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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Jake nicht ertrank oder von einem umstürzenden Baum erschlagen oder von einem elektromagnetischen Puls getroffen wurde, dann würde er finden, wonach er suchte. Das wusste er. Er würde ihn finden.
    Und dann würde er ihm den Revolver an den Kopf setzen und ein Loch so groß wie der Himmel hineinblasen.

66
    Jake zog den Hummer auf den Rasen im Vorgarten der Mitchells, und das viereinhalb Tonnen schwere Gefährt versank bis zu den Achsen in der nassen Erde. Er stieß die massive Tür mit dem Fuß auf und sprang hinab in mehr als knöcheltiefes Wasser. Die Straße war überflutet, das ganze Viertel überschwemmt. Noch eine Stunde, und alles würde fortgespült sein. Er fragte sich, ob Scopes Hauser erreicht hatte und der Sheriff unterwegs war. Er wünschte, Hauser wäre hier oder Scopes oder irgendjemand, denn wenn der Mistkerl auftauchte …
    Gegen die Strömung, die ihn festhielt wie dreißig Zentimeter hoher, nasser Beton, rannte er auf das Haus zu. In ein paar Zimmern brannten jetzt Kerzen, und es sah so aus, als hätte Mrs Mitchell die alte Coleman-Petroleumlampe in Gang gesetzt, die auf dem Tisch in der Diele gestanden hatte. Keine Bewegung war zu sehen. Dann glitt ein Schatten vor das große Vorderfenster, verharrte und sah hinaus. Jake erkannte die Gestalt von Mrs Mitchell. Sein Puls beruhigte sich ein wenig.
    Sein Fuß stieß gegen die unterste Stufe der Betontreppe, und er griff nach dem Geländer. Mrs Mitchell öffnete ihm die Tür. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    Und dann sah Jake ihn. Hinter ihr in der Küchentür. Einen Moment lang glaubte er, sein eigenes Spiegelbild zu sehen, aber schon bewegte er sich.
    Ein Messer baumelte in seiner Hand, das Schimmern des Todes in der Dunkelheit.
    Er war nur ein dunkler Umriss, aber Jake erkannte die Gestalt. Es war der gesichtslose Mann, den Jacob mit seinem eigenen Blut an die Wand gepinselt hatte. Der Mann von den Porträts. Der Mann des Blutes. Der Bloodman.
    Jakes Hand glitt unter den Poncho und legte sich um den gummierten Spezialgriff seiner Pistole, der sich warm und trocken in die Handfläche schmiegte.
    Das Ding hinter Mrs Mitchell bewegte sich. Zuckte.
    Jakes Zeigefinger fand den Abzug, und er begann, die Waffe zu ziehen. Er öffnete den Mund, um einen Warnschrei auszustoßen. Mrs Mitchells Miene versteinerte, als sie seinen Ausdruck bemerkte und ihn unter dem Poncho nach der Pistole greifen sah. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um, schaute sich um.
    Jake sah, wie sich die gesichtslose Gestalt in der Dunkelheit bewegte.
    Es gab ein dumpfes Wumms , gefolgt von einem widerhallenden Krachen, das den Himmel aufleuchten ließ wie ein durchbrennender Milliarden-Watt-Generator. Dröhnend fuhr der Blitzstrahl in die Erde und verwandelte den nassen Boden in eine Supernova, die jeden Regenwurm im Umkreis von einem halben Kilometer tötete.
    Jake sah eine Millisekunde lang, wie die Welt durchbrannte, bevor der Strom ausfiel. Dann war es, als hätte niemals irgendetwas existiert.
    Er fiel nach hinten.
    Fort.
    Fort von der Welt.
    Fort von der Treppe.
    Fort von Mrs Mitchell und Emily und allem, was er dem Bloodman niemals zu überlassen geschworen hatte.

67
    Jake stand in der Eingangstür, und die wütenden Geräusche des Sturms, der auf das Haus einprügelte, verblassten zu einem dumpfen Dröhnen im Hintergrund, kaum lauter als das statische Rauschen, das durch seinen Kopf wirbelte. Er entdeckte den Scheitel von Emily Mitchells Skalp auf dem Eckpfosten des Treppengeländers, eine Schädelkappe aus dichten, schwarzen Locken, die von einer leuchtend gelben Haarspange zurückgehalten wurden. Darunter baumelten ihr Nasenrücken und eine Augenbraue hervor. Der Rest lag im Wohnzimmer, mitten auf dem billigen, falschen Perserteppich, der von Blut durchtränkt und mit Puzzleteilen übersät war. Das Ding, das einmal ihre Mutter gewesen war, lag neben ihr ausgestreckt, zerfleischt.
    Hauser übergab sich ein zweites Mal vor dem Haus, und Jake hoffte, dass er es nicht gegen den Wind tat. Es war einer der unzusammenhängenden Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, während er die Kopfhaut des Mädchens untersuchte, die wie eine Zipfelmütze achtlos und ein wenig schief über den Pfosten geworfen worden war.
    Hauser und sein Deputy hatten Jake neben der Straße im Wasser treibend gefunden. Das Gewicht seines schweren, wassergetränkten Ponchos hatte

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