Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
sie töten! schoss es mir dabei durch den Kopf. Die silberne Klinge des Messers wurde von dem wabernden Schwarz von Amandas Aura eingewoben. Mit einem Mal wirkte die Waffe noch gefährlicher auf mich. Ich trat einen Schritt zurück, wäre dabei fast über den Stamm gestolpert.
Ein Schatten raste an mir vorbei, doch er schien mich nicht weiter zu beachten. Es war ein weiterer Mann, der es allem Anschein nach auf Amanda abgesehen hatte. So wie all die anderen. Wo kommen die nur alle her?
Noch im Laufen holte er eine handliche Pistole aus einem Halfter an seinem Oberschenkel. Der Mann stellte sich breitbeinig hinter Amanda, die ihn nicht weiter zu bemerken schien, und hielt ihr die Waffe an den Hinterkopf.
Doch noch bevor ich zu einem warnenden Schrei ansetzen konnte oder es zu dem tödlichen Schuss kam, war plötzlich ein großer, dunkelhaariger Junge neben dem Mann, schlug ihm die Waffe aus der Hand. Der Junge bewegte sich reflexartig um seinen Gegner, wie eine Raubkatze, die genau wusste, wann es Zeit war, anzugreifen. In einer blitzschnellen Bewegung, die jener von Matt mindestens ebenbürtig sein musste, machte er etwas wie einen Salto rückwärts, stieß sich mit den Händen vom Boden ab und verpasste dem vollbärtigen Mann eine Art Drehkick in den Brustkorb. Stieß ihn so von Amanda weg. Als der Junge wieder auf die Beine kam, kippte der Mann mit einem Japsen nach hinten.
Er weiß genau, was er tut! fiel mir auf. Und ich dachte immer, nur Jackie Chan oder Jet Li haben solche Tricks drauf.
Als der Junge sich nach Amanda (die immer noch das schwarz flackernde Messer in der Hand hielt. Die Frau hatte sie irgendwie von sich gestoßen) umsah, erblickte ich sein Gesicht und sackte innerlich ein ganzes Stück in mich zusammen. Cass!
Seine Lippen bewegten sich, aber ich verstand nicht, was er sagte. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Situation um Amanda und ihre Beute erfasst. Er schien nicht lange darüber nachdenken zu müssen, was zu tun war, da hechtete er über seine Halbschwester hinweg, entriss ihr in der Bewegung das Messer und rollte sich auf der anderen Seite ab. Noch bevor er wieder auf den Beinen war, rammte er das Messer (dessen schwarze Klinge sich nun in ein schimmerndes Gold färbte) in einen nahegelegenen Oberschenkel, worauf die breitschultrige Frau wütend zu brüllen begann. Als hätte er das Ganze einstudiert … Das Messer in ihrem Fleisch ignorierend, schlug die Frau mit ihrer fruchtlos klickenden Waffe nach Cass, doch der wich zurück und war prompt wieder angriffsbereit. In einer äußerst fließenden Bewegung, packte er die Hand der Frau, drehte die Waffe geschickt im Halbkreis, dann war es plötzlich Cass, der die Waffe hatte. Er zielte auf die Frau. Auf ihren Kopf.
Noch bevor das alles (was in weniger als einer Minute geschah) in meine Gedanken einsickern konnte, schrie ich: „Tu’s nicht!“
Cass stockte einen Augenblick lang, dann leerte er mit schnellen, flinken Fingern das Lager, zerlegte in wenig weiteren Griffen das Waffenheft und warf die leere Hülle der Waffe quer über den Boden, sodass sie für keinen mehr von Nutzen sein würde.
Das Goldschimmern des Messers, welches immer noch im Schenkel der Frau steckte, ging auf ihren Körper über, löste sich schließlich auf, als wäre es nie da gewesen. In diesem Moment brach sie wortlos zusammen.
Ich starrte Cass mit offenem Mund an. Und ich war immer der Meinung, dass ich ihn kenne. Zumindest etwas ! Aber da lag ich wohl gründlich daneben.
Seit meiner ersten Begegnung mit Matt war mein gewohntes Leben gewaltig aus den Fugen geraten. Gut, ich hatte so meine Probleme, aber die konnte man zumindest noch als normal abstempeln. In jeder anderen Situation wäre ich nun vor meinem Fernseher gesessen und hätte Zombies gekillt.
„Ambers!“, weckte mich Amandas Stimme aus meinen Gedanken. „Steh hier nicht faul rum, sondern bring deinen Arsch in Bewegung und verschwinde von hier!“
„Was fällt dir ein?“, fauchte ich. „Du bist doch diejenige, die mir den ganzen Scheiß hier erst eingebrockt hat!“ Irgendwo in meinem Inneren pochte ein Kloß, der mir streng sagte, ich sollte die Beine in die Hände nehmen und davonstürmen. Aber ich ignorierte das Gefühl. Dummerweise.
„Du!“ Amanda stand in einer geschmeidigen Bewegung auf, holte ein Klappmesser unter ihrem teilweise zerfledderten Mantel hervor. „Ohne dich wäre es nie so weit gekommen!“
Sie wirbelte das Messer in ihrer Hand, bevor sie mir die Klingenspitze
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