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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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»Satellitenverbindung wieder intakt?«
    Wohl hielt das Walkie-Talkie zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe, als wäre es eine giftige Kröte. »Glauben Sie, ich würde in das Ding hier reinbrüllen, wenn wir Satelliten hätten?«
    Jake blieb stehen und brauchte ein paar Sekunden, um seine Gedanken zu sammeln. »Ich brauche einen Mülleimer. Etwa sechzig Zentimeter Durchmesser. So dass ein Wasserball hineinpasst. Und etwas zu essen. Haben Sie einen Automaten?«
    Wohl lächelte, froh darüber, dass er etwas tun konnte. »Wie wär’s mit Eiersalat mit jeder Menge Zwiebeln auf Roggenbrot, dazu einen Spritzer Senf? Und Kaffee. Ich habe Kaffee. Jede Menge Kaffee.«
    Â»Klingt gut.«
    Â»Wie trinken Sie ihn? Zucker haben wir nicht.«
    Â»Aus einer Tasse.«
    Unterwegs traf er auf Scopes, der neben der Tür an der Wand lehnte und sich mit einem großen Kampfmesser den Schlamm aus dem Profil seiner Stiefel kratzte. Er blickte hoch, sah Jake und winkte mit dem Messer.
    Kays Gesicht blitzte vor seinem geistigen Auge auf, lächelnd, sommersprossig, schön und lebendig. Hinter ihr, nicht weit entfernt, tanzte Jeremy mit Elmo und einem Stück MoonPie in der Hand herum. Jake zwinkerte und zwang die Bilder mit reiner Willenskraft, sich wieder ins Dunkel zurückzuziehen.
    Kay warf ihm einen Kuss zu. Dann ging sie in den Schatten unter.
    Jake schaufelte zwei von Wohls Sandwiches in sich hinein, gefolgt von zwei Tassen Kaffee. Dann machte er sich mit dem sezierten Wasserball an die Arbeit.
    Er hatte nicht die Zeit, ins Strandhaus zurückzufahren und das Gestell aus Edelstahl von der Konsole neben der Tür zu holen. Er musste improvisieren, darum polsterte er einen großen Papierkorb mit zusammengeknülltem Küchenpapier aus, so dass eine Art Schüssel entstand, und legte die Haut des Wasserballs hinein. Er drückte sie fest und war überrascht, wie gut sein Stegreifkonstrukt passte.
    Während er versuchte, die Einzelteile, die durch die Gegend rutschten wie eine Handvoll Plektren, richtig aneinander auszurichten, erhaschte er hin und wieder einen Blick auf Partien eines Gesichts. Beinahe eine Nase. Ein Stück von einem Auge. Ein Wangenknochen. Schließlich gelang es ihm, den Ball so in den Boden des Eimers einzupassen, dass nur noch ein paar kleine Korrekturen nötig waren. Vorsichtig zog er die Haut in Form, hielt sie fest und blickte hinab auf das Bild, das Emily Mitchell für ihn gezeichnet hatte.
    Es war ein Porträt.
    Ein gutes Porträt.
    Das Mädchen hatte unglaubliche Arbeit geleistet.
    Aber Jake wusste, dass es nicht das war, was sein Vater auf die Leinwände im Strandhaus gemalt hatte.
    Nie im Leben. Ausgeschlossen.
    Und zum zweiten Mal in dieser Nacht spürte er, wie sich die Faust der Niederlage heiß in seinem Magen zusammenballte. Das war’s – die letzte Chance herauszufinden, was sein alter Herr ihm sagen wollte, vertan. Und doch wusste er hinter dem weißen Rauschen der Trauer, des Ärgers und der Frustration, dass sein Vater ihm mitteilen wollte, wer Kay und Jeremy entführt hatte.
    Jetzt würde er sie nie zurückbekommen. Nicht Kay. Nicht Jeremy.
    Gehäutet .
    Sie waren fort.
    Gehäutet .
    Für immer.
    Scopes kam ins Zimmer gestampft. »Special Agent Cole, die Gerichtsmedizinerin ist am Telefon.«
    Ohne den Kopf zu heben, sagte Jake in seine Hände: »Ich dachte, die Telefone funktionieren nicht.«
    Â»Im Gegenteil, die Telefone sind das Einzige, was noch funktioniert. Drücken Sie Leitung drei.«
    Jake wankte zu dem alten Eichentisch, dessen Oberfläche mit zahllosen Ringen von Kaffeetassen und Zigarettennarben übersät war. Er nahm den Hörer ab und drückte die Drei.
    Â»Cole.«
    Â»Special Agent Cole, hier spricht Dr. Reagan. Zwei Dinge. Zunächst einmal: Das Blut auf dem Kinder-T-Shirt, das Sie heute Morgen vorbeigebracht haben, ist von derselben Gruppe wie das des Jungen aus dem Haus der Farmers. Die DNA -Analyse liegt noch nicht vor, aber es ist definitiv AB -negativ.«
    Jake dachte an Jeremy, wie er am Fuß der Treppe gestanden hatte, den Kopf zur Seite geneigt, das Gesicht streifig von rosafarbenen Tränen. »Und?«
    Â»Und das Zweite ist: Wer immer Rachael Macready getötet hat, hat ihr die Zunge herausgeschnitten. Zuerst dachte ich, sie hätte sie sich abgebissen wie Madame X, aber sie war nicht im Haus zu finden.«
    Â»Haben Sie

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