Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
Vom Netzwerk:
Strahl einer Taschenlampe durch die Tür, kroch durch den Raum und richtete sich auf Jake.
    Â»Hallo, Special Agent Cole«, sagte die Stimme hinter dem Licht.

78
    Als Jacob Coleridge im Aufwachzimmer wieder zu sich kam, war er allein. Die ihm zugeteilte Krankenschwester war zu einem Notfall auf die Intensivstation gerufen worden, zwei Türen weiter. Das konnte Jacob natürlich nicht wissen – er registrierte nur, dass er allein war.
    Er war nicht festgeschnallt, und abgesehen von dem scharfen Stechen eines Schwarms Angelhaken im Mund fühlte er sich relativ kräftig und bei Sinnen. Er setzte sich auf. Zusätzlich zur Nadel des Tropfs in seinem Arm versorgte ihn noch ein Schlauch durch die Nasenlöcher mit Sauerstoff. Er war klar genug im Kopf, um den Grund dafür zu begreifen, dass nämlich sein Mund voller Nähte und Klammern steckte. Er hatte keine Ahnung, warum.
    Jacob rutschte hinunter zum Fußende des Betts, schob ein hageres, nacktes Bein zwischen das Seitengitter und das Fußbrett, und es gelang ihm, die Halterung mit der Zehe hochzuschieben. Das Seitengitter klappte lautstark hinunter, und er schwang die Beine hinaus auf das kalte Linoleum.
    Mit einem der Knüppel, die einmal seine Hände gewesen waren, gelang es ihm, das Pflaster des Schlauchs, der ihn mit Sauerstoff versorgte, auf einer Seite loszufummeln, dann trat er einen Schritt zurück, und der Schlauch schlüpfte mit einem nassen Laut aus seinem Nasenloch. Er drehte sich um und ging vom Bett fort, so dass sich der elastische, intravenöse Schlauch spannte und die Nadel mit einem Ping aus seinem Arm glitt, zurückschnalzte und das Laken mit Blutspritzern besudelte. An seinen Bewegungen war nichts Heimliches oder Verstohlenes, er war einfach ein Mann, der ein Ziel hatte, eine Mission erfüllen musste.
    Er schlurfte hinaus in den leeren Gang, düster und dunkel und still, fand die Tür zur Feuertreppe und stieß sie auf.
    Das Krankenhaus von Southampton war dafür konstruiert, Hurrikanen und Sturmfluten standzuhalten, und so gebaut, dass man es nicht nur über das Erdgeschoss, sondern auch durchs Dach evakuieren konnte – alle öffentlichen Gebäude in Meernähe verfügten über diese Eigenschaft. Aber Jacob bediente sich nicht dieses Wissens, er folgte einfach seiner inneren Logik, und die befahl ihm, zu klettern. Also begann er.
    Er schaffte es in wenig mehr als zwei Minuten bis zum oberen Ende der Treppe. Er blieb stehen, bis er wieder zu Atem gekommen war, während die Luft durch seine Nasenlöcher pfiff und sich der Klumpen aus Mullbinden und Stichen in seinem Mund wie ein saurer Kaktus anfühlte. Dann lehnte er sich mit vollem Gewicht gegen die Tür.
    Die Alarmanlage war direkt mit einer Sirene verbunden, und sobald er gegen die Panikstange drückte, erfüllte ihr Heulen das Zwielicht. Der Sturm hatte eine Pause eingelegt, doch der Wind hier oben war immer noch stark genug, um den alten Mann beinahe umzuwerfen. Er stolperte über die erhöhte Türschwelle in das Wasser, das sich dahinter staute. Der Regen strömte in dicken Fluten durch die Fallrohre vom Dach, trotzdem musste der alte Maler noch durch dreißig Zentimeter tiefes Wasser waten, und der scharfe Kies des Flachdachs schnitt ihm die Fußsohlen auf.
    Er dachte an seinen Sohn und wie er den Jungen aus dem Haus getrieben hatte. Es war die einzige Möglichkeit gewesen. Doch jetzt, während er durch das schienbeintiefe Wasser watete, fragte er sich, ob er den Jungen damit hatte retten können. Wieder war er in Bedrängnis, und es machte Jacob betroffen, dass es ihm anscheinend nur gelungen war, die Konsequenzen für sie beide hinauszuschieben. Ein tiefes Dröhnen der Verzweiflung stieg in seiner Brust auf, denn ihm wurde klar, dass es nicht mehr wichtig war. Jetzt nicht mehr. Der Schaden war bereits angerichtet.
    Immerhin war es ein spektakulärer Schaden.
    David Finch hatte einmal zu ihm gesagt: Geh aufs Ganze oder geh nach Hause , und in seinem zerbrochenen und verängstigten Verstand empfand Jacob Coleridge immer noch Stolz darüber, dass er dieser Maxime bis zum Schluss treu geblieben war.
    Selbst hier, im Auge des Hurrikans, zerrte der Wind heftig an ihm und kaute seinen Morgenmantel durch wie ein wütender Hund. Er hob die Arme, und schon war der Mantel verschwunden, in die Nacht gezogen von den Händen des Sturms. Nackt stolperte Jacob weiter.
    Er bewegte sich vorsichtig,

Weitere Kostenlose Bücher