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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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auf der gottverdammten Fotografie im Haus der Toten. Seine Augen füllten sich mit hellen, heißen Tränen.
    Alles in ihm fragte: Warum?
    Er schüttete den Schnaps hinunter, und das Feuer brannte süß und vertraut. Er schloss die Augen, genoss die Hitze und die Schönheit der Flammen in seinem Bauch. Wie lange war es her, dass er einen Schluck Alkohol getrunken hatte? Wenn er wirklich darüber nachdachte, wusste er es auf die Minute genau – eine Gabe seines perfekten Gedächtnisses. Bis auf jene vier Monate, die er nie hatte zurückkaufen können – die waren für immer verschwunden.
    Er schlug die Augen wieder auf, und Hauser stand immer noch vor ihm, diesen unglücklichen Ausdruck wie auf dem Gesicht festgeschweißt, distanzierte Augen, herabgezogene Mundwinkel. Er sah aus wie die Aufkleber, die Kay auf die Chemikalien unter der Spüle klebte, damit sich Jeremy nicht einen Cocktail aus Bleichmittel und Edelstahlreiniger mixte.
    Kay. Jeremy. Wo waren sie?
    Das Wohnzimmer war voller Sand und Treibgut. Das Porträt des Mannes im Boden war verschwunden, zugedeckt. Jake verlagerte den Blick zum Pool. Der Sturm hatte die Algen und Seerosen weggeblasen, und das Fundament wäre fast ins Meer gerutscht. Aber der Pool hing immer noch schief an der Terrasse, zum Ozean hin gekippt, die Wasserlinie im spitzen Winkel zum Rand verlaufend. Das Wasser hatte jetzt eine schmutzig braune Farbe angenommen. Schlammig. Leblos.
    Er erinnerte sich daran, was Frank gesagt hatte. Du bist doch der Bursche, der wie ein Mörder denkt, Jake. Rechne du es dir aus.
    Und in seinem Kopf leuchtete es so hell auf wie die Blitze, die die ganze Nacht lang eingeschlagen waren. Er wusste, wo der Mistkerl sie hingebracht hatte. An einen Ort, wo niemand sie suchen würde, nicht einmal die Cops, als sie das Grundstück durchkämmt hatten. Ein Ort, der so verdammt nahelag, dass einfach niemand auf die Idee kam.
    Jake kam hinter der Theke hervor. Schnell.
    Hauser zuckte zusammen, aber Jake war am Sheriff vorbei, bevor der es richtig begriffen hatte.
    Jake stürmte durch eines der eingedrückten Fenster hinaus und warf sich in den Pool.
    Die Unterwasserwelt schmeckte nach Salz und Schlamm, nicht nach Chlor. Jake tauchte zum Boden und spürte, wie seine Hand in dem Schlick und Abfall verschwand, der sich nach dem Sturm abgesetzt hatte. Er tastete sich durch den Bodensatz, und seine Finger schoben Kiesel und Steine und leere Bierdosen und Scotch-Flaschen beiseite.
    Er hörte den eigenen Pulsschlag in den Ohren hämmern. Seine Hände glitten hin und her, durchwühlten den Schlamm. Die Luft in seinen Lungen versuchte, ihn an die Oberfläche zu ziehen, zurück in die Welt, aber er trat mit den Füßen Wasser, um unten zu bleiben. Er ertastete eine Radkappe, einen zerbrochenen Teller, noch mehr leere Dosen und Flaschen. Dann die unregelmäßige Form eines Porenbetonsteins und darunter etwas Weiches und Gummiartiges, das nur Haut sein konnte.
    Als Jake die Hand darübergleiten ließ, kräuselte sie sich und wickelte sich um seine Finger, als wollte sie ihn berühren, ihn wissen lassen, dass sie seine Anwesenheit bemerkt hatte. Sein Zeigefinger schlüpfte in eine schleimige Vertiefung – wie Blindenschrift konnte er sie mit seinem Tastsinn lesen –, ein kleiner, wohlgeformter Nabel. Er spürte die sichelförmigen Wülste, die der Schnitt eines einschneidigen Messers hinterlassen hatte. Dann den rauen Betonboden des Pools.
    Eine menschliche Haut. Beschwert mit einem Porenbetonstein.
    Jake stieß in einem einzigen, gewaltigen Aufschrei seinen gesamten Luftvorrat aus. Atmete ein, sog Schlamm und Salzwasser und Verzweiflung in seine Lunge. Übergab sich unter Wasser. Stieß sich instinktiv zur Oberfläche ab.
    Durchbrach sie.
    Stieß einen langgezogenen, gequälten Laut des Entsetzens aus. Dann tauchte er zurück in die trübe Tiefe.
    Er fand den Porenbetonstein, hob ihn an und schlang die Finger um die ölige Haut darunter.
    Durchwühlte weiter den Bodengrund.
    Entdeckte einen zweiten Porenbetonstein.
    Und eine zweite Haut.
    Er zerrte sie heraus, schwamm zur Oberfläche und tauchte am seichten Ende auf.
    Die Häute waren so dick und schwer wie mit Blei gefütterte Röntgenschürzen. Das Herz schlug Jake bis zum Hals, und er stand einfach nur da, wollte nicht nach unten sehen.
    Was von Kay übrig war, in seiner einen Hand.
    Jeremys

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