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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Video.«
    Jake starrte in das wirbelnde Gummipuzzle hinein und versuchte, Details auszumachen, die irgendeinen Sinn ergaben.
    Es war Frank, der schließlich sagte: »Es steht auf dem Kopf.«
    Jake stand auf und ging um Emilys Kunstwerk herum. Im Zentrum des spinnwebartigen Areals, das sich wie eine erfundene Landkarte ausdehnte, setzten sich vier unregelmäßig geformte Gummiflächen zum Abbild eines menschlichen Auges zusammen.
    Â»Du alter Mistkerl«, stieß Jake zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Â»Was ist?« Frank trat neben ihn.
    Â»Es ist eine Kugel. Jacob hat es so konstruiert, dass es sich zu einer Kugel zusammenfügt.«
    Â»Was sollte das für einen Sinn haben?«
    Jake hockte sich auf die Fersen und hob eines der Hummerbeine aus Gummihaut an. Es fühlte sich kalt an. »Damit man das Gemälde nur von innen betrachten kann.« Er blickte auf und sah Frank an.
    Frank begutachtete das Modell, das Emily Mitchell aus ihrer persönlichen, nicht nachvollziehbaren Weltsicht konstruiert hatte. »Er hat wirklich den Verstand verloren.«
    Jake schüttelte den Kopf und versuchte, nicht allzu ehrfürchtig zu klingen. »Nein, es ist brillant.« Er dachte an den Polyeder aus Edelstahl auf der Konsole, den sein Vater vor einunddreißig Jahren zusammengeschweißt hatte. Er war etwa von derselben Größe wie ein Wasserball. Wenn er darüber nachdachte, hätte er sogar darauf wetten mögen, dass er genau die Größe eines Wasserballs besaß. Irgendwie hatte der alte Mann auf einer Wellenlänge gesendet, die Emily Mitchell empfangen konnte. Der Gedanke, dass die Leinwände im Atelier tatsächlich nur eine Attrappe des echten Kunstwerks sein könnten, das er jetzt in Händen hielt, reichte zu weit, um ihn ernsthaft in Betracht zu ziehen. Wie konnte er wissen, dass wir dazu in der Lage sein würden?, fragte sich Jake.
    Und die Antwort lautete: Konnte er nicht . Es war ein Glücksfall, eine Chance von eins zu einer Trillion im Quadrat, die aufgegangen war. Das Mädchen hatte die Bilder dechiffriert, und es war irgendwie über einen Wasserball gestolpert – oder von dem Video auf magische Weise dazu instruiert worden –, der genau die richtige Größe besaß. Jacob Coleridges Drahtgestellskulptur war nichts als ein Gestell. Und dieses Teil, das er in der Hand hielt, dieses kalte Stück Gummi, das sich unangenehm wie menschliche Haut anfühlte, war der dafür maßgeschneiderte Überzug. Das also hatte der alte Mistkerl im Sinn gehabt. Ein sphärisches Gemälde, das von innen betrachtet werden wollte – die perfekte Methode, seine Arbeit zu verbergen. Und Jake war irgendwie über die Lösung gestolpert. Es war reiner Zufall gewesen, ein unwahrscheinliches Zusammentreffen glücklicher Umstände, der Haupttreffer bei einer Lotterie.
    Etwas anderes zu denken war schlichtweg lächerlich.
    Der kalte, beinahe epidermische Gummi fühlte sich verdorben an, falsch. Aber jetzt hatte er sein Porträt des Killers.
    Gehäutet .
    Jake wandte sich zu Mrs Mitchell. »Danke für Ihre Hilfe.«

62
    Jake und Frank waren unterwegs zum Krankenhaus, aber diesmal mussten sie gegen den Wind ankämpfen. Die schlechte Aerodynamik des großen Metallmonsters behinderte ihr Fortkommen. Die neu gefundene Spur hatte Jake so weit aus seiner zornigen Trauer gerissen, dass er über die Gewalt staunen konnte, mit der Mutter Natur um sich schlug. Er fragte sich, ob das Haus an der Landspitze überhaupt noch stand oder ob der Ozean es mit einem gewaltigen Ruck an sich gerissen hatte.
    Â»Du glaubst also, das ist ein Porträt des Killers?« Frank wies mit dem Daumen auf die verstümmelte Haut des Wasserballs, die Jake zwischen zwei Einkaufstüten gehüllt auf dem Schoß trug.
    Jake strich sanft über das Plastik. »Ich weiß nicht.« Er überlegte, welcher Art von Verstand es bedurfte, so etwas zu ersinnen – ein dreidimensionales Bild, das von innen zu betrachten war. Wie viele Menschen gab es, die so etwas konnten? Höchstens eine Handvoll auf dem gesamten Planeten. Vielleicht sogar weniger.
    Und er dachte an einen anderen Aspekt, der ein bisschen zu abartig-fremd war, als dass er sich wirklich damit befassen konnte, weil es unmöglich war, ihn in irgendeinen Kontext zu bringen.
    Â»Jacob wollte, dass das Ding von innen betrachtet wird? Das verstehe ich nicht,

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