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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Jakey.«
    Jake war nicht sicher, ob er es verstand. »All die kleinen Leinwände im Haus – all die kleinen, unregelmäßigen Formen, die sich überall stapelten, sind Teil eines großen Ganzen. Einzeln bedeuten sie gar nichts. Es ist wie eine digitale Fotografie. Aus der Nähe betrachtet – aus zu großer Nähe – sieht man nur kleine Farbquadrate, wie Fliesen in einem Mosaik. Ich wusste, dass sie irgendetwas bedeuten mussten, ich konnte mir nur nicht vorstellen, was.«
    Â»Wie hat er den Entwurf gemacht? Hast du gesehen, wie die Kleine den Wasserball zerschnipselt hat? Zu so etwas braucht man unglaublich viel Grips.« Frank schüttelte den Kopf und steckte sich eine Zigarette an.
    Â»Man kann Jacob Coleridge eine Menge Dinge vorwerfen, aber dass er dumm ist, gehört nicht dazu. Und ich denke, das Ding wurde so entworfen, dass man es über die Skulptur in der Diele stülpen –«
    Frank hieb auf das Lenkrad. »Die Skulptur! Himmelarsch, das ist clever. Ich meine …« Er verstummte, als ihm klarwurde, dass Jacob diesen Plan vor drei Jahrzehnten gefasst haben musste. »Meine Güte.«
    Vor ihnen lag eine Mulde, die mit Wasser vollgelaufen war. Jake rutschte im Sitz hin und her. »Das sieht ziemlich tief aus, Frank.«
    Â»Keine Sorge. Wir haben einen Schnorchel«, erwiderte Frank und tippte auf die Windschutzscheibe, hinter der ein Rohr aus der Motorhaube ragte. »Außerdem schwimmt das Ding hier nicht – es ist so gebaut, dass es sich mit Wasser füllt, damit wir die Bodenhaftung nicht verlieren. Vielleicht kriegst du einen nassen Hosenboden, aber kümmert dich das etwa?«
    Jakes Finger schlossen sich fester um den Haltegriff am Armaturenbrett, während er mit der anderen Hand Emilys Kunstwerk auf seinem Schoß festhielt. Er sah nach Osten, wo die Wellen gegen eine neu gefräste Uferlinie detonierten, und versuchte zu ignorieren, dass der Schnorchel ihnen nicht das Geringste helfen würde, wenn der Sturm sie ertränken wollte.

63
    Sein Vater starrte an die Decke und gab leise, verängstigte Geräusche von sich, die einer Gespenstergeschichte für Kinder zu entstammen schienen. »Wer ist das, Jacob?«
    Jake hatte die Haut des Wasserballs auf einem Schwarzen Brett ausgebreitet, das er im Aufenthaltsraum für Ärzte gefunden hatte. Sie war mit Nadeln festgepinnt wie ein seltener Schmetterling in einem Schaukasten.
    Â»Wer, Jacob?«
    Jacob Coleridge starrte das Werk gebannt an, und etwas wie Stolz leuchtete aus seinen Augen. Dann verlagerte er den Blick auf seinen Sohn, und einen Moment lang waren es die Augen eines rational denkenden, gesunden Mannes. Vielleicht sogar eines Mannes, der ihn liebte. Seine Mundwinkel zuckten in einem schwachen Lächeln von jener Art, die Jacob seinem Sohn immer vorenthalten hatte. Ich liebe dich, sagte es.
    Dann legte jemand den Hauptschalter in seinem Kopf um, und Jacob Coleridges Verstand erlitt einen endgültigen Kurzschluss, während er in die Kissen zurücksank und Unverständliches in sich hineinmurmelte.
    Jake verbrachte weitere zehn Minuten – zehn Minuten, die er eigentlich nicht erübrigen konnte – damit, den Geist seines Vaters wieder aus dem Winkel hervorzulocken, in den er sich zurückgezogen hatte, aber alles, was er erreichte, waren dumpfes Flehen und Tränen.
    Schließlich gab Jake auf und steuerte Frank am Ellbogen in den Korridor hinaus.
    Â»Gib mir den Schlüssel des Humvee.«
    Frank angelte ihn unter seiner Regenhaut hervor, einen Schlüsselring mit einer alten . 3030 -Patronenhülse daran. Er warf ihn Jake zu. »Wo willst du hin?« Eine unangezündete Zigarette klebte ihm zwischen den Lippen und wippte beim Sprechen auf und ab.
    Â»Du bleibst bei Dad. Pass auf, ob er noch etwas sagt. Ob er wieder klar wird. Frag ihn, worum es hier geht. Wer hinter der ganzen Sache steckt. Und warum er es tut.« Jake dachte an die Gestalt, die angsterfüllt im Krankenbett lag wie eine Figur aus einem Horrorroman, und ein Stück von ihm wurde ganz kalt. »Hast du eine Waffe?«
    Frank schlug den gewachsten Regenmantel zurück, und eine alte, gebläute 45 er zwinkerte Jake zu. »Außerdem habe ich das Ka-Bar«, sagte er und tippte auf das Heft des Kampfmessers, das er seit Korea bei sich trug.
    Männer wie Onkel Frank wurden heute nicht mehr hergestellt.
    Er grinste, und im düsteren Notlicht sah er aus wie

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