappte sein treues Zippo auf. Er zog die Spitze der Zigarette durch die Flamme und reichte das Feuerzeug weiter. Die Flamme zog eine weiße Spur durch Jakes Blickfeld, und das dumpfe Aroma des Feuerzeugbenzins ließ die Zigarette gleichzeitig unangenehm und besser schmecken. Er sog den Tabakrauch tief ein und behielt ihn eine Sekunde lang in der Lunge.
    Jake ignorierte den sintflutartigen Regen draußen, das Quietschen der großen Scheibenwischer auf der zweigeteilten, flachen Windschutzscheibe, das Röhren des Diesels und den Geruch nach Schießpulver und Zedernholz. Er sah einfach seinen Onkel an und hoffte, die Bilder von Kay und Jeremy würden ihn für eine Weile in Ruhe lassen – lange genug, dass er sich über alles klarwerden konnte.
    Frank nickte zu dem Computer hin, der auf Jakes Schoß lag. »Ich habe ihn nach den Bildern gefragt, Jake – nach diesen Puzzleteilen.« Jake, der ewige Student von Verhaltensweisen, erkannte das Hintergrundgeräusch der Furcht in Franks Stimme. Oder war es nur ein Nachgeschmack jenes ersten Anrufs, der ihn vor zwei Nächten und ein paar Ewigkeiten aus dem Krankenhaus erreicht hatte?
    Jake hörte auf, mit den Fingern auf die Tasche des Laptop zu trommeln.
    Â»Er sagte, dass du dahinterkommen würdest. Dass du wissen würdest, was zu tun ist.« Frank sog an seiner Zigarette, und die Spitze leuchtete eine Sekunde lang hellorange auf. »Er hat alten Ballast abgeworfen, Jakey. Ich glaube, diese Bilder sind eine Art Geschenk an dich. Eine Art von …« – er verstummte, und für eine Weile füllte nur das Klicken der Scheibenwischer die Gesprächspause – »… Entschuldigung.«
    Â»Ich glaube nicht, dass Jacob Coleridge überhaupt weiß, was eine Entschuldigung ist.«
    Frank räusperte sich, und seine Nasenlöcher spien zwei Rauchstrahlen aus. Er sah aus wie ein Mann, der all seinen Mut zusammenrafft. »Ein Teil der Geschichte ist wahr, Jakey – das weiß ich, weil ich dabei war.« Er unterbrach sich wieder, als hätten sich die Zahnrädchen in seinem Kopf verklemmt. »Herrgott, wenn es irgendetwas gibt, das dir dabei hilft, deine Frau und deinen kleinen Jungen zu finden, dann macht es mir nichts aus, ein Versprechen zu

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