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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Bein handelte.
    Jake versuchte aufzustehen, glitt aber auf den Steinfliesen der Diele aus. Dann merkte er, dass er gar nicht in einer Wasserpfütze gelegen hatte.
    Man hatte Spencer die Kehle durchgeschnitten, eine saubere, leicht diagonale Linie, die von seinem rechten Schlüsselbein bis knapp unter das linke Ohrläppchen reichte. Die Wunde klaffte tief, und Jake hatte genügend Messerverletzungen gesehen, um zu wissen, dass es sich um einen einzigen schnellen Schnitt mit einer sehr scharfen Klinge gehandelt hatte. Der Akademiker in ihm konstatierte, dass es sich um einen rechtshändigen Angriff mit nach oben gerichteter Klinge gehandelt hatte. Die Waffe? Keine Frage. Franks Ka-Bar ragte bis zum Heft hineingestoßen leicht nach links versetzt aus Spencers Brust – ein perfekter Todesstoß. Jake wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. Sie klebten von bereits gerinnendem Blut, und er wusste, dass er eine Weile lang bewusstlos gewesen sein musste. Wie lange? Eine Stunde? Zwei?
    Spencers arterielles Blut war in einem großen, eleganten Bogen über die Wand gesprüht, hatte zwei Gemälde und die Nakashima-Konsole mit der Sphäre aus Edelstahl getroffen.
    Dann erinnerte sich Jake an Frank.
    Er rannte ins Wohnzimmer, aber natürlich würde Frank verschwunden sein. Spencer musste ihn losgebunden haben, und Frank hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Warum hatte er Jake am Leben gelassen? Warum hatte er nicht …
    Jakes Datenfluss kam zum Stillstand.
    Frank saß immer noch auf dem Stuhl.
    Undurchsichtiger, gelblicher Schaum ragte pilzförmig aus seinen Nasenlöchern und wuchs ihm wie die dicken Wurzeln eines verkrebsten Baums aus dem Mund. Neben ihm auf dem Boden lag eine Dose Dämmschaum, deren Sprühschlauch blutbefleckt war, wo man ihn in Franks Nase gezwängt hatte. Der Druck des sich ausdehnenden Schaums hatte seinen Schädel verformt, seine Nebenhöhlen zum Platzen gebracht, ihm die Augen herausgedrückt, und sein Unterkiefer stand weit offen wie der einer Python, die versucht, einen Dackel zu verschlingen. Franks Hals und Kehle waren aufgetrieben – gebläht von dem sich ausdehnenden Tod, der ihm die Luft abgeschnitten hatte und seine Luftröhre und Nase verstopfte wie zäher Klebstoff. Seine Haut war schneeweiß und geädert von durchscheinenden blauen Venen wie gedruckte Schaltkreise.
    Der Schaum war immer noch dabei, sich auszudehnen, und er klickte und tickte wie ein sich abkühlender Automotor, während er den Schädel weiter Stück für Stück aufsprengte.
    Jake sah hinaus zum Strand. Es war immer noch Nacht, aber der Wind und der Regen und die tobende Hölle hatten eine Pause eingelegt, während das Auge des Sturms durchzog. Der Himmel war wolkenlos, die leuchtende Scheibe des Mondes hing über dem Wasser wie eine Kameralinse. Sterne funkelten. Die Wellen klatschten in stetem Rhythmus ans Ufer. Der Strand sah aus, als hätte man darauf eine Barrikade errichtet, um das Wasser zurückzuhalten. Alles, von fünfzehn Meter hohen Bäumen bis zu gekenterten Booten, war zu einer durchgehenden Linie von Trümmern verwoben, die sich, so weit das Auge reichte, die Küste entlangzog.
    Jake drehte sich wieder zu Frank um. Der Schaum hatte ihm die Lunge, den Magen und die Speiseröhre gefüllt und zwang seinen Körper auf dem Hocker in eine rigide aufgerichtete Haltung, die unnatürlich für einen Toten war.
    Und plötzlich leuchtete eine unerträgliche Erkenntnis in Jakes Gehirn auf – er hatte sich geirrt. Hatte sich in Frank geirrt. Sich geirrt, was die Hinweise betraf, die sein Vater hinterlassen hatte. Die Ängste seines Vaters falsch interpretiert. Und hatte sich geirrt, was den Mann betraf, der das alles angerichtet hatte. Er hatte sich in allem geirrt.
    Er dachte an die Sixtinische Kapelle seines Vaters, das Atelier, das nicht das Bildnis eines Gottes zierte, der Adam Leben einhauchte, sondern das tätowiert war mit Dämonen – Männern des Bluts –, um dem Coleridge-Jungen eine Nachricht zu übermitteln. Eine Nachricht, die er nicht verstanden hatte. Jake wandte sich instinktiv nach dem Gebäude am Rand des Grundstücks um. Die Betonplatte, auf dem es gestanden hatte, existierte noch, aber das Atelier selbst war verschwunden.
    Jake hörte die Eingangstür aufgehen.
    Sich wieder schließen.
    Schritte.
    Pause (bei Spencers Leiche).
    Wieder Schritte.
    Dann fiel der

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